Pari ist 10 Jahre alt und die älteste von 4 Geschwister. Sie wohnt im
Armenviertel Tigri in Indien.
Vor der Pandemie verkaufte ihr Vater Obst und die Mutter nähte zu Hause für eine Fabrik. Pari ging gerne zur Schule, aber musste häufig ihrer Mutter helfen, denn diese wurde nur bezahlt, wenn die Kleidung rechtzeitig fertig wurde. Da sie somit oft in der Schule fehlte, nahm Pari zweimal wöchentlich am Unterrichtsangebot der gemeinnützigen Organisation STOP (Stop Trafficking and Opression of Children and Women) aus Neu-Delhi teil. Dort bekam sie Nachhilfe und Essenspakete. Seit über 20 Jahren arbeitet STOP in den Armenvierteln von Delhi mit Ausbildungsangeboten, Gesundheitsvorsorge und Sozialberatung.
Am 27. März 2020 kam in Indien der Lockdown. Paris Vater durfte seinen Obststand nicht mehr öffnen. Auch die Mutter bekam keine Aufträge mehr. Die Familie überlebte nur durch staatliche Lebensmittelhilfen, ergänzt durch Essenspakete von STOP. Die Ausgangssperren dauerten zwei Monate, seitdem versuchen Pari's Eltern wieder Arbeit zu finden.
Pari muss auf die jüngeren Geschwister aufpassen, denn die Schule ist noch geschlossen – bis heute!Diese Geschichte ist nur eine von Millionen. Nach Angaben von internationalen Organisationen wie der UNESCO (
https://en.unesco.org/covid19/educationresponse) droht eine
Bildungskatastrophe, denn: Kinder aus ärmlichen Verhältnissen haben keinen Zugang zu Online-Unterricht.
In Indien sind derzeit um die 300 Millionen Kinder vom Schulunterricht somit ausgeschlossen. Durch die existenzielle Bedrohung müssen auch Kinder ihren Beitrag zum Überleben der Familie leisten.
Besonders Mädchen sollen im Haushalt mithelfen oder die jüngeren Kinder beaufsichtigen – oder sie werden NOCH früher als sonst zwangsweise verheiratet. Stundenlang sind Kinder sich selbst überlassen; ausbeuterische Kinderarbeit, Kinderhandel und Drogenkonsum bei Minderjährigen nehmen extrem zu.
STOP möchte mit einem
Bildungsangebot gegensteuern. In den Communities Tigri und Tughlakabad in Delhi soll ein
außerschulisches Unterrichtsangebot durch Lehrkräfte entstehen, die von STOP angestellt werden. Zwei Lehrerinnen aus jedem Stadtteil werden Kinder in 5er-Lerngruppen zweimal wöchentlich unterrichten und mit Bildungsmaterial versorgen.
Insgesamt 100 Kinder aus besonders betroffenen Familien sollen auf diesem Weg auch während der Pandemie zweimal wöchentlich Unterricht erhalten und in Sicherheit sein. Denn: Durch das Projekt bekommt das Lehrpersonal Einblick in die familiäre Situation der Kinder und kann aktiv werden, falls Gefahren für das Kindeswohl drohen.
STOP plant, dieses
Projekt für vier Monate durchzuführen und benötigt hierfür 2.100 Euro. Sollte die Finanzierung gesichert sein, werden weitere Lehrerinnen angestellt und so mehr Kinder erreicht. Falls Schulen während des Projektzeitraums öffnen, wird STOP das Geld für außerschulische Nachhilfe nutzen.