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Tschechien und Prag

R. Reinken
R. Reinken schrieb am 10.08.2016

DAYS ON THE ROAD: 10/75
DISTANCE COVERED: 553 km
CURRENTLY IN: BRATISLAVA, SLOVAKIA

Wahnsinn, die ersten zehn Tage der Tour sind wie im Flug vergangen. Naja, eher im Sattel. Ich saß fast immer von morgens bis abends im Sattel und habe kräftig in die Pedale gehauen. Dabei rumgekommen sind bis jetzt knackige 553km. Und die hatten es echt in sich: Von kleinen Hügeln zu größer werdenden Hügeln, zu Bergen, zu Gebirgen, über Wiesen und Felder, Sandige Truck-Wege, in denen ich mit meinem Reifen immer wieder stecken geblieben bin, Schotterwege, in denen so viele Steine lagen, die teilweise die Größe von Fußbällen hatten bis hin zu Überwindung der kleinen Karpaten (Gebirgszug in der Slowakei). Man könnte meinen ich wäre auf einer ausgeschilderten Strecke für Profi-Mountainbiker unterwegs :D Zwischendurch Wetter mit Winden, die mir seitlich so in die Räder gepustet haben, dass ich wirklich einmal beinahe mit dem Rad im Graben gelandet wäre. Mal abgesehen von den LKW-Fahrern, die auf den Landstraßen anscheinend an dem Spiel Wer-kann-das-Mädchen-auf-dem-Fahrrad-am-besten-von-der-Straße-drängen Gefallen gefunden haben. Ich gebe zu, teilweise war ich abends einfach nur fertig. Aber dennoch überwiegt auf jeden Fall das Positive: die absolute unberührte Schönheit der Natur, die mir immer wieder den Atem verschlägt, die vielen netten Begegnungen, die ich hatte, die neugierigen Blicke der Leute, die sich dann auch getraut haben auf mich zuzukommen und mich anzusprechen. Eine Mutter auf einem tschechischen Campingplatz wurde von ihren zwei Tochter gefragt was ich denn bitte machen würde "mit diesem Teil" (aka mein vollgeladenes Fahrrad) und sie hat geantwortet: "Sie sucht das Abenteuer." Das trifft es ziemlich auf den Punkt und als sie mir das erzählt hat, hat mich das sehr glücklich gemacht. Eine andere Frau kam in einer Kleinstadt der Slowakei auf mich zu und meinte, dass sie es so sehr bewundert, dass ich alleine mit dem Rad unterwegs bin und das für einen guten Zweck. Sie hat erzählt, dass sie noch nicht lange dort lebt, gerade mal drei Monate, und dass sie noch keine Freunde gefunden hat. Ich habe ihr dann erkärt, dass sie jetzt eine Freundin aus Deutschland hätte. Ihr hättet ihr Lächeln sehen müssen, das dann ihr Gesicht erhellt hat.
Das Leben unterwegs kann anstrengend sein. Aber man nimmt viel viel mehr wahr. Ich sehe viel mehr von der Natur. Ich sehe, wenn ich durch heruntergekommene slowakische oder tschechische Dörfer fahre, in welch privilegierten Umständen ich eigentlich lebe. Und trotzdem wie zufrieden die Menschen da sind. Und wie unglaublich hilfsbereit! Was ich auch noch ganz interessant fande, war, dass ich sowohl in Tschechien als auch in der Slowakei immer mit Deutsch weiter gekommen bin als mit Englisch.
Heute habe ich mir Bratislava angeschaut, leider war das Wetter nicht so gut und der Wind hat die ganze letzte Nacht gegen die Zeltwand gepeitscht. Ich bin aber glücklicherweise trocken geblieben. Morgen geht es für mich ca. 70km weiter bis nach Wien, wo ich dann ein paar Tage verbringen werde.
Ich bin so dankbar, dass ich überhaupt gar keine Worte finde, dass ich das hier machen darf und dann auch noch für einen guten Zweck.
Ich saß heute in Bratislava in einem Café und es standen Sprüche an der Wand. Natürlich auf slowakisch. Nach und nach habe ich jeden Spruch bei Google Übersetzer eingegeben und der hier ist mir im Gedächtnis geblieben:

"Wenn es wahr ist, dass wir nur dieses eine Leben haben, dann ist jeder Schritt, den wir gehen, jeder Tag, den wir leben, von absoluter Wichtigkeit."

Leute, wenn ihr reisen wollt, dann macht es! Keiner holt euch ab und nimmt euch an die Hand und sagt: "Hier, Flugticket und Kreditkarte, mach dir ein schönes Leben." Das müsst ihr schon selber in die Hand nehmen. Ich hab diese Reise für ein halbes Jahr geplant und Geld verdient und hart dafür gearbeitet, dass es klappt. Jetzt bin ich unterwegs und sehe was von Europa.

Okay, dieser Eintrag ist ein bisschen abgedriftet, ich konnte es mir nicht verkneifen. Aber seit ich unterwegs bin, nehme ich irgendwie alles klarer wahr und bin dauerhaft inspiriert über alles nachzudenken, wenn das logisch klingt.
Ich halte euch auf dem Laufenden!

Liebe!
Rebecca

#2WHEELS4SYRIA