Zum Hauptinhalt springenErklärung zur Barrierefreiheit anzeigen
Deutschlands größte Spendenplattform

10 Jahre Kreolischer Hund!

I. Gorski-Grobe
I. Gorski-Grobe schrieb am 05.09.2015

Vor 10 Jahren saßen 4 Frauen in Greinöd 4, Isabel Gorski-Grobe (1.Vorsitzende), Maria-Theresia Gorski (2. Vorsitzende), Marianne Hecke (Kassenwart), Claudia Kollmannsperger (Schriftwart) und gründeten den Verein zur Hilfe und Förderung des kreolischen Hundes e.V., mit dem Mut der Verzweiflung und der felsenfesten Überzeugung: In spätestens 2 Jahren ist das alles sowieso vorbei und vergessen, denn: Wer kannte uns schon? Wer interessierte sich schon für karibische Strassenköter? Und wer, um alles in der Welt, sollte uns unterstützen?

Heute, 10 Jahre später, sind wir immer noch da! Und wie!

Der Vereinsgründung vorausgegangen waren 3 Winter in den Französichen Antillen, wo ich nach 12-jähriger Abwesenheit von der Karibik die in allen südlichen Ländern festgestellte explosionsartige Vermehrung der Straßentiere und das damit verbundene unsagbare, unerträgliche Leid dieser Tiere miterlebte.

Die bewegte Geschichte des oft gebeutelten Vereins ist eine Geschichte von Hoffnungen und Enttäuschungen, Erfolgen und Niederlagen, Rückschlägen und weiteren Erfolgen, und immer wieder schier unüberwindlich erscheinenden finanziellen Schwierigkeiten, oft aussichts-, aber niemals mutlos!

Kurz nach der Gründung kontaktierte ich Thomas Busch, den einzigen Tierarzt, der, soweit ich gehört hatte, Kastrationen en masse bei Straßentieren durchführte, und zwar in Griechenland… Er versprach sofort, zu kommen, sowie wir die behördlichen Genehmigungen hätten. Dies sollte unser erster Stolperstein werden!

Der erste Schicksalsschlag traf uns bereits ein Jahr später, als unsere 2. Vorsitzende starb und dem völlig mittellosen Verein 43 Tiere hinterließ, ein schweres Erbe! Damals enstand der Gnadenhof Greinöd. Seither begleitet uns auch immer wieder Trauer bei schwerer Krankheit und Tod unserer Gnadenhoftiere, doch wir konnten allen ihr Zuhause erhalten, auf Lebenszeit! 20 Tiere leben heute hier.

2007 rüttelte uns ein Internetaufruf über die drohende Tötung von 9 Hunden in einer französischen Fourrière auf und eine beispiellose Rettungsaktion begann: Wir hatten nur 48 Stunden Zeit, um den Termin aufzuhalten. Ich glaube, es ist die einzige Rettungsaktion, die nicht mit einem Spendenaufruf, sondern der Bitte um Gewährung privater Kredite finanziert wurde, die von der bei der Vermittlung erhobenen Schutzgebühr zurückgezahlt wurden. Wir waren so erfolgreich, dass aus 9 Hunden 19 wurden und 3 Transporte…

„Ein Herz für Tiere“ veröffentlichte einen großen Bericht darüber – unser erster Medienauftritt! Wir waren aus dem Häuschen und eröffneten endlich das längst fällige Spendenkonto in Anbetracht des zu erwartenden Geldsegens – bisher hatten sich unsere Aktivitäten auf die privat finanzierten Transporte einer Handvoll Hunde von Martinique nach Deutschland beschränkt, die hier ihr Zuhause fanden.

