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USA: Ich musste ins Gefängnis, denn ich habe Bären geschützt – alle Tiere verdienen Respekt

Maren Dallmann
Maren Dallmann schrieb am 05.02.2018



 1. Februar 2018




Der College-Professor Bill Crain schreibt aus einem Gefängnis in New Jersey. Dort war er 12 Tage inhaftiert, da er gegen die Tötung von 4.000 Bären im Rahmen einer staatlichen Jagd protestierte.

Seit 2003 hat der US-Staat New Jersey 10 Bärenjagden gehalten. Dabei starben mehr als 4.000 wilde Schwarzbären.

Um an der Jagd teilzunehmen, braucht man eine Waffe und 2 US-Dollar, die man an die behördliche Abteilung für Umweltschutz bezahlt.

Jedes Jahr führt diese Jagd zu Protesten seitens Tierfreunden. Einer davon wurde bereits acht Mal festgenommen, da er sich wiederholt gegen den Massenmord der wilden Tiere stellte.

2016 und 2017 wurde der College-Professor für Psychologie, Bill Craine (74) inhaftiert, die sechs Mal zuvor, kam er mit einer Geldbuße davon.

Während der letzten Jagd, am 14. Oktober 2017, wurde Bill festgenommen, da er das Demonstrationsgelände verlassen hatte und dabei ein Schild mit der Aufschrift „mother nature is crying” (Mutter Natur weint) trug. Er wurde wegen Missachtung des Gesetzes angeklagt.

Im Januar 2018, während er die letzte verhängte Haftstrafe absaß, beteuerte er nochmals, dass er sich weiterhin entschlossen für bedürftige Tiere einsetzen werde – selbst wenn dies bedeute, ins Gefängnis zurückzukehren.

In einem Brief aus dem Sussex County Gefängnis schrieb Bill:

Seit 2003 hat der Staat New Jersey fast jedes Jahr eine Jagd auf Schwarzbären veranstaltet. Ich bin der Ansicht, dass diese Jagden unnötig und sehr grausam sind. Mehr als 4.000 Bären mussten dabei bereits ihr Leben lassen – auch Welpen. 

Die Forstbehörden in New Jersey behaupten, die Jagd sei für die öffentliche Sicherheit nötig. Tatsächlich greifen aber Schwarzbären Menschen nur äußerst selten an. Es ist wahr, dass es 2014 eine Attacke in New Jersey gab – doch die Umstände waren äußerst zweideutig. Zudem war es die erste Attacke dieser Art. In kaum einem anderen Staat gab es bislang überhaupt fatale Angriffe auf Menschen durch Schwarzbären. 

Natürlich können Schwarzbären Probleme verursachen, etwa wenn sie Kulturpflanzen schädigen oder wiederholt Vogelfutterspender oder Müllcontainer drangsalieren. Doch derartige Vorfälle rechtfertigen sicher nicht ausschweifende Tötungsaktionen. Jedem dieser Bären ist sein Leben wichtig – und es sollte respektiert werden. [...]



Als ich kürzlich erneut zivilen Ungehorsam praktizierte, war mir klar, dass ich abermals inhaftiert würde. Warum habe ich es also getan?

Hauptsächlich wollte ich betonen, wie ernst die Notlage der Bären meiner Ansicht nach ist. Dass der Staat ihr Leiden und ihr Sterben noch fördert, ist monströs. Es ist Zeit für unsere Gesellschaft, allen Lebewesen den Schutz und Respekt zu geben, von dem wir glauben, dass er unserer eigenen Spezies auch zusteht.

2017, während der letzten Jagd gegen die Bill demonstrierte, starben mehr als 400 wilde Schwarzbären.

Bills unerschütterlicher Widerstand gegen das Abschlachten Tausender wilder Bären hat ihm die Unterstützung der Animals-Asia-Gründerin Jill Robinson eingebracht. Sie hat ihr Leben dem Schutz der Bären auf der anderen Seite der Welt gewidmet – in Asien.

Jill schrieb ihm einen Brief ins Gefängnis. Sie bot Hilfe an und bedankte sich für seinen Mut und Einsatz zum Schutz der Bären:

Danke, dass Sie Stellung bezogen haben und danke für jeden einzelnen Bären, den Sie in diesem Jahr versucht haben zu retten. Ich bezweifle, dass irgendjemand die Rettung der eingesperrten Gallefarmbären in China oder Vietnam anfechten würde. Und ich frage mich, warum ihre Existenz demnach als würdiger angesehen wird als jene, der Tiere in den USA, deren Leben aufgrund eines Sports beendet wird?

