An Tagen wie diesen - Urlaub in der Notübernachtung Lehrter Str. Teil 1
Der 11.12.2016: Der erste Job - die NOT-Kleiderkammer
Seit Tagen träume ich, verarbeite ich. Ich erwache und nach ein paar Sekunden ist mir klar, dass ich doch schon längst wieder in meiner heilen und warmen Welt angekommen bin.
Nach einem schönen August in diesem Jahr in der Ambulanz und teilweise Straßenambulanz konnte ich mich von so manchem Vorurteil gegenüber obdachlosen Menschen befreien. Dies war auch der Sinn meines Urlaubes. Sehr schnell habe ich mich dann entschlossen bei dem Projekt „Berlin bei Nacht" im Dezember mitzuwirken.
Jedoch war alles anders. Viele unbekannte Mitarbeiter und vielzählige Aufgaben. Ich sollte am ersten Abend in der Kleiderkammer eingeteilt werden. Ein etwas undankbarer Job, wie ich im Laufe der Stunden feststellen konnte. Da es eine Notkleiderkammer war, sollte nach Möglichkeit nur in wirklichen Notfällen Kleidung ausgegeben werden. Manchmal ist die Jacke zu dünn oder es wird eine gesamte Kleidergarnitur nach einer Läusebehandlung benötigt. Nach so manchen Diskussionen ob Notfall oder nicht, schlichen sich bei mir immer wieder so kleine Wutmomente ein, wenn ich nichts recht machen konnte. Schöne, sehr warme Jacken wurden abgelehnt weil sie nicht die 100 % ige Passform hatten. Nachdenklich ging ich schlafen. Ich wollte keine schlechten Gefühle aufkommen lassen. Es gab da ja auch die schönen Momente der echten Freude und das sollte überwiegen.
Wie eine kalte Suppe die Einstellung zu einem Gast komplett änderte und die kleinen Wutmomente in einen neuen Kontext stellen, erzählt Frau Wemmer im Teil 2.
Während Ihres Aufenthaltes durfte sie alle Bereiche der Kältehilfe kennenlernen und dort mitarbeiten. 
Ursula Wemmer, Medizinische Fachangestellte
„Berlin bei Nacht`lerin"