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Jahresbericht 2020

Agathe Venedey-Grenda
Agathe Venedey-Grenda schrieb am 13.01.2021
Jahresrückblick des Vereins Schulpartnerschaft mit Mosambik e. V. für das Jahr 2020

Liebe Vereinsmitglieder, Freunde und Förderer der Schulpartnerschaft mit Mosambik e. V.,

ein für uns alle ungewöhnliches Jahr geht zu Ende.  Nachdem wir uns noch hoffnungsfroh Ende Februar auf unsere jährliche Mosambikreise im Jugendgästehaus in Laubach vorbereitet hatten (insgesamt wollten 10 Schülerinnen und ein Schüler sowie 5 Erwachsene an der Reise teilnehmen), war schon 2 Wochen später klar, dass daraus nichts werden wird. Wir wurden umgehend mit dem ersten Lockdown Mitte März vom Hessischen Kultusministerium aufgefordert, die Reise zu stornieren. Versprochen war, dass die Stornokosten schnell und relativ unbürokratisch übernommen werden würden. Das war leider ein Trugschluss, denn die Reisewilligen warten bis heute auf die Rückerstattung der Flugkosten. Aber die Hoffnung geben wir nicht auf.

Corona hat uns dann auch bei unseren sonst üblichen Aktivitäten ausgebremst – keine Teilnahme am Keramikmarkt in Lich, keine Sponsorenwanderung der neuen Jahrgangsstufe 5 der Gesamtschule Hungen und kein Weihnachtsbasar. Uns schienen alle üblichen Einnahmequellen für unsere Projekte zu versiegen.  Dennoch hatten und haben wir Grund zum Optimismus.

Unser aktuelles Projekt, der Bau einer berufsbildenden Schule im Distrikt Macate, in der Nähe von Chissassa, hat sich hervorragend entwickelt. Die Gebäude und das vereinbarte Inventar für die Werkstätten konnten schon im Juni an die Distriktregierung übergeben werden. Es fehlten nur noch vonseiten des mosambikanischen Staates bzw. der Provinz Manica die öffentliche Stromversorgung und Teile des Mobiliars. Erfreulicherweise wurden auch die Stromleitungen Ende November fertiggestellt, allerdings ist aktuell noch kein Strom auf den Leitungen. Sobald der fließt, wird die Schule ans Netz angeschlossen und die 90 Computer mit Zubehör in den drei dafür vorgesehenen Räumen installiert.

Solange es noch vor dem Lockdown in Mosambik möglich war, wurden die künftigen Lehrkräfte an der Pädagogischen Universität in Chimoio, der Universidade Púnguè, auf ihre Tätigkeit als Berufsschul-lehrer*innen vorbereitet und zertifiziert. Lediglich im Bereich der Agrarwissenschaften konnten nicht mehr alle Kurse absolviert werden. Das wird, sobald es geht, nachgeholt.Wie der genaue Start in den Schulbetrieb aussehen kann und wird, ist noch ungewiss. Momentan gehen wir davon aus, dass im Februar mit einem „Teilstart“ im Bereich Bauwesen und Informatik begonnen wird.

Neue Projektplanung für 2021/22
Im März trat eine Gruppe um den Deutsch-Mosambikaner Ibraimo Alberto1, vermittelt durch den Koordinierungskreis Mosambik (KKM) in Bielefeld, an uns heran mit der Bitte um Unterstützung beim Bau einer Primarschule in Charonga, ca. 15 km südlich von Chimoio. Nachdem wir uns in gemeinsamen
Telefonkonferenzen über das Projektvorhaben verständigt hatten und sich noch ein großzügiger privater Spender bereit erklärte, einen Teil unseres Eigenkapitalanteils zu übernehmen, haben wir im August beim BMZ bzw. Bengo/Engagement Global eine Projektvoranmeldung für das Jahr 2021 gemacht. Auf unserer Jahreshauptversammlung am 01.10.2020 haben wir darüber berichtet, aber noch keinen Beschluss gefasst, weil noch zu viele Unwägbarkeiten im Raum standen. Als wir für dieses Projektvorhaben am 09. Oktober vom BMZ eine A-Priorisierung erhalten hatten (heißt, wir sind berechtigt, einen Antrag auf 75% Anteilsfinanzierung beim BMZ einzureichen), haben wir einen Antrag bei der Stiftung ALTERNAID über eine 15%-ige Kostenübernahme gestellt, der Anfang Dezember ebenfalls positiv beschieden wurde. Den ausführlichen BMZ-Antrag wollen wir nun möglichst bald nach einem Mitgliedervotum per E-Mail-Befragung bei Bengo/Engagement Global einreichen.

