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Wie ein neuer Mensch!

(Gelöschtes Mitglied)
(Gelöschtes Mitglied) schrieb am 14.11.2018
Seit einigen Minuten steht ein Rollstuhlfahrer vor der Ambulanz. Er sitzt einfach da, schaut auf den Boden und sagt nichts. Zwischen den langen Haaren und dem dichten, grauen Bart verbergen sich aufgeregte Augen, die mich groß anschauen als ich frage, ob ich ihm helfen kann.

Im Gespräch stellt sich heraus, dass er das erste Mal bei uns in der Sprechstunde ist. Er hat seit Langem nicht mehr geduscht und hat Probleme mit seinen Füßen. Ich sehe, dass seine Hose abgewetzt, die Schuhe kaputt und der Pullover dreckig sind. Nachdem ich ihm versichern konnte, dass er heute sicher noch an der Reihe sein wird, willigt er ein, sich neue Kleidung in der Kleiderkammer zu holen und dann zurück zu kommen.

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Als er wieder da ist, zeigt er mir stolz seine neuen Sachen. Ich bringe ihm einen Kaffee und er erzählt, warum er im Rollstuhl sitzt. Bevor er zum Arzt geht, duscht und rasiert Christian sich. Als er wieder aus der Dusche kommt, ist er nicht wiederzuerkennen. Die Haare und der Bart sind abrasiert, die Kleidung hat er gewechselt und die Augen funkeln.

Dann kann er zum Arzt. Er wird mit Medikamenten versorgt und bekommt Verbände an den Füßen. Als er gegen Ende der Sprechstunde wieder geht, dreht er sich noch einmal zu mir um und bedankt sich. Für die Gastfreundschaft, das offene Ohr, die Kleidung und die Behandlung. Er sagt, er habe sich selten so willkommen gefühlt und sei von anderen Einrichtungen oft weggeschickt worden. „Ich fühle mich wie ein neuer Mensch. Ihr macht hier eine tolle Arbeit. Dankeschön!“.


Sophie Hilt, FSJ-lerin der Berliner Stadtmission 2018/2019

Es gibt kaum Hilfen für Rollstuhlfahrer im Hilfenetz der Wohnungslosenhilfe. In der Lehrter Str. werden sie regelmäßig medizinisch versorgt und in der Notübernachtug wird ein Mitarbeiter morgens und abends für die Versorgung der obdachlosen Menschen im Rollstuhl abgestellt, denn die Unterstützung beim Waschen und Anziehen kostet Zeit. Zeit, die wir ihnen gerne schenken.
Schenken sie Menschen Zeit, Wunden heilen zu lassen