Gezwungen zum Levirat

In Mali gibt es etliche verhängnisvolle traditionelle Praktiken, denen sich Frauen unter dem Druck der Gesellschaft beugen müssen. Auch wenn sie im Namen von Kultur und Tradition ausgeübt werden, sind sie nichts anderes als Gewalttaten gegen die malischen Frauen. Dazu zählen z.B. das Sororat und das Levirat. Das Sororat (Schwägerinheirat) bezeichnet die Sitte, dass ein Mann nach dem Tode seiner Frau deren Schwester heiratet, v.a. dann, wenn die Ehe kinderlos geblieben ist. Beim Levirat (Schwagerehe) wird die Frau gezwungen, einen Bruder ihres verstorbenen Mannes zu heiraten. Obwohl diese Tradition dem „Code Malien du Mariage et de la Tutelle“ widerspricht, ist sie in der Gesellschaft doch fest verankert und eine Frau kann sich dem Zwang dieser Tradition kaum entziehen - wenn sie nicht durch eine Organisation wie APDF unterstützt wird:

Diara (Name wurde geändert) lebt nach ihrer Heirat mit ihrem Mann zunächst in Gabon, später zieht das Ehepaar nach Mali zur Familie des Mannes. Nach dessen frühzeitigem Tod zwingt die Schwiegermutter Diara zum Levirat, d.h., sie soll den Bruder ihres verstorbenen Mannes heiraten. Doch Diara weigert sich, unter keinen Umständen will sie die Ehe mit diesem Mann eingehen. Das hat schlimme Folgen für sie: die Schwiegermutter jagt Diara aus ihrem eigenen Haus, dem Haus, das ihr Mann für sie und ihre gemeinsamen Kinder gebaut hat. Die Besitzurkunde ist in Händen des abgewiesenen Schwagers.In ihrer Not sucht Diara mit ihren drei Kindern Zuflucht bei APDF in Bamako. Dort bekommt sie neben Unterkunft und Verpflegung auch umfassende Unterstützung, die nötigen Formalitäten werden geregelt, die Kinder zur Schule angemeldet, das Schulgeld bezahlt. Die Juristin von APDF setzt sich dafür ein, dass Diara ihr Eigentum zurück bekommt, das ihr gesetzlich zusteht, ihre Akte ist bereits einem Rechtsanwalt übergeben worden. Bis das langwierige Verfahren abgeschlossen ist und Diara endlich zu ihrem Recht kommt, wohnen sie und ihre Kinder weiterhin bei APDF.