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212. Das „Sommerfestival“ – eine neue Programmreihe im Obertsroter Festspielhäusel

Eckehard A. H.
Eckehard A. H. schrieb am 20.07.2016

  Badische Neueste Nachrichten | Rastatt/Gaggenau | GAGGENAU UND MURGTAL | 20.07.2016   Mit Verve durch die Jahrhunderte Anja Schlenker-Rapke und Ernst Rapke begeistern Besucher im Kirchl EIN BEZAUBERNDES KONZERT gaben Anja Schlenker-Rapke und Ernst Rapke beim Sommerfestival im Obertsroter Kirchl. Foto: sis „Weidenbach-Sonate“ wurde uraufgeführt

Das „Sommerfestival“ – eine neue Programmreihe im Obertsroter Festspielhäusl – nahm kürzlich seinen Anfang, einen sehr erfolgreichen. Vieles war anders, vieles war neu. Beispielsweise nahm erstmals ein Zimmermannflügel, Eigentum des Veranstalters Eckehard Hilf, im Halbrund der kleinen Kapelle Raum und Platz ein. Auf die Musikfreunde wartete ein wahres Mammutprogramm, dessen Abwechslungsreichtum kaum zu überbieten ist. Romantische Liebeslieder, gemäß dem Motto „Doch die Liebe bleibt besteh’n“, leiteten den ersten Teil des sommerlichen Konzertes ein. Die in der Region bekannten Interpreten Anja Schlenker-Rapke (Mezzosopran) und Ernst Rapke (Bariton) sangen sich, sowohl als Duo wie auch solistisch mit Leidenschaf, Verve und angenehm starken Stimmen durch mehrere Jahrhunderte. Berührende Lieder großer Komponisten brachten sie akzentuiert und feinfühlig, von ausdrucksstarker Mimik und Gestik begleitet, zu Gehör. Die ganzen Nuancen einer facettenreichen Gefühlsskala klangen an und weckten große Gefühle im Publikum, das sich genüsslich zurücklehnte, sich kleinen Träumereien hingab, wozu die differenzierten Klangbilder wie „Come Again Sweet Love“ oder „My Dearest, My Fairest“ und all die anderen zauberhaften Melodien reichlich Anlass gaben. Der Musikbogen spannte sich von der Renaissance, über Mozart, Mendelssohn, Brahms und Fauré bis hin zu Film- und Musical-Hits unserer Zeit. Einfühlsam wurde das Duo von Holger Becker auf dem Flügel begleitet. Allein dieser Teil wäre bereits ein angemessenes, abendfüllendes Programm gewesen. Doch es ging weiter mit dem hochkarätigen musikalischen Reigen. Die preisgekrönten Brüder Eduard (Violine) und Alexander Sonderegger (Klavier) setzten sich spielend mit der Nocturne und Tarantella Op. 28 für Violine und Klavier von Karol Szymanowski in Szene. Hier hörte man die Violine singen, lieblich und klar. Die Klänge des Klaviers passten sich an, untermalten in perfekter Harmonie die Violine. Das Spiel der beiden gewann an berauschender Dynamik und endete in einem mitreißenden, furiosen Staccato. Ein wahres Vergnügen, diesen beiden begnadeten Musikern zuzusehen und zuzuhören. Sie gaben wirklich alles. Und dann erlebte das Auditorium eine „Weltpremiere“, so angekündigt von Eckehard Hilf. Der Berliner Komponist Michael Lundt, 1941 geboren, schuf ein großes, ein weit ausladendes, viersätziges Werk, die „Weidenbach-Sonate“ für Violine und Klavier G-Dur Op. 46, die nun uraufgeführt wurde. Ein Paradestück für die Gebrüder Sonderegger, denen es mit virtuoser Leichtigkeit gelang, die nuancierten Stimmungen zu akzentuieren. Michael Lundt hat eine Sonate geschaffen, die scherzhafte, wie elegische Momente beinhaltet, auch folkloristische Elemente klingen an. Prägnante Rhythmuswechsel markieren die, von hoher melodiöser Musikalität ausgezeichnete Lundt-Komposition. Diese Darbietung hätte der krönende Abschluss des Sommerkonzerts sein können. Doch die Gebrüder Sonderegger brachten in souveräner Spielweise zwei weitere Kompositionen von Beethoven und Brahms zu Gehör. Die Zuhörer zeigten sich durch lautstarken Applaus begeistert. Sigrid Preuss-Fieting

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