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237. Programmreihe Festspielhäusel mit der dritten Serenade 2017 des Jugendorchesters Baden-Baden zur Kirchl-Wiedereröffnung nach Renovierung, Solistin am Violoncello: Darima Tcyrempilova

Eckehard A. H.
Eckehard A. H. schrieb am 10.09.2017

Es kam umgekehrt als die Verantwortlichen gedacht hatten: Zur Kirchl-Wiedereröffnung nach Renovierung, die mit Flammkuchen und Federweißem gefeiert werden sollte, erschienen um 16 Uhr dreimal weniger Gäste als im Anschluss zum Jugendorchester-Konzert in die mit neuem Anstrich und Bühnenlicht für rund 12000 Euro aufgewertete Mini-Arena. 

Auch die Verblendung der Kupferrohre, die gleichzeitig als Sperre gegen das Hängenbleiben von Stuhlbeinen zwischen Wand und Parkett dienen wird, erwies sich schon beim ersten Test als Falle: einer Musikerin waren nach dem letzten Stück, Mozarts Sinfonie A-Dur, KV201, Notenblätter zwischen frisch getünchter Wand und neuer Rohrverkleidung gerutscht, die zum Glück mit einer eilends aus der Nachbarschaft geholten Pinzette auf leichtem Weg gerettet werden konnte. 

Dank des freundlichen Herbstwetters begann das gemütliche Beisammensein vor dem Tor des baulichen Kleinods, das am Tag des offenen Denkmals sicherlich mehr Interessierte anlocken wird. Ab etwa 17 Uhr sprachen die Vorsitzenden des Förderkreises der St. Erhard Kapelle. 

Michael Görtler, der erste vorsitzende, beleuchtete das Engagement für die Kultur vor Ort, die durch den Erhalt des Kirchls möglich geworden sei. In einem zweiten Beitrag, den er am Abend vor den Konzertgästen wiederholte, vollzog er zur Überraschung des Geehrten, Dr. Eckehard Hilf, dessen Ernennung zum Ehrenmitglied des Förderkreises, was bisher nur dem vorstorbenen Gründer, Wolfgang König, zuteil geworden war. Durch die am 16. Oktober 2010 erstmalig und dann zur Folge gelungene Konzertreihe „Festspielhäusel“ war das kleine Bauwerk nach seiner Restaurierung aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und über die Region hinaus bekannt geworden. Die sogenannte Klassik war anfangs die einzige Juwelenart in diesem Kleinod, bis sich dann andere musikalische Stile dazu gesellten und heute dem inzwischen durch einen Aufführungsverein (Kultur im Kirchl Obertsrot) auch dank großzügiger Sponsoren das finanzielle Überleben garantieren helfen.

In der Rede des zweiten Vorsitzenden, Wolfgang Lang, kamen außer den Zahlen auch die für die Renovierung Engagierten zur Anerkennung, insbesondere die als tägliche Bauaufsicht rund ums Gebäude tätige Cornelia Fischer.

Nach einer Umräumphase im Parkett nahmen die Mitglieder des Jugendorchesters und die Konzertgäste Platz. Die sonst hinter verschlossenen Türen stattfindende Probe war diesmal öffentlich und die Musikfreunde bekamen dadurch manchen Satz doppelt zu hören. 

Die Solistin des Abends, Darima Tcyrempilova, ließ ihr Cello beim Konzert C-Dur (HobVII2) von Josef Haydn in einem wunderbar vollen Klang ertönen, nachdem zuvor des großen Mozarts Kleine Nachtmusik die etwas andere Akustik des Raumes zum Bewusstsein brachte. Das in Kammergröße von etwa zehn Musikern und Musikerinnen angetretene Orchester musste sich unter Karl Nagels Leitung mit dem Podest zurecht finden, das eigentlich (wie auch die Theaterscheinwerfer an der Decke) für andere Protagonisten gebraucht wird. Auch die frisch lasierten Wände mögen den Klang etwas lauter gemacht haben, als man es früher in diesem Raum gewöhnt war. 

Ein Cellosolo aus einer Partita des alten Bach gab es unmittelbar nach dem Cellokonzert. Das Instrument wurde in sensibler und zugleich energischer Weise wie eine Singstimme behandelt. Das Publikum dankte mit lang anhaltendem Beifall und fünf „Vorhängen“.

 

siehe Neuigkeit 236