Zum Hauptinhalt springenErklärung zur Barrierefreiheit anzeigen
Deutschlands größte Spendenplattform

Wir haben 2.033,73 € Spendengelder erhalten

Martin Hübner
Martin Hübner schrieb am 04.01.2023

Freifunk Berlin: Jahresrückblick 2022
Liebe Freifunker:innen, Freundinnen und Freunde,
frei nach David Kriesel[1] (Data-Scientist aus Bonn): Wenn etwas zweimal passiert, ist es Tradition, ab dem dritten Mal ist es Brauchtum. So wollen wir auch dieses Jahr, gemäß unserem guten Brauch, zurückblicken und erzählen, was so passiert ist.
## Events in der Freifunk-Szene
2022 war es erstmals möglich, einige große Events der Mesh-Communities wieder stattfinden zu lassen. Da war zum einen das Wireless Community Weekend (WCW), und zum anderen das Battlemesh.
Dieses Jahr war das WCW in Weimar zu Gast. Traditionell als deutschlandweites Vernetzungstreffen von (nicht nur) Freifunk-Communities bekannt, konnte es dieses Mal endlich wieder in Präsenz stattfinden. Das Freifunk-Radio berichtet in den Folgen 101[2] und 102[3] darüber. Dabei geht man vor allem auf technische Finessen von OpenWrt ein und macht einen Abstecher ins thüringische Sundhausen.
Auch zum Battlemesh v14 in Rom gibt es eine Folge[4] des Freifunk-Radio. Sonst immer eine große Runde, um die neuesten Versionen der eigenen Mesh-Protokolle gegeneinander antreten zu lassen, hat sich der Character eher zu einer lockeren Konferenz entwickelt. Aber es gibt auch Bestrebungen, wieder mehr Battle ins Battlemesh zu bringen. ;-)
## Freifunk wird 20 Jahre
Die Battlemesh-Folge im Freifunk-Radio berichtet auch von einem anderen fröhlichen Ereignis: Freifunk wird 20 Jahre alt. Am 23. Oktober 2002 gab es das erste Wavelöten. Damals kamen die ersten WLAN-Router für den Heimgebrauch auf. Da diese meistens nur Rundstrahlantennen hatten, wurden sie mit selbstgebauten Richtfunkantennen ausgestattet, um das Signal über längere Strecken zu übertragen. Wie das genau funktioniert, erklärt Flo Fleißig, eine Kunstfigur aus den frühen 2000er-Jahren in einer Miniserie[5].
Um diesen Anlass zu begehen, hatten sich die Berliner Freifunker:innen und Freundies am 22. Oktober in der c-base getroffen. Vor allem, dass auch Freifunker:innen "aus den höheren Semestern" da waren und man sich kennenlernen konnte war eine große Bereicherung.
## erster Mittwoch im Monat: Treffen in der c-base
Apropos c-base: Die c-base war von Anfang an in einer besonderen Weise mit Freifunk verbunden. Dort fanden jahrelang jeden Mitwoch die Treffen statt und auch das Wavelöten hat sich quasi aus dem c-base-Dunstkreis entwickelt. Um diese besondere Verbindung wieder aufleben zu lassen, findet das Treffen an jedem ersten Mittwoch im Monat schon seit einiger Zeit wieder in der c-base statt. 
## Stadtfunk gGmbH und Freifunk-AG@TUB
Im vergangen Jahr konnten wir mit der gemeinnützigen Stadtfunk gGmbH[6] auf einen unkomplizierten Partner bauen. Von einem Community-Member gegründet, unterstützt sie die Community bei der Beschaffung von Hardware, DSL-Anschlüssen und SIM-Karten für soziale Projekte. Des Weiteren ist sie auch seit diesem Jahr die Trägerin der Freifunk-Raum-Kampagne. 
Mit Hilfe der Stadtfunk gGmbH konnten in diesem Jahr vor allem die Projekte RixBox, Cafe Wostok und Habersaath-Straße erfolgreich abgeschlossen werden.
Zwar schon im letzten Jahr gegründet, aber nun auch endlich bestätigt, hat sich an der TU Berlin eine Freifunk-AG[7] gegründet. Ziele sind vor allem, Freifunk in Forschung und Lehre bekannt zu machen und so neue Freifunker:innen zu gewinnen. Im Rahmen der AG wurden schon ein Rust- und ein Git-Workshop realisiert.
## Technisches
Kommen wir zum Technobabble:
