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205. Tom Waits Tribute Show von Holger Görrißen und Sebastian Dracu im Kirchl Obertsrot am 2. April 2016

Eckehard A. H.
Eckehard A. H. schrieb am 04.04.2016

Er lässt die Kirchenglocke im Kirchl läuten, zieht sich einen Schellengürtel ans rechte Bein und setzt sich zu seinem Schifferklavier Akkordeon auf einen wuchtigen Fahrradsattel, vor sich rechts einen cajonartigen Kasten mit Fußpedal trommelnd, rechts malträtiert er ein Brett, das mit jedem Tritt Nägel und Verpackungsmasse scheppern lässt. Die Stimme des Sängers, noch ohne Mikro könnte den Putz von den Wänden schürfen. Mit roter Krawatte auf weißem Hemd, die Hosen sittsam von Hosenträgern gehalten, ja so stellt dieser Barde das musikalische Konglomerat von Kopf- und Baritonstimme in ein von Molltönen gefasstes Gesamtbild aus Rock, Beat, Blues, Country und doch eigentlich immer währendes Chanson.

Die Selbstvorstellung des Pfälzers Holger Görrißen endet mit der Ankündigung des jungen Rockgitarristen Sebastian Dracu, der auch "ein paar Lieder aus der Pfalz" mitmachen würde. Gelächter, und das trockene Geplauder, mit dem er seine Instrumente hinter dem Fahrradsitz auf der Bühne (Piano, Looper, zwei Mikros) bedient, kommt an bei den gedrängt sitzenden Gästen von fern und nah, viele zum ersten Mal in dieser heimeligen, rot erleuchteten Kleinst-Arena.

Siebzehn der 27 Titel sind sein Tribut an Tom Waits, dazu eine Prise Joe Cocker (You Are so Beautiful, A Whiter Shade of Pale) und Cohen (First We Take Manhattan und … dazu später). Der Extrakt sind die eigenen Songs: Need You, You Scream, You Go to War, Frozen in Blood, das zusammen mit Dracus Gitarre einem das Blut in den Adern schwirren lässt. In "The Sinner and the Saint" kommen sein „Orchester und Chor“ voll zum Einsatz: Die Orgel, der Heilige in Kopfstimme, das weiße Mikro hinter dem sich ein verpacktes Megaphon verbirgt kontrastieren mit Kochlöffel, Klöppel, Stampfen, Piano und rauchiger Stimme am schwarzen Mikro durch die Boxen gejagt. So entsteht ein Kontrast, der typisch für den ganzen Abend führt, wo auch die erstmals mit ihm auftretende „Engelsgestalt“ mit fliegendem Haar und mythischem Tattoo, der vom Rock-Pop-Verein 2015 zum besten Gitarristen Gekürte, Sebastian eingebunden ist, als wäre ihr Team schon seit Ewigkeiten zusammen.

„In‘ne Pause könnt ihr euch ruhig unnerhalte, s‘macht mich eher kribbelig, wenn ich an meene Instrument da rum mach“ nutzt der im Unterschied zu seinen bärigen Songs heitere Mann auch die Gesangspausen zum Abtrocknen der schweißtreibenden Gesangsarbeit.

„Jetzt müsst ihr stark sein“ lässt er das Publikum zum drittletzten Titel (vor der mit Dracu gemeinsam inszenierten Rock-Zugabe in C-Dur) wissen. Von Leonard Cohen das „Punkt Punkt Punkt“ kennt so keiner. Dieses Halleluja hätte der Teufel selbst nicht besser singen können. Der geriebene Unterton, das flötende Falsett, alles vom Barbarischsten und Feinsten in heilig-teuflischer Einheit.

Man muss es diesem Alleinunterhalter lassen: Er bringt viel großartig fabrizierte Klänge unter die Leute und lässt in interessantem Wechsel die Tom-Waits-Show als große Musikszene vorüberziehen, als wäre es eine Reise in wilde Fernen. Die vom Blues ins Chanson gleitende Atmosphäre lässt die beunruhigenden Lebensmisstände, die er auch selbst in eigener Poesie bewältigt, gebannt sein und in feierlicher Orgellaune oder in gestampfter Fußakrobatik zum Lied anschwellen, abklingen, neu ansetzen und abrupt, immer schön fröhlich bleibend, ausklingen.

Der Gitarrenklang seines mitgebrachten Kombattanten konnte diese Darbietung in sechs Waits-Covers (Swordfishtrombone, Hoist that Rag, Big Black Mariah, Such a Scream, Make It Rain) aufs Beste ergänzen.

Das Publikum wusste die großartige Aufführung zu würdigen und hatte noch lange Gelegenheit anschließend mit den Künstlern zu plaudern und CDs zu erwerben.

Siehe http://www.holgergoerissen.jimdo.com   facebook.de (Holger Görrißen)  f SebastianDracuOfficial

Siehe Bilder Nummern 261-263 Galerie Fotos (Hilf)


 

 

 

 

 


Immer schön ins Kirchl gehn!