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180. JazzKlezz - zum dritten Mal, Kultur im Kirchl Obertsrot, am Samstag, 18. April 2015, 18h30

Eckehard A. H.
Eckehard A. H. schrieb am 07.04.2015

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JazzKlezz mit „Blue Hour“ im Kirchl Obertsrot, Programmreihe Festspielhäusel

Am Samstag, den 18. April 2015 gastiert das Duo JazzKlezz zum dritten Mal in der St.-Erhard-Kapelle in Gernsbach-Obertsrot.
Mit seinem neuen Programm „Blue Hour“ präsentiert das Duo mit Schèron Waldner Schöpf auf verschiedenen Blockflöten und Hildegard Bauer am Akkordeon ein kurzweiliges Programm mit spritzigen und meditativen, modernen und klassischen, altbekannten und neu ent¬deckten Werken aus allen Stilepochen. Wie der Name des Duos verrät, werden natürlich wieder Hits aus den Bereichen Jazz und Klezmer vertreten sein. Doch damit ist die Bandbreite des Duos noch lange nicht aufgefächert. Mit barocken und klassischen Abendständchen von Bach und Chopin wird die „Blaue Stunde“ ebenso versüßt wie mit dem lateinamerikanischen „Blue Bossa“ oder dem romantischen Chanson „Sous le Ciel de Paris“. Temperamentvoll wird es dann beim „Teufelstanz“ von Hellmesberger und Daquins „Le Coucou“. Kurzweil verspricht dabei nicht nur das musikalische Programm, sondern auch die seltene Kombination der beiden Instrumente, die in ihrer Vielseitigkeit so manchem Hörer ganz neue Klangerlebnisse verschaffen werden.
Konzertbeginn ist 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen. Eingang barrierefrei.

Bericht fürs BT Murgtal, erschienen am 22. April 2015: Die beiden Damen des seit 2009 miteinander musizierenden Duos JazzKlezz hatten ein gegenüber ihrer vorigen Auftritte im Kirchl wieder ein neues Programm, „Blue Hour“ erarbeitet.
Bekannt und bewährt ist die eher seltene Kombination der fünf verschiedenen, von Schèron Waldner Schöpf, Stuttgart, artistisch und lebendig geblasenen Blockflöten mit dem souverän beherrschten Klang des Akkordeons von Hildegard Bauer, Au am Rhein. Besonders gefeiert wurde der an Chanson und Tango wiegende Klang. In den ohne Pause und immer abwechselnd von Beiden moderierten 13 Stücken gehörte dazu „Sous le ciel de Paris“ von Hubert Giraud und Jean Dréjac, worin auch mit schrägem Ansatz und Vibrato auf der Tenorflöte warm und gebunden gespielte Effekte angenehm abwechslungsreich überraschten, und das Akkordeon durch sein „Pariser Flair“ Modulationen hervorbrachte, die selbst mit an Piccoloflöte erinnernden Trillertönen überhöht, den abendlich gemütlich genussvollen Sound lächelnd erfüllten, als wäre da Gezwitscher von den Bäumen vor den Cafés an der Seine zu hören.
Zur Blauen Stunde passte natürlich auch das auf Sopranflöte mit verlängerter Mensur vorgetragene „Coucou“ von Louis-Claude Daquin (1694-1772), das in Abwärts-Kaskaden von schwelgerisch ausgekosteten Klängen an die Wasserspiele der Rokokozeit gemahnte, schwungvoll danach ein Klezmer „Ocho Kandelikas“. Den ersten Instrumentenwechsel im Stück vollführte Waldner Schöpf im „Blue Bossa“ des 1972 gestorbenen Kenny Dorham. Erst Tenor-, Soloakkordeon und dann Sopranflöte, beide zusammen: ein perfekt aufeinander abgestimmtes Ensemble, das sich in die Herzen der aufmerksamen Gäste gut eingespielt hatte.
Gewagt erschien dann ein „Nocturne“ des polnisch-französischen Klavierromantikers Chopin. Hier wirkte die Altflöte für den abendlichen Klang etwas zu kompakt und eher aufweckend gegenüber den ausklingenden Saiten des Tasteninstruments.
Im jiddischen Klezmerstück „Nokh a Glezele Vayn“ wurde es dann wieder sehr gemütlich. Die aufsteigenden Linien (im Unterschied zum fallenden „Coucou“) luden wie Bauer in ihrer munteren Moderation anmerkte zu einem Tänzchen ein. Dazu verführten aber dann auch und erst recht die von der Bassflöte wie mit einem tiefmelancholischen Tangoteppich unterlegten „Autumn Leaves“ (Herbstblätter) von Joseph Kosma (1905-69).
Das Paradestück und in der Artistik und Schallfülle kaum zu überbieten: Der „Teufelstanz“ von dem in Stuttgart wirkenden Josef Helmesberger (1855-1907). Furiös kamen die gedehnten Rhythmen daher und manche Passagen wurden mit zwei Flöten, Sopran und Alt, gleichzeitig instrumentiert. Ein hervorragendes Erzeugnis der klassisch modernen Unterhaltungskunstmusik, das den spielfreudigen Musikerinnen alles abverlangte und mit stürmischem Beifall belohnt wurde.
Das mit tiefer Bass- und der normaler Bassflöte vorgetragene „La luna si veste d’argento“ (Der Mond kleidet sich in Silber) von Achille Togliani und Nilla Pizzi, erinnerte an die hier schon einmal bemerkten Klänge von Sidney Bechets Sopransaxophon in „Petite Fleur“. Damit rundete sich der wie unter Platanen ruhevoll genossene „Pariser Bereich“ des Abends ab, bevor in der von Bauer erzählten Geschichte des Seemanns, wie sie sich wirklich zugetragen habe „What shall we do with the drunken sailor?“ der offizielle Part zu Ende ging, vor einem Publikum, das sich mit einem „drangehängten“ „Bei mir bist du scheen“ frohgemut in den Abend, der zum Verweilen im Kirchl einlud, nach Hause begeben durfte, in der Gewissheit, wieder einmal hautnah dabei gewesen zu sein und gesehen zu haben, wie Musik tatsächlich entsteht. Bedeutungsvoll war natürlich die Einleitung durch „Morgenstimmung in Irland“, die auch an Klänge von Edvard Grieg erinnerte, doch mit einem Untertitel ein weltzugewandtes Thema mit ins Spiel brachte: „Three Young Ladies Drinking Whiskey before Breakfast (drei junge Damen beim Whisky vor dem Frühstück)“, gefolgt von einer sehr artistisch ausgeführten Suite in c-Moll des alten Bach, die musikalisch wunderbar ins Programm passte. Das erste Konzert vom 21. Oktober 2012 war auf CD zu erwerben.
Mehr auf http://www.jazzklezz.de

Siehe Bilder 223-226





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