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Mitten in Europa fehlt es vielen tausend Menschen am mindesten - Schutz vor Kälte, Wind und Regen.

Stephanie Nicolai
Stephanie Nicolai schrieb am 14.11.2022

Liebe UnterstützerInnen,

mein morgendlicher Weg ins Caritas-Büro führte mich heute wieder durch die Bonner Innenstadt. Es berührt mich sehr, wenn ich dabei – gerade jetzt in den kälteren Monaten – am Friedensplatz in den Geschäftseingängen oder auch am Kaiserplatz auf den Stufen der Kreuzkirche auf Obdachlose treffe, für die ebenfalls ein neuer Tag beginnt. Gefühlt sind es in den vergangenen Wochen immer mehr obdachlose Menschen, denen ich hier in meiner Stadt auf dem Weg ins Büro begegne.

Auch Caritasdirektor Jean-Pierre Schneider greift dieses Thema in einem sehr eindrücklichen Beitrag in der aktuellen Ausgabe des Magazins Sozialcourage der Caritas Bonn auf, den ich heute gerne mit Ihnen teilen möchte:



Beitrag „Bis 2030“ von Jean-Pierre Schneider, Caritasdirektor Bonn

Es ist nass und kalt, längst waren am Morgen öfters die Autoscheiben eingefroren. In der Liefereinfahrt eines renommierten Bonner Kaufhauses ist eine Ecke vollgepackt. Zwei farbige Schlafsäcke auf einer Isomatte, Decken, ein reichlich ramponierter Einkaufswagen, die großen blauen IKEA-Taschen und einige Sachen, die wohl dazugehören. Kaum erkennbar, dass da unter all den Sachen zwei Menschen übernachtet haben und ein halb zugedeckter Hund.

Wir nennen das in der deutschen Sprache “Obdachlosigkeit”. Viel deutlicher ist das französische “sans-abri”, was so viel heißt wie “ohne Schutz”. Wer die Bilder aus den Pariser Autobahnausfahrten oder an manchen Seine-Treppen kennt, sieht dort das gleiche Bild, wie in der Bonner Liefereinfahrt.

Mitten in Europa fehlt es vielen tausend Menschen am mindesten - Schutz vor Kälte, Wind und Regen. Aber zugleich auch an jener Sicherheit, die vier Wände und eine Tür vor Übergriffen, Misshandlung und Raub bieten.

Das darf kein Land in der EU tatenlos so akzeptieren, denn Obdachlosigkeit ist eine Frage der Menschenwürde. Die EU hat sich deshalb auf ein Ziel verständigt: Bis 2030 soll die Obdachlosigkeit beendet sein. Ideen und Konzepte dafür gibt es im internationalen Vergleich schon genug.

Einzig entscheidend ist aber, ob wir in unserer Stadt den Wohnraum für diese Menschen schaffen. Das ist in Bonn eine Herausforderung an die Menschlichkeit. Am regulären Mietmarkt wird dies ziemlich sicher nicht gelingen. Deshalb muss eigens für diese besonders gefährdeten Menschen Wohnraum geschaffen werden. In den Diskussionen der vergangenen Monate zeigt sich, dass es in Bonn die Bereitschaft gibt, dieses Ziel anzugehen. Nun müssen konsequent auch die nötigen Beschlüsse und die Entschlossenheit zur Verwirklichung dazukommen.

Bis dahin werden sich viele Bonner*innen vielleicht weiter Sorgen um die unterbrechungsfreie Strom- und Gasversorgung in diesem Winter machen. Und in der Nische der Liefereinfahrt mitten in Bonn werden wohl weiterhin am Abend zwei Teelichter neben dem Schlafsack und dem Einkaufswagen flackern.




Vom warmen Mittagessen bis zum Betreuten Wohnen – die Caritas Wohnungslosenhilfe bietet ein breites Spektrum an Hilfsangeboten für wohnungs- und obdachlose Menschen in Bonn. Besonders in der kalten Jahreszeit, sind wohnungs- und obdachlose Menschen auf unsere Hilfe und unser Mitgefühl angewiesen. In der City-Station der Caritas Wohnungslosenhilfe erhalten Wohnungs- und Obdachlose warme Mahlzeiten, Getränke, Hygieneartikel und Beratung durch SozialarbeiterInnen.

Bitte stehen Sie wohnungs- und obdachlosen Menschen in Bonn weiterhin bei!


Herzlichen Dank!  

 

Streetwork: Schlafsäcke für Obdachlose