Zwischen Taranteln und Lianen
Exklusiv für Sie ein aktueller Zwischenbericht unserer Praktikantin Janine Ripke aus dem Nationalpark Sierra del Lacandón in Guatemala. Dort war sie mit dabei, als unsere Partner Mitten im Regenwald eine Waldschneise zur Brandabwehr angelegt haben.
„Der kräftige Motor des Holzbootes durchbricht die Nacht. Mit 16 Männern sitze ich in einem schaukelnden Boot und beobachte, wie Schemen der Nacht mit dem Einbruch der Morgendämmerung deutlicher werden. Beide Flussufer sind gesäumt mit Bäumen, die ab und an von Holzhäusern, Stegen oder kleinen Feldern unterbrochen werden.Der Wald erwacht und das Geschrei der Brüllaffen mischt sich in den Motorenlärm. Alles ist noch diesig und von Nebel verhangen, doch langsam bricht das Licht durch. Jetzt gibt es keine Häuser mehr und nur noch dichter Wald erstreckt sich links und rechts von uns. Wir sind der Zivilisation entflohen.
Die Männer sind ruhig, jeder ist in seinen eigenen Gedanken versunken und beobachtet das Schäumen und Tosen des kräftigen Flusses Usumacinta. Kleine Wirbel und größere steigen an den Stellen auf, an denen Felsen oder am Boden des Flusses eingeklemmte Stämme die Flussfahrt gefährlich machen. Gott seid Dank ist nichts passiert und nach zwei Stunden angespannter Fahrt kommen wir an. Ein kleiner Wasserfall kennzeichnet die Stelle, an der wir anlegen und an der wir Essen, Taschen, Zeltplane, Schnurrolle und uns selbst an Land befördern, um das Lager zu errichten. Für eine Woche werden wir mitten im tiefsten Regenwald leben.
Neue Mitbewohner im Camp: Taranteln
Die Stimmung ist nun endlich gelöst und entspannter. Kurze Zeit später ist eine von Plastikplane überdeckte Kochstelle gebaut und jeder hat sich seinen eigenen Schlafplatz errichtet. Mache habenein Zelt, andere eine Hängematte oder einfach nur ein Mosquitonetz, das vom Regen durch eine Plane geschützt wird. Auf dem Boden krabbeln unsere neuen Mitbewohner: kleine Taranteln. Durch das Lager plätschert ein kleiner Bach, der in den Fluss mündet und der uns als Koch- und Waschstelle dient. Nach dem emsigen Treiben kehrt ein wenig Ruhe ein. Einige Männer verschwinden in der nahen Umgebung des Lagers, um den Wald zu erkunden. Andere entspannen in ihrer Hängematte oder beginnen, Tortillas, Rührei und Frijoles (schwarze Bohnen) fürs Mittagessen vorzubereiten.
Helfende Hände: Lianen
Dann brechen wir endlich auf, nur einige der Männer und ich. Mit dem Boot fahren wir zu der Stelle, an der die Arbeit beginnen soll. Wir kraxeln einen steilen Hang hoch und ich bin begeistert von den Luftwurzeln der Bäume und den Lianen, die immer zur Stelle zu sein scheinen, wenn mein Fuß gerade wieder im feucht-rutschigen Waldboden ausrutscht. Die warme Luft und der steile Anstieg bringen uns ins Schnaufen und wir kommen nur langsam voran. Doch dann erreichen wir endlich den Punkt, der im GPS-Gerät als die erste Koordinate des Polygons angezeigt wird; des Polygons, dass in der kommenden Woche mit Hilfe einer Waldschneise und gelben Baummarkierungen im Wald visualisiert werden soll. Als Werkzeug habe ich dafür nur meine Machete.
Erfahren Sie mehr über den spannenden Projektalltag unserer OroVerde-Mitarbeiter im guatemaltekischen Regenwald im Blog von Felix Engler: http://glocalchangeinitiative.blog.de/