Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit e.V.

Im letzten Jahr lag der Fokus noch sehr auf der Grundschule St. Pierre und den Ausbau zu einer sicheren, gesunden und barrierefreien Schule. In diesem Jahr zeigt sich bereits, dass diese Aktivitäten Früchte tragen. Momentan werden durch das Projekt 80 Schüler*innen in der St. Pierre Grundschule beschult. Davon sind 48 Kinder mit Behinderung und 32 Kinder ohne Behinderung, aber aus sozial schwachen Familien. Die Kinder interagieren, lernen und spielen gemeinsam. Die Lehrkräfte erhalten darüber hinaus konstant Fortbildungen, um in ihrem Unterricht angemessen auf die Bedarfe der Schüler*innen eingehen zu können. 

Seit einigen Monaten wurden zudem zwei neue Projektkomponenten eingeleitet. Beide Projektkomponenten setzen sich gezielt für nachhaltige Strukturen ein. Zum einen werden bei jungen Menschen mit und ohne Behinderungen, die nur wenig Bildung erfahren haben, Kapazitäten aufgebaut, durch die sie ihren eigenen Lebensunterhalt bestreiten können. Dafür wurden Jugendliche in Ausbildungsprogramme vermittelt, in denen sie technische Berufe erlernen. Parallel wurde in diesem Jahr damit begonnen, diese 60 Jugendliche in kleinen Selbsthilfegruppen zu organisieren. Dort werden sie aktuell durch Projektmitarbeiter*innen in wirtschaftlichem Know-How intensiv fortgebildet und gecoacht. So wird die Chance auf eine anschließende Beschäftigung oder Selbstständigkeit gesteigert. Hier werden die Jugendlichen dann nach ihrer Ausbildung die Möglichkeit haben, bei der Planung und Umsetzung von einkommensschaffenden Maßnahmen Unterstützung zu erhalten und können Kleinfonds beantragen. Dieser Kleinfonds wird von den Selbsthilfegruppen mit der Unterstützung von ADED selbstständig verwaltet. Bei Beantragung von Geldern wird die Nutzung und Rückzahlung der finanziellen Mittel vertraglich geregelt. Durch die Mischung aus Ausbildung und Schulung erhalten sie Zugang zu einer nachhaltigen Existenzgrundlage. 

Zum anderen spielen auch die Familien der Kinder aus der St. Pierre Grundschule eine wichtige Rolle. Auch nach Projektende soll sichergestellt werden, dass die Eltern die Bildung, Gesundheit und gesellschaftliche Teilhabe ihrer Kinder finanzieren können. Deshalb wurden auch sie in kleine Selbsthilfegruppe aufgeteilt. Genau wie die Jugendlichen wurden die Eltern in dem Kleingruppen-Ansatz geschult und haben an einem wirtschaftlichen Befähigungsprozess teilgenommen. Auch sie haben wirtschaftliche Fortbildungen und Beratungen durch Projektmitarbeiter*innen erhalten und bereiten sich momentan auf die Schaffung eigener Kleinstunternehmen vor. So erlangen die Familien mit und ohne Behinderung auch für die Zukunft starke wirtschaftliche Kapazitäten. 

In all den geschaffenen Kleingruppen geht es jedoch nicht nur um die wirtschaftliche Stärkung der Mitglieder. Es geht auch um Demokratie und Solidarität. Alle Gruppen zeichnen sich durch demokratische Strukturen aus. So wurden z.B. Vorsitzende gewählt, Satzungen erarbeitet und regelmäßige Abstimmungen vorgenommen. Es wird Wert auf Kommunikation, Transparenz und Partizipation gelegt. Gleichzeitig hat sich in den Gruppen – die sich aus Menschen mit und ohne Behinderung zusammensetzen – ein Zugehörigkeitsgefühl entwickelt. Man setzt sich füreinander ein und unterstützt sich gegenseitig.