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4. Auszug aus dem Kältehilfetagebuch 2009/2010

(Gelöschtes Mitglied)
(Gelöschtes Mitglied) schrieb am 01.12.2009

30. November 2009

Da wo der Mensch nicht kann, kann der Hund

Heute Abend erhielten wir drei Anrufe aufgrund einer hilflosen Person. Unter einem der drei Anrufer war auch ein Polizist. Er wies uns auf eine Frau hin, die am Ku’damm auf dem Bürgersteig lag und sich weder von ihnen noch vom Rettungsdienst ansprechen ließ, und ob wir nicht einmal nach dieser Frau schauen könnten. „Natürlich, dafür sind wir schließlich da!“ sagte ich und war ganz froh, dass ich diesmal eine weibliche Beifahrerin zur Unterstützung an meiner Seite hatte. Ich dachte, von Frau zu Frau müsste sich da doch etwas machen lassen.

In der Mitte der Fußgängerzone sahen wir dann eine Person komplett zugedeckt mit ihrem Mantel im Regen liegen. „Guten Abend, können wir Ihnen vielleicht helfen?“ versuchte meine weibliche Beifahrerin die Person anzusprechen. Nachdem mehrere Versuche die Frau anzusprechen fehlgeschlagen hatten und wir nur ein barsches: „Nein, lasst mich alle in Ruhe!“ ernteten, fiel mir plötzlich Tikwa, meine Hündin, ein. Wir hatten sie im Kältebus dabei. Sie gilt als unser Trostspender und Wärmevermittler und ihr Name kommt aus dem Hebräischen und heißt „Hoffnung“. Wenn das mal nichts zu bedeuten hat! Ohne Hoffnung geht es eben nicht!

Ich schnappte mir also Tikwa aus dem Kältebus und sprach die Frau aufmunternd an: „Kennen Sie schon meinen Hund?“ Langsam und etwas scheu hob sich der Mantel und Tikwa, als wusste sie sofort, was zu tun ist, kroch unter den Mantel zu der Frau und ließ sich umarmen. Augenblicklich wurde das Herz der Frau ganz weich und sie erzählte uns begeistert von ihrem eigenen, bereits verstorbenen Hund. So gelang es uns also schließlich doch noch die Frau zur Notübernachtung zu bringen.

- Artur Darga, Kältebusfahrer