Die ersten Spenden werde ich nie vergessen – 3 x 10 Euro: Irgendwo da draußen, im Weltall, wusste endlich jemand, dass es uns gab! Kammerflimmern bei der ersten 3-stelligen Spende! Um uns ohne Internetpräsenz zu bedanken, steckten wir Dankschreiben in Briefumschläge mit dem Namen der Spender darauf und diese in einen zweiten Briefumschlag, zusammen mit der schriftlichen Bitte an die Bank der Spender, die Briefe an ihre Kunden weiterzuleiten. Unsere Bank baten wir, die Schreiben an die Bank der Spender zu schicken… Es funktionierte!

2008 bescherte uns unseren Webmaster Olaf Doschke, dem wir unsere Lebensader, unsere wunderbare Website, verdanken und der nun schon seit bald 8 Jahren unermüdlich jedes Wochenende für uns tätig ist. Was wäre sonst wohl aus dem Verein geworden…?

Doch noch immer fehlte uns die Genehmigung, arme Tiere auf der französischen Insel Martinique zu kastrieren… Wir mussten uns der Realität stellen! Das französische Gesetz verlangt eine Tierklinik und die war für uns unerreichbar! In unserer Verzweiflung und um wenigstens einige Geburten zu verhüten, starteten wir das „2 Euro im Monat“ Patenschaftsprogramm speziell für Hündinnen, um unserem Partner RSP-Martinique zu ermöglichen, einige Hündinnen mehr von der Straße zu holen. Dieses Patenschaftsprogramm besteht mit wechselnden Funktionen bis heute und hilft immer noch Tieren mit besonderen Bedürfnissen.

2008 hielt noch eine Überraschung für uns bereit: Die Karibische Tierschutzkonferenz ! So was gab es? Gebannt verfolgten wir die Konferenz in Santo Domingo von Deutschland aus. Die Prinzipien und Konzepte, die hier vorgestellt wurden, waren, sind und bleiben die Grundlagen unserer Vereinsarbeit:

Kastrationen

Aufklärung und Erziehung der Einheimischen zur Tierliebe

Aufklärung und Einbeziehung der Touristen in den Tierschutz

Und noch etwas erreichte uns während der Konferenz: Der Hilferuf eines kleinen Vereins an der dominikanischen Nordküste: „Wir haben eine neue Klinik, aber keine Tierärzte!“ Das war das Signal! 2009 flogen Thomas Busch und Ines Leews zu unserem ersten Kastrationsprojekt in die Dominikanische Republik, zur A.A.A.S. (Amigos por los Animales de Soúsa) nach Sosúa. Wir blieben zurück mit einem Gefühl des Triumphs: Endlich! Endlich, nach 4 langen Jahren, konnte der Verein das tun, wozu er gegründet worden war…!

2010 schrieb ich an 130 Tierkliniken und –praxen. 2 Ärzte kamen! Heute sind etwa ein Dutzend Ärzte bereit, dann und wann ihren Urlaub für uns zu opfern… 28 mal haben Tierärzte bisher für uns den Atlantik überquert! Etwa 2500 Tiere wurden kastriert, viele weitere behandelt und wegen anderen medizinischen Indikationen operiert. 2013, 4 Jahre nach unserem ersten Kastrationseinsatz, erreichten wir einen weiteren Meilenstein: Wir konnten uns einen Herzenswunsch erfüllen und 8 eigene chirurgische Bestecke anschaffen. Waren wir in den Jahren zuvor darauf angewiesen, Tierärzte dorthin zu schicken, wo solche Ausrüstung schon vorhanden war, so gab es für uns nun keine Grenzen mehr!

