Zum Tag der Menschlichkeit, heute 16. Mai: Nainas Weg in die Freiheit

„Wäre ich hier nicht aufgenommen worden, hätte ich mein Masterstudium in Botanik niemals zu Ende bringen können“, sagt Naina, während sie auf dem ruhigen Innenhof des Karuna Frauenzentrums im Solera Girls Home sitzt. „Ich hätte mit finanziellen Sorgen gekämpft, mich um meine Sicherheit sorgen müssen – und wahrscheinlich keine Zeit mehr fürs Studium gehabt. Doch hier fand ich Schutz, ein förderndes Lernumfeld, Raum zur persönlichen Entwicklung – und neue Hoffnung.“

Naina ist 21 Jahre alt. Im August 2024 fand sie im Solera Girls' Home ein neues Zuhause – einen Ort, der nicht nur ein Dach über dem Kopf bietet, sondern ein Sprungbrett in ein selbstbestimmtes Leben. Heute steht sie kurz vor dem Abschluss ihres Masterstudiums in Botanik. Ihr Traum: Professorin zu werden. Aber mehr noch – sie möchte andere Mädchen unterstützen, die sich in schwierigen, gefährlichen oder unsicheren Lebenslagen befinden. Denn sie weiß genau, wie sich das anfühlt.
Nainas Kindheit war von Verlust und Unsicherheit geprägt. Ihr Vater starb früh, ihre Mutter verließ die Familie, als Naina noch ein kleines Mädchen war. Zurück blieben sie und ihr Bruder – auf sich allein gestellt, abhängig von Verwandten, die selbst kaum über die Runden kamen. Ihre Großmutter und ihr Onkel mütterlicherseits unterstützten sie so gut es ging, doch das Geld war knapp. Um ihr Studium zu finanzieren, arbeiteten Naina und ihr Bruder tagsüber als Landarbeiter und lernten nachts – eine enorme Belastung für zwei junge Menschen, die eigentlich selbst noch Schutz und Führung gebraucht hätten. Mit der Zeit wurde der Druck größer. Ihr Onkel, der sie lange unterstützt hatte, konnte es sich nicht mehr leisten. Stattdessen drängte er sie zur Heirat – für ihn war sie zu einer finanziellen Last geworden. In dieser aussichtslosen Lage begann Naina, nach einem Ausweg zu suchen.
Sie fand ihn im Karuna Frauenzentrum. Zum ersten Mal in ihrem Leben wurde sie gesehen, ernst genommen, gefördert. In dieser Gemeinschaft von Frauen, die alle ihre eigenen Kämpfe gekämpft haben, lernte Naina, an sich selbst zu glauben. Sie entwickelte neues Selbstvertrauen, entdeckte ihre Stimme – und ihre Stärke. „Ich habe hier gelernt, dass Bildung nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Würde schenkt“, sagt sie mit leuchtenden Augen. „Ich weiß jetzt, dass ich nicht nur für mich selbst kämpfen kann, sondern auch für andere.“
Naina ist kein Einzelfall – aber sie ist ein Beispiel. Ein Beispiel dafür, was möglich ist, wenn man Mädchen nicht nur Schutz, sondern Perspektiven bietet. Wenn man ihnen zeigt: Du bist nicht allein. Du bist mehr wert, als dir gesagt wurde. Du kannst träumen – und du darfst deine Träume leben.
Und Nainas Traum?
Eines Tages selbst vorne im Hörsaal zu stehen, junge Menschen zu inspirieren – und den Kreislauf von Abhängigkeit, Armut und Hoffnungslosigkeit zu durchbrechen. Dank des Karuna Frauenzentrums ist dieser Traum heute greifbar nah.
