Zum Hauptinhalt springenErklärung zur Barrierefreiheit anzeigen
Deutschlands größte Spendenplattform

Zwischenbilanz Hochwasser-Hilfe der Diakonie Katastrophenhilfe

U. Christenn
U. Christenn schrieb am 13.12.2021

Seit der Flutkatastrophe im Juli stehen Diakonie Katastrophenhilfe Rheinland Westfalen Lippe an der Seite der Betroffenen. 15 Millionen Euro wurden für Soforthilfen, Trockner und psychosoziale Beratungen ausgegeben oder sind fest verplant. Doch jetzt kommt der Winter. Mit einem Wärmeprojekt helfen wir denen, die keine Heizanlagen mehr haben.

"Bereits in den ersten Tagen nach dem Hochwasser  war klar: Wir wollen den Menschen ganzheitlich helfen und nicht nur Geld geben", sagt Ulrich Christenn, Leiter des Zentrums Fundraising. 3,2 Millionen Euro hat die Diakonie an Soforthilfen ausgezahlt, rund 7.000 Haushalte wurden erreicht. Dabei geht es nicht nur ums Geld: Ob in Stolberg, im Ahrtal oder in Swisttal – die Mitarbeitenden der Diakonie haben ein offenes Ohr für alle Nöte.


"Viele haben hier das Urvertrauen verloren", erzählt Christiane Reiferscheid von der Gemeindenahen Sozialarbeit des Diakonischen Werks Bonn und Region. "Sie bekommen bereits bei leichtem Regen Angst." Reiferscheid führte allein in den ersten Wochen nach der Flut 120 Gespräche. Viele Menschen sind schwer traumatisiert. Immer wieder über die Erlebnisse zu reden, ist wichtig. In neun Regionen ist die Diakonie mit mobilen Teams unterwegs, die psychosozial geschult sind und denen ein Seelsorger oder eine Seelsorgerin der Evangelischen Kirche im Rheinland angehört.

Bislang hat die Diakonie RWL rund ein Drittel der eingegangenen Spendengelder ausgegeben oder fest verplant. "Schon jetzt ist klar, dass Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen in ihren Wiederaufbauhilfen nur 80 Prozent der Schäden erstatten", sagt die Diakonie RWL-Vorständin. "Die verbleibenden 20 Prozent sind für viele Menschen nicht allein zu stemmen." Hier werden Diakonie Katastrophenhilfe und Diakonie RWL finanziell unterstützen. Auch beim Stellen der Anträge steht die Diakonie an der Seite der Betroffenen.


In den diakonischen Beratungsstellen wird zuerst geschaut, was die Versicherungen übernehmen, um dann einen Antrag beim Land zu stellen. "Außerdem verweisen wir auf unsere Haushaltsbeihilfen für eine neue Einrichtung." Bisher sind etwa 620 Anträge eingegangen. Bis zu 5.000 Euro erhalten Betroffene, um zumindest einen Teil der zerstörten Möbel oder Geräte zu ersetzen.


Geplant ist auch die Beratung beim Wiederaufbau. Menschen, deren Häuser zerstört wurden, können sich mit Statikern und Bauexperten austauschen, ob und wie ein Wiederaufbau aussehen kann. "Nach dem Verteilen von Bautrocknern im Wert von rund einer Million Euro ist das für uns der nächste konsequente Schritt", erklärt Ulrich Christenn.

Es brauche noch Zeit, bis die Infrastruktur überall wieder aufgebaut werde. Umso wichtiger sei es, dass die Menschen keine falsche Scheu zeigten, Hilfen anzunehmen. Egal ob es um Heizungen, Wiederaufbauhilfen oder eine psychosoziale Beratung gehe. "Ich erlebe häufig, dass Betroffene Unterstützung ablehnen, weil sie meinen, dass es anderen schlechter gehe. Aber auch ein abgesoffener Keller kann existenzielle Probleme mit sich bringen." Fest steht: "Auch in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren gehen wir auf die Menschen zu und bieten gezielt Hilfe an."