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C. Balzer
C. Balzer schrieb am 11.11.2020

Von Winden und Wellen Dieses Jahr ist irgendwie alles anders. Nicht mehr so, wie wir es kennen. Und weil niemand so genau wusste, ob wir unsere Reise überhaupt würden antreten können, waren alle gespannt und beinahe ungläubig, als wir uns tatsächlich am Sonntag, den 16.08.2020, in aller Herrgottsfrühe in München am Hbf einfanden. Was uns unter anderen Umständen, in gewöhnlichen Jahren, ohne Maske, Virus und Hygienekonzepte vielleicht gestresst hätte, war unter diesen Umständen beinahe egal: Dass der ICE mit unseren Reservierungen für fast 40 Personen ausgefallen war und wir in einen Ersatzzug steigen mussten, dass am Sonntagmorgen ein Triebwerksfehler alle S-Bahnen um München zeitweise außer Betrieb setzte, dass Taxis im Stau standen und eine unserer Leitungspersonen kurzfristig erkrankte, all das ließ unser Herz kurz bangen. Doch innerhalb von Sekunden durchdrang uns wieder die Kraft der Realität, die uns erzählte: Egal, welche Schwierigkeiten uns gerade begegnen: Wir dürfen wieder reisen! Wir stehen hier mit unseren ganz real greifbaren Koffern, winken unseren Eltern und Betreuern, packen unsere Sachen zusammen und begeben uns wieder in die weite Welt hinaus. Und wenngleich vieles seltsam anmutet und vielleicht nicht hundertprozentig Urlaubsfeeling verspricht, so bedeutet es doch: Wir dürfen unsere Träume wieder in die Hand nehmen und in Bilder und Erinnerungen eines lebendigen Sommers umwandeln. Und so steigen wir in den Zug! Julia und Tamara und Stefan und Judith und Sophie und...wir sind von unterschiedlichen Lebenswelten hergekommen, und begeben uns gemeinsam auf unsere große Reise: ans MEER. Und irgendwie bedeutet das für jeden von uns etwas unterschiedliches: Ich sehe Michael vor mir, wie er jeden Morgen und Abend nach dem Essen in den Garten ging, um die Luft zu atmen und dem Wind zu lauschen, wie er in sich hinein lächelte und in den Himmel blickte. Im Norden sieht er jeden Tag anders aus, und die unendlichen Wolkenbilder erzählen Geschichten und spielen Szenen, die er nie müde wurde, zu beobachten. Immer, wenn Michael aus dem Garten kam, sah er irgendwie so glücklich und zufrieden aus. Ich sehe Julia vor mir, die mit großer Entschlossenheit und in jeder Lebenslage Lyoner Wurst verspeiste, Perlen fädelte und Bücher las. Und deren ungebremste Neugierde und Erkundungswillen sie zur Shopping-Queen unserer Gruppe und unseres Örtchens „Norden“ werden ließen – manchmal über die Geduld der Teilnehmenden hinaus...jedoch: kein Cityausflug ohne Julias wilde Entschlossenheit, den nächsten Buchladen zu durchstöbern und Perlenmaterial für ihre Schmuckprojekte zu finden! Und selbst die für sie so schwierig zu erklimmenden steilen Stufen hinauf in einen alten Eisenbahnwaggon, der uns eines Sonntags durch die nordseenordische Landschaft fuhr, meisterte sie in ihrer unabänderlichen Entschlusskraft, neue Dinge kennenzulernen. Und ich denke an Sophie, die jeden Abend für eine halbe Stunden ihre „Bank vor'm Haus“ besuchte, um dort mit Freundinnen oder Betreuer*innen heimliche Geschichten und Gedanken auszutauschen und zu telefonieren. Diesen Ort hatte sie am ersten Abend gefunden und seither wurde es „ihr“ Urlaubsort zum erholen, entspannen, erkunden... Oder an Sven und Christian, die sich schon vor Reisebeginn ihre eigene Surfschule herausgesucht hatten, um einen Kurs im Stand-Up-Paddling zu belegen und in die Wellen zu surfen.