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Schule statt Frühehe

F. Albrecht
F. Albrecht schrieb am 27.09.2010

„Ich bin froh, in die Schule gehen zu können“, schreibt Chompa in ihrer Muttersprache Bengalisch in einem Brief an ihre Partnerschule in Deutschland. Regina Breg – Fürsprecherin des Bildungsprogramms von NETZ – hatte Sie während ihres Freiwilligendienstes besucht und vom Schicksal des Mädchens erfahren.

Eben hat Chompa noch ängstlich gelauscht, als ihre Mutter über ihre Verheiratung redete. Nun spielt die 13-Jährige mit einem Kätzchen auf dem Lehmboden vor dem Haus. Nein, Chompa muss nicht verheiratet werden. Auch wenn für Familien in Bangladesch, die für das Leben und die Schulbildung der Tochter nicht aufkommen können, eine Kinderehe das Naheliegende zu sein scheint.

Für Mädchen wie Chompa ist es besonders wichtig, dass sie zur Schule gehen. Dann ist die Chance größer, nicht verheiratet zu werden. Bildung ebnet den Weg für eine Arbeit, die fair bezahlt wird.

Chompas Mutter ist glücklich, dass ihre Tochter die Dorfschule in Uttar Kabilpur besuchen kann, die NETZ aufgebaut hat. Ganz entscheidend ist für sie: „Wir müssen das Lernmaterial nicht bezahlen. Das hätten wir uns nie leisten können.“

Die Familie lebt in einer Hütte aus Wellblech. Großmutter, Eltern und vier Kinder schlafen gemeinsam auf zwei zusammengenagelten Betten. In einer Blechtruhe bewahren sie ihre wenigen Habseligkeiten auf. „Morgens essen wir Reis mit Wasser und Salz“, berichtet Chompas Mutter, „mittags Reis mit Gemüse. Wenn etwas übrig bleibt, gibt es das abends.“ Doch das Einkommen des Vaters von 1 Euro am Tag reicht häufig nicht einmal für Gemüse. „Ich pflücke das, was um das Haus herum wächst und verkoche es.“ Es mangelt an so vielem, deshalb ist die Familie häufig krank. 

Auf die Frage, was sie nach der Schule machen möchte, antwortet Chompa: „Ich will Ärztin werden.“ Sie wünscht sich eine bessere Zukunft. Und sie hat den Mut, das auszusprechen. Sie hat in der Schule gelernt, dass sie es wert ist, ein anderes Schicksal zu haben – ein Leben in Würde. Chompa ist eines von 22 Mädchen und 8 Jungen in ihrer Dorfschule. Sie hat mit ihrer Klasse einen Brief an eine Gruppe in Deutschland geschrieben, die eine WeltKlasse!-Partnerschaft mit der Dorfschule in Uttar Kabilpur hat. Ein Foto von Chompa haben wir für Sie bei den Projektfotos eingestellt.

Viele Grüße

Diana Hoffmann