2012 machte ich eine Rundreise durch die Dominikanische Republik, besuchte unseren Partner A.A.A.S. und die Klinik in Sosúa; Kim Beddall in Samaná, die mir von ihrem Wunsch, den jungen Tierarzt Dr. Francisco Lopez Rodriguez zum Chirurgen ausbilden zu lassen, erzählte; den Verein Collares Rojos und Dr. José Malaret in Bayahibe, wo ich darauf hingewiesen wurde, dass im armen Südwesten der Dom. Rep., der unterentwickeltsten Region des Landes, noch nie ein Tierarzt gewesen war und dort dringend Hilfe gebraucht würde; und kehrte über Cabrera, wo die amerikanische Organisation Animal Balance gerade einen Kastrationseinsatz begann, nach Sosúa zurück. Und während der gesamten Zeit waren Vergiftungen von teils bereits kastrierten Tieren und was man dagegen tun könnte ein zentrales Gesprächsthema! Die Eindrücke und Erlebnisse dieser Reise bestimmen unsere Arbeit bis zum heutigen Tag:

Kim Beddalls Wunsch konnten wir 2013 und 2014 mithilfe von Dr. Tarek El Kashef erfüllen. Dr. Francisco ist heute ein perfekt operierender Chirurg. Im Südwesten der Dom. Rep. haben wir 2013 ein Projekt begonnen, das nur mit der Schweizer Associazione suizzera per l'aiuto e il supporto dei cani creoli und ihrer Vorsitzenden Dolores Rohrer möglich war, deren Partner aus der Gegend stammt und dessen Familie noch heute dort lebt, denn es gibt da nirgendwo einen Tierschutzverein, mit dem wir zusammenarbeiten könnten.

2014 und 2015 fanden dort Einsätze mit jeweils etwa 100 Kastrationen statt; 2015 wurde auch erfolgreich in den berüchtigten Favelas von Santo Domingo gearbeitet, in die sich weder Polizei noch Feuerwehr, Ambulanzen oder Müllabfuhr wagen. Mit der Petition gegen die Vergiftung dominikanischer Hunde und Katzen an Stränden und Hotelanlagen begann 2013 unser Projekt Tierschutz und Tourismus - sie hat aktuell über 22.300 Unterschriften! Bald darauf wurden wir auf einen kleinen Verein in Punta Cana hingewiesen, dem vielleicht größten Tourismuszentrum der Karibik mit über 60 großen Luxushotels. Wir hätten uns für dieses Projekt keinen besseren Partner wünschen können als den damals gerade 9 Monate alten Verein RescátaMe! Ein Online Reiseführer kam hinzu, der karibische Hotels aufführt, die bereits mit dem Tierschutz zusammenarbeiten. Mittlerweile finden sich dort 38 Hotels auf 12 Inseln und die sehr tierfreundliche Reiseagentur JustGrenada, die uns bestätigte, dass keines der Hotels auf Grenada, die sie anbieten, Giftköder auslegt. Es folgte unsere Reviewseite Touristen berichten, wo sich Urlauber selbst äußern können, und die Seite Tierschutzadressen, damit Touristen, wo immer in der Karibik sie sich auch befinden mögen, die ihnen nächstgelegene Tierschutzorganisation kontaktieren können, falls sie ein Tier in Not finden, oder auch falls sie einfach nur die Organisation in der Nähe ihres Hotels besuchen und vielleicht ihre großartige Arbeit unterstützen wollen.

2014 lud TUI über 90 Hotels in der Dominikanischen Republik ein, mit uns zu kooperieren. Wir waren überwältigt – und siegessicher! Und bald darauf niedergeschmettert, als kein Hotel reagierte! Aber, wie immer, nach dem Motto „Jetzt erst recht!“ machten wir weiter und konzentrierten uns auf die Hotels, die für RescátaMe erreichbar waren; die Wirkung unserer Petition wurde von Gästen unterstützt, die sich engagiert für Tiere an ihrem Urlaubsort einsetzten und heute arbeiten bereits 13% der Hotels von Punta Cana mit RescátaMe zusammen. Wir sind überzeugt, dass es uns langfristig gelingen kann, hier ein Signal zu setzen: Die Tourismusindustrie, die sich weltweit auf die Lebensgewohnheiten und Gepflogenheiten ihrer Gäste einstellt, muss erkennen, dass viele ihrer Gäste zuhause einen besten Freund oder ein Familienmitglied auf 4 Beinen haben und sie deshalb erwarten können, dass an dem Ort, wo sie Erholung suchen und sehr viel Geld ausgeben, Tiere gut behandelt, kastriert, gefüttert und medizinisch betreut werden.

