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119 Menschen binnen 24 Stunden gerettet – noch kein sicherer Hafen für die Geretteten auf der Sea-Watch 3

Sophie
Sophie schrieb am 10.01.2020

Liebe Sea-Watch-Unterstützer*innen,

in der ersten Gutwetterphase seit der Rückkehr der Sea-Watch 3 ins Einsatzgebiet folgten innerhalb von wenigen Stunden gleich drei Rettungseinsätze hintereinander. Die Bilanz: 119 Menschen von drei Booten konnten wir sicher an Bord bringen, zusätzlich haben wir ein weiteres unbesetzt aufgefunden. Voller Grauen wurden wir Zeuge von zwei illegalen Rückführungen durch die sogenannte Libysche Küstenwache. Wir hoffen nun auf baldige Zuweisung eines sicheren Hafens, um unsere Gäste an Land bringen zu können.


Das Sea-Watch Suchflugzeug Moonbird unterstützt bei der Rettung. Foto: Felix Weiss — Sea-Watch.org

Hier ein erstes Update von Lea Reisner, zur Zeit im Medics-Team an Bord der Sea-Watch 3:

Ein langer Tag und eine schlaflose Nacht liegen hinter mir und meiner Crew. Seit einer Woche sind wir nun zurück in der Such- und Rettungszone und suchen unermüdlich das Gebiet nördlich der libyschen Gewässer nach Menschen in Seenot ab. Nachdem wir Anfang der Woche weiter westlich Schutz vor einem Sturm suchen mussten, beruhigte sich die See am Mittwoch langsam wieder. Gestern in der Früh wurden wir dann über mehrere Seenotfälle von unserem Suchflugzeug Moonbird und dem AlarmPhone informiert und konnten kurz darauf 60 Menschen von einem kleinen Schlauchboot sicher an Bord der Sea-Watch 3 holen.

Wenig später entdeckten wir ein verlassenes Schlauchboot. Ich befürchte, dass die Passagiere von der sogenannten Libyschen Küstenwache zuvor zurück nach Libyen gebracht wurden. Mit Entsetzen hatte unsere Crew zwei solcher Fälle bereits am Morgen mit ansehen müssen. Die Internationale Organisation für Migration spricht von insgesamt 150 Menschen, die gestern völkerrechtswidrig nach Libyen zurückgeschleppt wurden. Dort zwingen gewaltsame Konflikte im Land und unmenschliche Zustände in den Folterlagern weiterhin tausende Menschen zur Flucht.


Die Crew beim Rettungseinsatz. Foto: Boris Niehaus — Sea-Watch.org

Zum frühen Abend hin entdeckten wir ein weiteres Boot mit 17 Menschen. Nachdem alle Personen sicher auf der Sea-Watch 3 waren, versuchten wir schnellstmöglich, ein drittes Boot in der Nacht zu finden. Am Nachmittag hatte die Crew unseres Suchflugzeugs bereits die maltesischen Behörden über das Boot in der maltesischen Such- und Rettungszone informiert, die zwar Rettung versprachen, allerdings auch nach Stunden untätig blieben. Dass wir die Menschen tatsächlich fünf Stunden später in kompletter Dunkelheit finden konnten, grenzt an ein Wunder. Nach über 24 Stunden auf dem Wasser waren einige der 42 Passagiere bereits extrem unterkühlt.


Nach 24 Stunden endlich in Sicherheit. Foto: Boris Niehaus — Sea-Watch.org

Wir kümmern uns nun unermüdlich um unsere Gäste an Bord, versorgen sie medizinisch sowie mit Decken, Tee und stärkendem Essen und versuchen auch selber, nach 30 Stunden Dauereinsatz ein bisschen durchzuatmen. Doch während wir die letzten Wunden versorgen und noch offene Seenotfälle von gestern verfolgen, wissen wir bereits von mehreren neuen seeuntauglichen Booten auf der Flucht aus Libyen.

Dass die 119 Menschen, darunter 50 Minderjährige, an Bord der Sea-Watch 3 nicht wie Tausende jedes Jahr vom zentralen Mittelmeer verschluckt wurden, ist Dank Unterstützer*innen wie Dir möglich, die der unmenschlichen Abschottungspolitik der Europäischen Union und dem gewalttätigen Verhalten ihrer libyschen Partner etwas entgegensetzen.

Wir geben Menschen in Seenot nicht auf und werden nicht aufhören, bis die Menschenrechte für alle Menschen gelten und niemand mehr auf der Flucht sterben muss. Deine Unterstützung ist dabei unverzichtbar. Nur mit Deiner Einzelspende oder Deinem Beitrag als Fördermitglied können wir weitere Rettungseinsätze durchführen. Ein Menschenleben ist unbezahlbar, Seenotrettung ist es nicht!

Liebe Grüße von Bord der Sea-Watch 3
Lea Reisner
Rhib-Crew & Medic

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