40-Jahr-Feier und Festschrift Juli 2020
Im Jahr 2020 hatten wir vor, das 40-jährige Bestehen der Schulpartnerschaft zwischen der Gesamtschule Hungen und mosambikanischen Schulen zu feiern. Da sich schon im März abzeichnete, dass daraus wohl nichts wird, hat sich Dorothea Fobbe intensiv darum bemüht, wenigstens eine Festschrift zusammenzustellen, um dem Ereignis ein bisschen gerecht werden zu können. In mühevoller Kleinarbeit, angefangen von der Werbung für Beiträge über die Schriftsetzung bis hin zum Druck hat sie enorm viel Arbeit investiert. Unterstützt wurde sie dabei wesentlich von Karin Schroeder-Pappe beim Korrekturlesen und Setzen der Seiten, sowie von unserem Ehrenvorsitzenden Walter Exler, der sich um die Grußworte bemühte.

Eine erste Auflage wurde noch rechtzeitig zu meiner (Agathe Venedey-Grenda) Verabschiedung Anfang Juli aus dem aktiven Lehrerinnendasein in den Ruhestand fertig und konnte bei der Corona bedingten kleineren Feier im Kreise des Kollegiums vorgestellt und an den Mann und die Frau gebracht werden. Eine zweite, etwas erweiterte und überarbeitete Auflage haben wir im August nachdrucken lassen, und Urs Derendinger hat uns Anfang Dezember eine Übersetzung ins Portugiesische geliefert. Die überarbeitete und die portugiesische Version finden sich als PDF auf unserer Homepage http://www.schulpartnerschaft-mosambik.de unter der Rubrik „Aktuelles/40 Jahre Schulpartnerschaft“ und „Português/ Publicação comemorativa 40 anos“. Da der Zeitpunkt unserer nächsten Reise nach Mosambik noch absolut ungewiss ist, haben wir auch etliche Exemplare in deutscher und portugiesischer Version nach Mosambik geschickt. Die deutschsprachigen Festschriften an die Deutsche Botschaft in Maputo, die portugiesischen an die Regierung der Provinz Manica, von wo aus unser Baubeauftragter und Freund Filipe sie an die mosambikanischen Adressat*innen weiterleiten wird. 

Teilnahme am Förderwettbewerb "Was einer alleine nicht schafft..." der Volksbank Mittelhessen
Bei einer Live-Verlosung über Facebook von 160 mal 1.000 Euro am 17.09.2020 fiel das allerletzte Los auf unseren Verein. Wir haben uns riesig gefreut und danken der Volksbank Mittelhessen ganz herzlich für die 1.000 Euro, die in diesem Jahr besonders wichtig für uns sind.

Wie weiter an der Gesamtschule Hungen?
Schon vor meinem Abschied von der Gesamtschule Hungen haben wir überlegt, wie die Schulpartnerschaft mit Mosambik am Leben erhalten werden kann. Die Gesamtkonferenz und Schulleitung haben ausdrücklich erklärt, dass die Arbeit weitergeführt werden soll, zumal die Schulpartnerschaft mit Mosambik im Schulprogramm der Gesahu fest verankert ist.

Vorranging haben sich die Lehrkräfte Jasmin Auel und Johannes Stumpf bereit erklärt, sich an der Schule um die Mosambikarbeit zu kümmern. Natürlich erhalten die beiden Unterstützung aus dem Kollegium und von uns Ehemaligen.

Ein schönes Beispiel für den schulischen Einsatz lieferten die Kollegen Peter Hagmann und Michael Stumpf, die zur „Rettung“ des Weihnachtsbasar-Gedankens Corona konform eine Weihnachts-lotterie in den letzten beiden Wochen vor dem vorzeitigen Ende der Präsenzpflicht der Schülerinnen und Schüler veranstalteten. Sie warben um attraktive Hauptpreise bei Hungener Gewerbe-treibenden (der Hauptpreis war ein Tablet, das teilweise von einer Sammelspende des Lehrerkollegiums bezahlt und von der Firma Puschner-Computer gespendet wurde), sowie einige kleinere Gewinne von Sport-Schäfer und Bucks Buch- und Papierladen.Als Nikoläuse verkleidet zogen Hagmann und Stumpf mit einem Bollerwagen durch die Schulgebäude und verkauften Lose. Als Glücksfee betätigte sich die Schulleiterin Alexandra Kuret, die die Lose der Gewinner*innen aus der Lostrommel zog. Als Reinerlös für die Schulpartnerschaft mit Mosambik kamen bei dieser Aktion immerhin ca. 350 Euro zusammen.