10 Jahre Kreolischer Hund: Mit einem gewissen Stolz und tiefer Dankbarkeit für die Hilfe unserer vielen und treuen Unterstützer blicken wir auf dieses Jahrzehnt zurück!

Wie soll es nun weitergehen mit diesem wunderbaren kleinen Verein?

Ganz klar, 2015 ist ein besonderes Jahr und es muss noch etwas Besonderes passieren! Und so erfüllen wir uns dieses Jahr noch einen weiteren Herzenswunsch; auch auf den kleinen Antillen weiter im Süden zu helfen: Die zu Grenada gehörende Insel Carriacou hat soviel Hunde wie Einwohner, eine kleine Tierklinik, aber keinen Arzt, ausser es kommt einer zu Besuch…

Am 5. November fliegen Therese Conze aus der Gynäkologieabteiliung der Tierklinik Gießen und Dr. Uwe Linzer aus Koblenz zum ersten Mal dorthin!

Für 2016 sind natürlich schon wieder Einsätze geplant: Anfang des Jahres geht es wieder nach Azua und in die Favelas von Santo Domingo, auf Barbados bemüht man sich um Arbeitsgenehmigung für unsere Tierärzte…

Und noch etwas steht im Raum; das dritte Projekt neben Kastrationen und Tierschutz & Tourismus: Die Arbeit mit der einheimischen Bevölkerung! Überall in der Karibik finden sich zumindest ansatzweise Projekte, um Kinder in Schulprogrammen zu tierlieben Menschen zu erziehen, auf der kleinen und sehr armen Insel Dominica findet das sehr ausgereift und auf einzigartig hohem Niveau statt. Kim Beddall hatte bereits 2012 ihr Interesse an einem solchen Schulprogramm in spanischer Sprache angemeldet. Zusätzliche Freizeitangebote, Spiel und Spass mit dem Hund, Agility & Co, können jungen Menschen zeigen, dass ihre Mischlinge genauso klug und liebenswert sind wie Rassehunde; aus begeisterungsfähigen Kindern können die Tierschützer von morgen werden, die in ihren Gemeinden viele wichtige Aufgaben übernehmen können.

Die Kinder und Jugendlichen, die immer wieder bei Kastrationseinsätzen auftauchen, mit großem Ernst helfen und mit Feuereifer bei der Sache sind, lassen diese Hoffnung aufkommen. Ich sehe mich einmal irgendwo auf irgendeinem Acker einen Pfahl in den Boden schlagen, mit einem Schild, auf dem die stolze Inschrift prangt: „Humane Education Center“. Und dann wird es weitergehen wie immer, in vielen kleinen Schritten, mit vielen Genickschlägen, aber immer vorwärts, auf das Ziel zu! Wir hoffen, dass wir immer genügend Menschen finden, die an unsere Ziele glauben, sie unterstützen und uns auf dem Weg dahin begleiten! Längst geht es nicht mehr allein um Kastrationen, sondern auch darum, die Lebensqualität der Tiere an ihrem Herkunftsort zu verbessern, so dass Vermittlung in andere Länder irgendwann einmal nicht mehr notwendig ist. Immer sollen unsere Projekte auch Modelle sein, die an anderen Orten mit den gleichen Problemen nachgeahmt werden können, wo wir selbst nicht aktiv werden können. Und irgendwann einmal wird der Verein in eine Stiftung umgewandelt werden, um seine Gründer zu überdauern… Aber bis dahin ist noch viel zu tun! Bleiben Sie uns treu!


Ihre Isabel Gorski-Grobe

Aufgepasst: Im Oktober wird neuer Bedarf eingestellt für die Einsätze 2016!