Bericht aus Nepal
Auch wenn Teile des
Klosters beim Beben zerstört wurden, genieße ich hier jeden Morgen den
wunderschönen Blick über das Gelände. Meist höre ich ein Gemisch aus Glöckchen,
Schellen und Klopfen dabei, das aus dem Kloster ertönt. Kurz vor neun Uhr geht es dann zur Arbeit. Wir sind inzwischen eine Gruppe aus fünf deutschsprachigen TCM
Kollegen, einem Physiotherapeuten, drei nepalesischen TCM Therapeuten
plus dem Leiter der Free Clinic und 2 Übersetzern. Diese große Gruppe
braucht es auch, denn jeden Tag kommen mehr hilfsbedürftige Menschen zu
uns.
Freudig werden wir jeden Morgen von vielen
watenden Patienten mit einem herzlichem Namaste begrüßt. Die Leitung
teilt dann nach einer Anamnese mit Puls- und Zungendiagnose die
Patienten auf auf die einzelnen Therapeuten auf. Jeder hat in der Regel
für seinen Patienten dann weiter verantwortlich, d.h. er überprüft
Zunge, Puls und auch die Punkteauswahl und sucht sich dann eine freie
Liege oder einen Stuhl zur Durchführung der Behandlung. Insgesamt stehen zwei Räume zur Behandlung und einer zur Diagnostik zur
Verfügung. Die Patienten sind uns allen gegenüber sehr offen. Manche
sind zu Beginn der Behandlung noch etwas scheu, doch öffnen sie sich in der
Regel meistens beim 2. Besuch.
Heute
kam ein 40 jähriger Mann, der vor ca. 4 Jahen einen Schlaganfall erlitten
hatte, zu uns in die Klinik. Ich war noch mit den nepaleischen
Akupunkteurinnen nach dem Aufräumen in einem Gespräch vertieft, so
dass ich ihn zunächst gar nicht bemerkt hatte, wie ich noch in die
Räume hinein gekommen war. Alle anderen waren ja auch schon gegangen.
Nachdem ich seinen Puls gefühlt hatte, seine Zunge geschaut hatte und
mir seine bisherige Anamnese durchgelesen hatte, führte ich die
Akupunkturbehandlung durch. Er hatte Schwierigkeiten seinen linken Arm
zu bewegen und anzuheben und darüber hinaus Sprachschwierigkeiten.
Nachdem ich die letzte Nadel am Ende der Behandlung herausgenommen
hatte, stubste er mich mit der linken Hand an und streckte sie freudig
nach oben. WIe staunte nicht nur ich, als ich dies bemerkte. Ich hielt
seibne Hand und wiederum stubste er sie weg und forderte mich auf mit
ihm leicht spielerich zu kaempfen. Immer wieder hielt ich seinem Druck
aus und war zutiefst beeindruckt mit welcher Kraft er sich mir
widersetzte. Mir liefen vor Freude die Traenen, als ich in seine
strahlenden Augen schaute. Die Müdigkeit, die ich am Ende des langen
Tages beim Aufräumen verspürt hatte, war wie verflogen.
Ganz besonderes Mitgefühl habe ich mit den Nepali, die nun nach dem Erdbeben auch noch unter den politischen Auseinadersetzungn und deren Folgen mit Indien leiden müssen. Während viele der Häuser
noch immer zerstört sind, wurde nun auch noch die Öl- und Gaslieferung aufgrund
der innenpolitischen Auseinandersetzungen von Indien boykottiert.
Arbeitslosigkeit und Armut verbreiten sich in Folge dessen noch weiter im Land:
Viele leere Gastronomiebetriebe stehen an den Straßen und nur wenige Menschen
können sich noch Treibstoff für ihr Auto besorgen.
Unterstützen auch Sie
die Erdbebenopfer von Nepal und helfen Sie beim Wiederaufbau
ihres Hauses. Schon mit einer kleinen Spende können Sie Großes bewirken. Danke