Unserem leider am 24.10.2020 viel zu früh verstorbenen Kollegen Christoph Backes lag die Mosambikarbeit und die Fortsetzung derselben sehr Herzen. Deshalb bat er auf seiner Todesanzeige um Spenden zugunsten dieser Partnerschaft, was zahlreiche Freunde und Weggefährten veranlasste, diesem Wunsch nachzukommen. Dabei gingen Spenden in Höhe von 1.213 Euro ein. Posthum hat er mit dem Vermerk auf der Überweisung „Die Schulpartnerschaft mit Mosambik darf nicht sterben“ noch am 10.12.2020 einen Betrag von 1.000 Euro überwiesen. Wir sind sehr traurig, Christoph verloren zu haben. Wir werden ihm aber stets ein ehrendes Andenken bewahren.

 

Hilferuf der Uli-Seibert-Schule in Bengo/Gondola Anfang Dezember
Am 1. Dezember erreichten uns Bilder unserer langjährigsten Partnerschule, die von Zerstörung durch heftigen Wind und Regen zeugten. Das Dach des größten Gebäudetraktes war zur Hälfte durch einen Sturm abgedeckt worden. (Wir berichteten davon in einer Rundmail an alle Mitglieder und Freunde der Schulpartnerschaft mit Mosambik am 02.12.2020).
Zunächst waren wir ratlos, wie wir helfen können ohne Einnahmen durch den Weihnachtsbasar etc. Aber der Hilferuf an die Mitglieder, ein Zeitungsbericht in den Gießener Zeitungen und dem Hungener Blättchen sowie die Veröffentlichung auf der Homepage der Gesamtschule Hungen haben eine überwältigende Resonanz und Spendenbereitschaft ausgelöst.
Außerdem haben wir online auf der Spendenplattform „betterplace.org“ um Unterstützung gebeten. Schnell zeichnete sich ab, dass wir das Spendenziel von 11.000 Euro überschreiten würden, und genauso schnell war das zerstörte Dach des zuerst betroffenen Schulgebäudes repariert.
Das veranlasste uns, Filipe und das Bauunternehmen SAI, mit dem wir auch unser neuestes Projekt realisieren, zu beauftragen, nach weiteren Schäden an den Schulgebäuden zu suchen. Die beiden brauchten nicht lang zu suchen, denn die neue Schulleiterin, Lúcia Salema Joao Paulo, hatte schon gehofft, dass auch das Gebäude, in dem das Sekretariat und 2 Klassenräume untergebracht sind, renoviert werden könnte. Da regnet es seit Jahren durch große Löcher im Dach herein, die Fenster sind kaputt und die Wände rissig. Da wir alle zweckgebundenen Spendengelder auch der Uli-Seibert-Schule zukommen lassen wollen, war es kein Problem, diesem Wunsch zu entsprechen. Weitere 14.000 Euro sollten hier verbaut werden, um alles instand zu setzen.
Das Bauunternehmen hat zügig mit den neuen Arbeiten begonnen, doch leider hat ein vom Zyklon (Chalane) zum Tropensturm herabgestufter heftiger Wind mit extrem viel Regen im Gepäck (140 l/m2) am 30.12. so manches durcheinandergewirbelt und Teile des noch nicht fertig gedeckten Daches des zweiten Gebäudes wieder weggerissen und das Wellblech verbogen.
So muss nochmal nachgelegt werden, aber auch das ist mit den Spendenmitteln noch möglich - nur bitte keine weiteren Stürme!!!   

Wir hoffen, dass der Unterricht für alle Schülerinnen und Schüler trotz der Sturmschäden, mit denen die Region von der Hafenstadt Beira über Chimoio bis nach Simbabwe hinein zu kämpfen hat, Anfang Februar zum neuen Schuljahr hin wieder aufgenommen werden kann. Die Schulen haben sich auf Corona konformen Unterricht vorbereitet, was nicht einfach ist, da normalerweise bis zu 60 Schüler*innen pro Klasse unterrichtet werden. Es ist Wechselunterricht angedacht, um Abstände wahren zu können. Wir drücken die Daumen, dass alles gut geht und sich die Lage auf der ganzen Welt bald wieder normalisiert. 

Zum Schluss wollen wir uns nochmals bei allen Spenderinnen und Spendern ganz herzlich danken! Was für eine großartige Hilfe! 
Unterstützen Sie die Wiederherstellung unserer Partnerschule!