Teamwork – Eindrücke eines Betonagetags
Hallo zusammen! Wir melden uns wieder aus Haiti zurück mit Eindrücken unserer ersten Betonage dieser Bauphase. Um dabei auch das Team ein wenig näher kennenzulernen, berichtet nun jeder von seinen Aufgaben und Gedanken dieses besonderen Tages.
Martin
“Diesen Samstag war es endlich soweit: Der große Betonagetag! Ein Ereignis, an das sich jedes Team immer gerne zurückerinnert, da es nicht nur durch unglaubliche Anstrengungen sowie einige Blessuren, sondern auch durch ein tolles soziales Miteinander lange im Gedächtnis bleibt. Jeder Betonage geht eine lange Kette von Vorbereitungen voraus. Der Fundamentgraben muss gezogen (danke James!) und mit einer Sauberkeitsschicht aus verdichtetem Kies versehen werden. Die Bewehrungskörbe und die Schalung müssen gebaut und ausgerichtet werden. Man tut gut daran, die benötigten Gerätschaften (Betonmischer, Rüttelflasche, Schubkarren, etc…) nochmal zu überprüfen und zu warten, um böse Überraschungen zu vermeiden. Des Weiteren sollte für eine reibungsfreie Betonage ausreichend Kies, Sand, Wasser und Zement bestellt werden und auf keinen Fall sollte man vergessen, genügend haitianische Arbeiter einzustellen, ohne die die Betonage lange nicht so geschmeidig von statten gehen würde. Getreu dem Motto unseres Partnerschaftsvereins „Pwoje men kontre“ – Hand in Hand dem gemeinsamen Ziel entgegen, wurde das Fundament des zweiten Klassenraums betoniert. Danke hierfür an alle Arbeiter, die uns dabei unterstützt haben.”
Juliane
“Nach diversen kleineren Anlaufschwierigkeiten, konnte die Betonage um ca. 10 Uhr beginnen. Die Station, um die sich anfangs alles dreht: der Betonmischer. Aus etwa zwei Eimern Kies, einem Eimer Sand, einem halben Eimer Wasser und einem halben Sack Zement entsteht das Gemisch, das Bauingenieur-Träume wahr werden lässt. Ohne Leute, die die Eimer an die Mischer bringen oder die Arbeiter, die die Schubkarren voller Beton wegfahren, ist man allerdings aufgeschmissen. Genauso ist es hilfreich, die Eimer zu zweit reinzuschütten, wenn man nicht den größten blauen Fleck seines Lebens bekommen will. Diesen nimmt man aber gerne in Kauf, denn das Mischen macht großen Spaß.”
Katrin
“Sobald der Beton mit viel Muskelarbeit von den Mischern in die Schalung transportiert worden ist, muss er verdichtet werden. Das geschieht mit Hilfe der Rüttelflasche, was im Grunde genommen ein langer, vibrierender Stab ist, den man in den Beton hält. Durch die Vibration werden die Luftblasen nach oben gerüttelt und man hat später keine Luftporen im ausgehärteten Beton. Außerdem kann man mit der Rüttelflasche den Beton in der Schalung weiterschieben und besser verteilen. Wir wollten mit dem Betonieren in der einen Ecke des Fundaments beginnen und dann parallel in beide Richtungen mit jeweils einem Team weiterbetonieren, sodass man sich in der gegenüberliegenden Ecke wieder trifft. So war zumindest der Plan, der in der ersten Stunde auch sehr gut funktionierte… Dann gab allerdings die größere Rüttelflasche den Geist auf und konnte leider auch trotz intensiver Bemühungen nicht mehr repariert werden. Aber hey – mit ein bisschen Dynamik im Einsatz der anderen Rüttelflasche, die jetzt zwischen beiden Betonierteams hin- und herspringen musste, wurde trotz allem auch die restliche Betonage gemeistert.”
Rebecca
“Da ich wohl oder übel das 2. Rüttelteam aufgeben musste und wir uns ohnehin regelmäßig gegenseitig abgelöst haben, bin ich natürlich sofort zu Jules geeilt, um den größten blauen Fleck ihres Lebens auf ein Bein zu begrenzen. Gemeinsam haben wir den Betonmischer gerockt. Das grobe Mischungsverhältnis ist zwar schon vorgegeben, jedoch kann die Konsistenz des Betons von Mal zu Mal variieren. Es wurde gefachsimpelt, wie viel Zement oder Wasser nachgeschüttet werden muss, um ein optimales Ergebnis zu erreichen. Sobald der Beton sich geschmeidig, aber auch nicht zu flüssig, verhält, wird er in Schubkarren gekippt. Hier braucht man übrigens Armmuckis, da man den Betonmischer beherrschen und den Beton kontrolliert in die Schubkarre befördern muss. Es kann aber manchmal auch vorkommen (natürlich nur ganz selten), dass etwas daneben geht.”
Marcus
“Der beste Betonmischer und die besten Bediener sind jedoch ohne Material aufgeschmissen. Wegen des ohrenbetäubenden Lärms der Generatoren ist die Kommunikation während der Betonage erschwert. Das war aber kein Problem, denn irgendwann kennen alle das „Rezept“ und wenn der Mischer neu beladen wird, stehen alle Eimer schon bereit. Dabei kommt man schnell ins Schwitzen, denn die Rüttler sollten nicht auf die Mischer und somit auf den Beton warten müssen. Die Betonage hat riesigen Spaß gemacht und ist ein tolles Beispiel für ein optimal funktionierendes Teamwork aus Haitianern und EWBlern.”