Auf beiden Kontinenten wurden diese Tiere dazu geboren, in Freiheit zu leben – und dennoch sterben sie nach wie vor brutal durch Menschenhand.

Von vielen wird angenommen, dass New Jerseys Bärenjagden 2018 ein Ende finden, da sich der neue Gouverneur Phil Murphy auf die Seite von Demonstranten wie Bill Crain gestellt hat und plant die „Veranstaltung“ bis auf Weiteres zu unterbinden.



 Jill nach Bills Freilassung:

„Bills Aktionen sind bewundernswert und inspirierend. Er macht deutlich, dass alle Tiere nur ein Leben haben und das sie dieses ebenso schätzen wie wir das unsere. In 20 Jahren akribischer Arbeit hat Animals Asia über 600 Bären in Vietnam und China aus grausamen Bedingungen gerettet und in unsere Rettungszentren gebracht. Diese Bären sind durch die Hölle gegangen und jeder davon hat die Chance auf ein besseres Leben verdient.

In New Jersey wurde eine ähnliche Anzahl von Bären allein in der staatlich sanktionierten Jagd 2016 getötet. Das ist eine Tragödie. Menschen wie Bill haben sich geweigert diese Jagden, die so eindeutig falsch sind, zu akzeptieren und es sieht so aus, als hätte sich ihre Ausdauer, Hingabe und ihr Mitgefühl nun ausgezahlt. Wenn die Jagden wie erwartet enden, wird es daran liegen, dass Menschen wie Bill, Grausamkeit nicht stillschweigend hinnehmen.“

Seit seiner Entlassung aus dem Gefängnis am 14. Januar ist Bill wieder bei dem Rettungszentrum Safe Haven Farm tätig, welches er mitbegründet hat. Dort leben Tiere, die von Farmen gerettet wurden.



Lesen Sie den ganzen Brief von Bill Crain

Seit 2003 hat der Staat New Jersey fast jedes Jahr eine Jagd auf Schwarzbären veranstaltet. Ich bin der Ansicht, dass diese Jagden unnötig und sehr grausam sind. Mehr als 4.000 Bären mussten dabei bereits ihr Leben lassen – auch Welpen. 

Die Forstbehörden in New Jersey behaupten die Jagd sei für die öffentliche Sicherheit nötig. Tatsächlich greifen aber Schwarzbären Menschen nur äußerst selten an. Es ist wahr, dass es 2014 eine Attacke in New Jersey gab – doch die Umstände waren äußerst zweideutig. Zudem war es hier die erste Attacke dieser Art. In kaum einem anderen Staat gab es bislang überhaupt fatale Angriffe auf Menschen durch Schwarzbären. 

Natürlich können Schwarzbären Probleme verursachen, etwa wenn sie Kulturpflanzen schädigen oder wiederholt Vogelfutterspender oder Müllcontainer drangsalieren. Doch derartige Vorfälle rechtfertigen sicher nicht ausschweifende Tötungsaktionen. Jedem dieser Bären ist sein Leben wichtig – und es sollte respektiert werden.

Viele Menschen haben gegen die Jagden protestiert. Bei acht Gelegenheiten habe ich zivilen Ungehorsam begangen und bin bei einigen Protesten festgenommen worden. Für gewöhnlich, da ich mich von dem für die Demonstrationen erlaubten Gelände entfernt habe und mich weigerte dorthin zurückzugehen. Damit wollte ich deutlich machen, dass ich weder das staatlich geförderte Abschlachten von Lebewesen hinnehme noch dessen Regeln gehorche.  

Im Gefängnis sind die ersten zwei oder drei Tage normalerweise am schwersten. Häftlinge werden in Einzelzellen gesperrt, bis sie eine kurze medizinische Untersuchung hinter sich gebracht haben und für die Unterbringung in der Einrichtung beurteilt wurden. Während dieser Zeit habe ich meine Zelle nur verlassen, um die Krankenschwester zu sehen und vereinzelte Anrufe bei meiner Frau, Ellen, zu tätigen. Mit der Isolation ist schwer umzugehen.

