Khmer New Year und Bergfest - Marie und Sebastian berichten
Wie die Zeit vergeht! Jetzt sind wir schon seit sechs Wochen in Stung Treng, was bedeutet, dass wir unser Bergfest hatten und die Hälfte unserer Zeit hier bereits um ist. Und was könnte es schöneres geben, als an eben genau diesem Wochenende für drei Tage das Neujahr in Kambodscha zu feiern?Bereits die gesamte Woche zuvor war zu spüren, dass sich alle auf das große Fest am Wochenende vorbereiten. Kaum etwas ging seinen gewohnten Weg, die Läden änderten ihre Öffnungszeiten, alles wurde ein wenig teurer (wegen „Happy New Year“) und die Leute schmückten ihre Häuser mit bunten Lichterketten oder Schildern, die einem ein frohes neues Jahr wünschten. Auch wurde es spürbar voller in Stung Treng, immer mehr Menschen kamen aus den umliegenden Regionen und Dörfern, um ihre Familien zu besuchen. Am Freitag dem 13ten war es dann endlich soweit und wir feierten gemeinsam mit den Kindern in Thala ein kleines Neujahrsfest mit einem umfangreichen und köstlichen Mittagessen, vielen Süßigkeiten, Gebeten, Tanz und Spielen. Um 19:11 Uhr Ortszeit fand dann der offizielle Jahreswechsel statt und wir konnten das Jahr 2556 nach kambodschanischer Zeitrechnung einläuten. Dies geschieht hier ganz im Stillen; die Leute beten und legen Gaben und Geschenke für die Hausgeister vor ihre Schreine.Der Samstag wurde dann erneut dazu genutzt, zahlreiche Spiele zu spielen und gemeinsam Zeit zu verbringen, während der Sonntag ganz im Zeichen Buddhas stand. Glücklicherweise hatten wir die Möglichkeit, eine traditionelle kambodschanische Feier zu besuchen. Am Nachmittag erschienen Mönche und zunächst wurde gemeinsam mit ihnen gebetet. Anschließend wurde eine Art kleine Sandburg gebaut, die sinnbildlich für alles Neue im kommenden Jahr steht und Räucherstäbchen wurden angezündet. Zu guter Letzt fand noch die Reinigung der Buddhastatue statt, an der sich jeder beteiligen konnte. Man bekam eine Flasche oder ein Glas gefüllt mit duftendem Blütenwasser und konnte dies auf der Statue verteilen. Während im Anschluss abends zahlreiche Kambodschaner noch feiern gingen, da auch der Montag und der Dienstag freie Tage sind, mussten wir uns vom Wochenende erholen und ließen das Neujahrsfest ruhig und mit der Erkenntnis ausklingen, dass zur Zeit des Jahreswechsels nichts so ist wie sonst und man nicht seinem gewohnten Tagesablauf nachgehen kann.Dieser hat sich aber nach sechs Wochen so langsam eingependelt. Inzwischen wissen wir, wo man in Stung Treng leckeres Essen, Trinken, Haushaltswaren, die Post usw. findet und haben unsere Lieblingsplätze mehr oder weniger ausfindig gemacht. Der Tag hier beginnt deutlich früher als in Deutschland, bereits um sechs Uhr morgens sind wir auf den Beinen, während die Einheimischen bereits um fünf oder noch früher aufstehen. Zwischen sieben und acht Uhr frühstücken wir, momentan meist eine heiße Suppe, da unser Kühlschrank seit etwas längerer Zeit kaputt ist und wir daher auf unser Müsli, welches vor allem Marie bevorzugt, verzichten müssen. Es folgt entweder ein Eiskaffee mit süßer Kondensmilch (Sebastian) oder eine Cola Light (Marie) zum Wachwerden. Dann geht es meist mit der Fähre nach Thala. Auch an diese Überfahrt haben wir uns inzwischen gewöhnt und auch die Fährleute kennen uns und wissen immer genau, wie viel wir zahlen müssen. Die Arbeit im Kinderdorf und besonders mit den Kindern macht uns noch immer großen Spaß. Wenn wir zurückblicken, haben wir bereits eine Menge geschafft: Zuerst das Verlegen der Solaranlage inklusive Brunnenpumpe und Elektroleitungen, dann das Anstreichen des Hauses bis hin zum Unterricht mit den Kindern. Das Tollste ist, dass die Kinder immer mithelfen und unglaublich wissbegierig sind. Die anfängliche Schüchternheit ist inzwischen völlig abgelegt und wenn Marie eine der Gruppen unterrichtet, sitzen die Kinder der anderen Gruppen gespannt dabei und lernen mit. Und das freiwillig und in ihren Schulferien! Ansonsten haben wir viel Spaß mit den Kindern und freuen uns immer wieder, mit was für Kleinigkeiten sie zu begeistern sind. Papierflugzeuge basteln, Steine über das Wasser flitschen lassen oder Fangen spielen – alles macht ihnen und uns großen Spaß. Aber wir sind keineswegs bereit, uns auf unseren Lorbeeren auszuruhen und mit dem Beginn des Baus für das zweite Haus kommen neue große und kleine Aufgaben auf uns zu, die wir gerne erledigen werden! Seid also gespannt, was sich alles in den kommenden Wochen tun wird.Am Anfang war es vielleicht schwer vorstellbar, aber Stung Treng ist inzwischen so etwas wie eine Heimat für uns geworden, auch wenn alles hier völlig anders ist als zu Hause. Wir werden uns sehr auf die kommenden sechs Wochen freuen und hoffen, noch so viel wie möglich für die Kinder zu tun. Wir sind uns sicher, dass es uns Ende Mai sehr schwer fallen wird, „unser“ Stung Treng hinter uns zu lassen. Aber bis dahin ist ja zum Glück noch Zeit und wir widmen uns jetzt erst einmal voll unseren Plänen für das neue Jahr…Viele Grüße,Marie und Sebastian