Anne
“Wie schon angeklungen, ist eine Betonage ziemlich harte Arbeit. Deswegen gilt mein Respekt nicht nur den Leuten am Betonmischer, sondern auch den haitianischen Arbeitern, die uns unter anderem dabei unterstützt haben, die wirklich schweren Schubkarren mit dem frisch gemischten Beton vom Mischer zu uns an die Schalung zu karren. Auch wenn es nicht jede Schubkarrenladung an ihr Ziel geschafft hat (weil sie einen ziemlich holprigen Weg hinter sich bringen musste und irgendwo verloren ging), hatten wir an der Schalung teilweise große Mühe den Beton rechtzeitig zu verteilen, bevor schon wieder eine neue Ladung vor uns stand. Trotz einigen Stressphasen hat das Verteilen und Rütteln großen Spaß gemacht!”
Timon
“An so einem Tag reicht es nicht, dass die Arbeit hart ist, sondern es muss natürlich auch einiges schief gehen. Hier nun ein kleiner Ausschnitt aus „Was schiefgehen kann, geht schief“. Der Tag begann recht früh, alle waren gespannt und motiviert und um 7:30 Uhr auf der Baustelle. Erstes Hindernis: es kam kein Wasser aus der staatlichen Wasserleitung und ohne Wasser lässt sich bekannterweise schwerlich betonieren. Kurz vor 10 Uhr wurde das Problem dann aber zum Glück gelöst. Das zweite Hindernis ließ nicht lange auf sich warten, denn die erste Rüttelflasche fiel aus. Dies wäre noch nicht weiter schlimm gewesen, wenn nicht kurz darauf die zweite Rüttelflasche auch ausgefallen wäre. Das löste kleine Panikreaktionen in der Betonage – Mannschaft aus, da wir erst bei der Hälfte waren. Zum Glück konnte Martin eine der beiden Rüttelflaschen reparieren und es ging weiter. Die Arbeit forderte jedoch nicht nur maschinelle Opfer sondern auch personelle, denn unser Bauleiter war mit einen Magen-Darm-Infekt den ganzen Vormittag ausgeknockt. Trotz der ganzen Widrigkeiten gab es auch sehr viele Erfolge: die Schalung hielt dem Druck stand, die Betonage lief gut bis auf die Kleinigkeiten und am Ende war das Tagesziel erreicht.”
Yvette
“Ganz nach dem Motto „TEAM-Together Everybody Archieves More“ haben wir trotz einiger technischer Schwierigkeiten, blauer Flecken und Ausfälle den Beton rissfrei in die Schalung gebracht und ein großartiges Fundament geschaffen. Alle haben bei über 30 Grad und strahlendem Sonnenschein alles andere als geschwächelt. Jeder hat sofort gesehen, wo es an helfenden Händen fehlte und wo er gebraucht wurde. Ohne zu zögern, haben alle angepackt, um den Kieseimer ohne große Verluste in den Mischer zu kippen oder die Schubkarren, die über die Brücke von außerhalb in das Innere des Fundaments mussten, an die richtige Stelle zu bringen. Die Motivation war bei den Haitianern, wie auch bei den EWB’lern so hoch, dass wir schon um halb sechs alles fertig betoniert hatten. Damit die Stimmung bei der Betonage den Tag über gut bleibt und niemand den Spaß an seiner Aufgabe verliert, gibt es einen Springer, der die wichtige Rolle inne hat, immer für ausreichend Wasser und Kekse zu sorgen, aber auch den einen oder anderen mal bei seiner Arbeit abzulösen und ihm so ein paar Minuten zum Verschnaufen zu geben.”
Alisa
“Einer der letzten Schritte bei der Betonage ist das Abziehen des verdichteten Betons. Das Fundament soll zum Schluss schließlich eine ebene Oberfläche besitzen, um die nachfolgenden Maurerarbeiten zu erleichtern. Dafür wird der Beton, dessen Konsistenz dann doch öfter mal schwankte, je nachdem von welchem Mischer die Schubkarre beladen wurde, durch leichte Kreisbewegungen mit der Kelle verteilt und somit dessen Dellen ausgeglichen. Temperaturbedingt wurde diese eigentlich eher entspannte Aufgabe sehr stressig, weil der Beton fast unmittelbar nach dem Verdichten fest wurde. Deshalb muss auch am Ende das betonierte Fundament noch gewässert und abgedeckt werden, um das zu schnelle Austrocknen zu verhindern. Als schließlich auch der letzte Abschnitt auf die richtige Höhe gebracht und geglättet wurde, brach das ganze Team in Jubel aus und die Betonage wurde offiziell für erfolgreich beendet erklärt.”
Marius
“Das rechtzeitige Befüllen der Eimer und das Tragen derselben zum Mischer war wohl eine der am meisten gefragten Aufgaben. Spontanität und Schnelligkeit sind hier wichtig, damit kein Mischer zu kurz kommt und der Beton sich nicht entmischen kann. Das Schönste an der Betonage war jedoch das Gefühl, als sie vorbei war. Wenn jeder für den anderen gerannt ist und man unter den schwierigen Umständen kulturübergreifend etwas auf die Beine gestellt hat, das irgendwann mal haitianischen Kindern eine bessere Bildung ermöglichen soll, hat man den Eindruck etwas Großes erschaffen zu haben – etwas Größeres als nur die Grundlage eines Gebäudes. Vielleicht liegt an diesem Samstagabend viel eher die Grundlage einer besseren Zukunft in der roten Abenddämmerung von Beaumont.”
Fertiges Fundament des Klassenraums
Abschlussgruppenfoto