Nach zwei Tagen kam ich in eine andere Zelle innerhalb desselben Gefängnisbereichs, der sogenannten „Overflow Unit“, die ich jedoch für längere Zeiträume verlassen durfte.

Insassen haben mir immer wieder gesagt, dass der härteste Aspekt der Inhaftierung (sogar noch härter als die Gefangenschaft an sich) die Monotonie sei. Für mich hat sich das bewahrheitet. Ich lese gerne, aber Bücher müssen direkt vom Verlag kommen, was mehrere Tage dauert. Während der medizinischen Sperrung stand mir ein übriggebliebener Roman zur Verfügung. Ich habe ihn gelesen, obwohl er mich wenig interessierte. Ein Bücherwagen kommt einmal pro Woche, aber er ist während der ersten Tage nicht für alle zugänglich. Außerdem schallt der Lärm des Fernsehers aus dem Aufenthaltsraum in die Zellen, was es schwer macht zu lesen oder sogar zu denken.

Ich habe jetzt sechs Tage abgesessen. Meine Haftstrafe könnte nach sechs weiteren enden. Ich könnte drei freie Tage für gutes Benehmen bekommen.

Diese ersten sechs Tage waren ungewöhnlich kalt. Das Außenthermometer hat tagsüber kaum eine zweistellige Zahl erreicht. Die Nächte hatten um die Null Fahrenheit [etwa -18 °C]. Im Gefängnis ist es kalt. Wir Insassen tragen Decken über unseren Schultern, im Versuch uns zu wärmen. Auch die Kälte macht das Lesen, Schreiben und Denken schwer.

Ein großes Problem im Gefängnis ist für mich die fehlende Natur. Es gibt nichts als Beton, Plastik und Metall. Ich vermisse das Gefühl von Wind und Sonnenschein sowie die Geräusche von Vögeln. Ich vermisse die Stimulation und Behaglichkeit, die ich in der Natur empfinde.

Man versucht mir veganes Essen zuzubereiten, aber es fehlen die Ressourcen, so dass meine Mahlzeiten meist vegetarisch sind. Ich gebe dann anderen Häftlingen die Milch und tierischen Produkte.

Ein Gefängnis soll natürlich nicht komfortabel sein. Es ist eine Bestrafung. Aber Insassen sagen mir, dass ein langer Aufenthalt eine Person verrückt machen kann. Dementsprechend aufmerksam ist das Gefängnispersonal hinsichtlich der Identifizierung möglicher Selbstmordkandidaten.

Meine Verhaftungen fanden alle im Rahmen der Demonstrationen statt, die von der New Jersey Bären Gruppe organisiert wurden. Sie haben eine Nachtwache für mich und die Bären außerhalb des Gefängnisgebäudes veranstaltet. Ungefähr 20 Menschen trotzten dabei der Kälte. Es war sehr beeindruckend und hat mich persönlich tief berührt.

Ich bin nicht der einzige aus der Bären Gruppe, der zivilen Ungehorsam begangen hat. Alle Mitglieder widmen sich dem Schutz der Tiere. Sie arbeiten auf vielfältige Weise – einschließlich gesetzgeberischer Aktivitäten – für diese. Die Bemühungen der Gruppe haben dazu beigetragen, dass der designierte Gouverneur Phil Murphy Wege der nicht-tödlichen Bärenpopulationskontrolle erörtern will – und auch bis dahin keine Schwarzbärjagden mehr stattfinden lässt.

Als ich kürzlich erneut zivilen Ungehorsam praktizierte, war mir klar, dass ich abermals inhaftiert würde. Warum habe ich es also getan?

Hauptsächlich wollte ich betonen, wie ernst die Notlage der Bären meiner Ansicht nach ist. Dass der Staat ihr Leiden und ihr Sterben noch fördert, ist monströs. Es ist Zeit für unsere Gesellschaft, allen Lebewesen den Schutz und Respekt zu geben, von dem wir glauben, dass er unserer eigenen Spezies auch zusteht.

Bill Crain

8. Januar, 2018

Sussex County Gefängnis

Bis heute hat Animals Asia mehr als 600 Bären gerettet – die meisten davon aus Gallefarmen. Etwa 370 dieser Bären leben derzeit in den organisationseigenen Rettungszentren in China und Vietnam.







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