Wie auch schon das letzte Jahr, war auch dieses Jahr von der Modernisierung des Backbone (Richtfunknetzes) geprägt. Dabei konnten wir die Installation von 60GHz-Links auf dem Alboinkontor, Flughafen-Tempelhof, Rathaus Kreuzberg, Rathaus Neukölln, der Zwingli-Kirche und einigen weiteren Standorten abschließen.
Die 60 GHz-Technik ermöglicht uns zeitgemäße Bandbreiten von rund 'nem GBit/s zu übertragen. Wir erproben dabei Produkte unterschiedlicher Hersteller. Sowohl natives 802.11ay mit Mikrotik-Geräten, als auch die Ubiquiti Wave-Produkte (proprietäre Erweiterung) werden verwendet.
Parallel zum 60-GHz-Ausbau findet auch die Modernisierung mehrerer in die Jahre gekommener Standorte statt. Hierbei sind nach wie vor die Emma und der Alboinkontor aktuell. Deren Renovierung wird noch bis in das neue Jahr andauern. Die Renovierung des Rathaus Neukölln und des Rathaus Kreuzberg konnten bereits erfolgreich abgeschlossen werden.
## OWE-Einführung an einigen Standorten
Bezüglich des WLAN-Modus gibt es auch Neuerungen zu berichten: An einigen Backbone-Standorten haben wir aus opportunistischen Gründen Opportunistic Wireless Encryption (OWE) im Probebetrieb gehabt. OWE ermöglicht es, an offenen Hotspots verschlüsselte WLAN-Verbindungen anzubieten, ohne ein Passwort zu benötigen. Die Verschlüsselung mit OWE fügt dadurch eine weitere Sicherheitsschicht hinzu, zusätzlich zur gängigen Verschlüsselung von Webseiten (HTTPS) und Transportverschlüsselung (TLS).
Die Probephase verlief positiv, weshalb wir OWE in einem Kompatibilitätsmodus (OWE Transition Mode) auf einigen Standorten bereits als Standard aktiviert haben. Allerdings bekommen doch hier und da Clients beim Moduswechsel auf eine OWE-Verschlüsselung unter identischem WLAN-Namen derzeit noch Schluckauf.Eine Lösung für dieses Problem ist, das Freifunk-WLAN "berlin.freifunk.net" zu löschen und sich anschließend neu zu verbinden. Falls man mehrere Freifunk-Knoten mit unterschiedlichen EInstellungen (OWE/nicht-OWE) nutzt, muss dieser Vorgang aktuell  jeweils wiederholt werden. Wir arbeiten hier an einer Lösung.
## Projektraum im HdS
Für all diese Unternehmungen bietet uns unser ffraum im Haus der Materialisierung eine tolle Basis. Den Freifunk-Standort auf dem Dach des Haus der Statistik mussten wir leider im Sommer, wegen der fortschreitenden Bauarbeiten, abbauen – doch dass wir nun ohne Internet dastünden, heißt das zum Glück nicht. Durch einen 5G-Router haben wir weiterhin Internet vor Ort und über einen VPN-Tunnel wird unser Raum mit dem Rest des Freifunk-Netzes verbunden. So können wir auf unseren regelmäßigen Treffen Mittwoch abends auch weiterhin Hilfestellung beim Flashen von Routern und Einrichten von Freifunk geben, und dabei ein Kaltgetränk genießen.

Wie in den Bedarfen angegeben, werden wir die Spenden für die Finanzierung des Freifunkraums im HdS aufwenden.
All das wäre ohne die tatkräftige Unterstützung unserer Spender:innen nicht möglich. Dafür ein herzliches Dankeschön! Einen besonderen Dank möchten wir dabei an unsere Dauerspender richten, die uns mit ihren monatlichen Spenden Planungssicherheit geben. Ihr seid großartig!
Wir freuen uns auf ein sicherlich ereignisreiches Jahr 2023 und (hoffentlich) viele neue Freifunkknoten.
Es wünschen ein frohes neues Jahr 2023!die Berliner Freifunker:innen

[1]

[2] https://radio.freifunk.net/2022/07/12/quo-vadis-openwrt/[3] https://radio.freifunk.net/2022/09/13/audiofeature-aus-sundhausen/[4] https://radio.freifunk.net/2022/10/16/battlemesh-v14-in-rom/[5] https://media.freifunk.net/v/wcw-flo-fleissig-erklaert-freifunk-alle-folgen[6] https://stadtfunk.net/[7] https://freifunk-ag.org/