Zum Hauptinhalt springenErklärung zur Barrierefreiheit anzeigen
Deutschlands größte Spendenplattform

Schon alles in Malawi erlebt? - Weit gefehlt!

B. Uhlig
B. Uhlig schrieb am 28.12.2018
Mit diesen Gedanken brachen wir zu unserer Reise zum Projekt von Active Aid in Africa - Malawi auf. Unsere Vorurteile erwiesen sich als komplett daneben.
Mit unserem Anflug auf Blantyre fing alles an.
Es gibt nichts, was es nicht gibt...


Liebe Mitglieder und Freunde von AAA,

wir sind letzte Woche Montag nach unserer Reise wohlbehalten nachhause zurückgekehrt.

Der Aufenthalt verlief sehr erfolgreich trotz oft ziemlich widriger Umstände.

Während die Rückreise sehr ruhig und planmäßig verlief, hatte es die Hinreise Ende November 2018 in sich, oder besser gesagt, die letzten 200 km vor unserem Zielort Blantyre, aus denen dann auch über 800 km wurden. Südlich des Malawisees türmten sich über 10 km hohe Wolken. Zur Zeit unserer geplanten Landung tobte ein Unwetter über Blantyre.



Nach spiralförmigem Anflug um die Gewittertürme herum befanden wir uns im Endanflug und schon recht dicht über dem Erdboden, als unser Pilot sich entschloss durchzustarten. Der zweite Anflug verlief genauso und endete ebenfalls mit einem Durchstart-Manöver kurz vorm Aufsetzen. Gerade als wir zum dritten Anlauf ansetzen wollten, wurde die Maschine von solch heftigen Turbulenzen durchgeschüttelt, dass der Pilot mit Vollgas die Maschine steil nach oben riss und nach Lilongwe, der Hauptstadt umkehrte.
Nachdem wir dort 2 bis 3 Stunden verbracht hatten und zum nächsten Versuch nach Blantyre aufbrechen wollten, brach kurz vor der Startbahn das Unwetter über Lilongwe los, so dass wir wieder umkehren mussten. Später erfuhren wir, dass bei diesem wasserfallartigen Guss die Abflughalle des Flughafens völlig überflutet wurde.
Nach einer weiteren Stunde war der Spuk vorbei und wir starteten endlich nach Blantyre durch und landeten erfolgreich.

Zwischenaufenthalt in Blantyre

Ursprünglich hatten wir gehofft, noch den halben Freitag vor uns zu haben, um in der Stadt einiges zu erledigen. Mit den 6 Stunden Verspätung war daran nicht mehr zu denken. Kurz nachdem wir in Mr. Mybecks Haus ankamen, ging bereits die Sonne unter.

Das sich anschließende, ziemlich verregnete Wochenende nutzten wir für erste Besorgungen und ein Meeting mit Mr. Mybeck, während dem wir das weitere Vorgehen planten und organisierten.
Am Sonntag besuchten wir unseren Missionar Olav Schmidt.
Am Folgetag trafen wir uns offiziell mit Olav Schmidt und der Leiterin der UMC-Gesundheitsprojekte, bei dem wir uns über Brunnenbohrungen, -sanierungen und Wiederaufforstungs-Projekte austauschten.
Da sich die Zielsetzungen auf beiden Seiten sehr ähneln, wollen wir zukünftig enger zusammenarbeiten und falls möglich auch gemeinsame Fördertöpfe erschließen. Unser Mr. Mybeck und Herr Schmidt werden da alles ausloten und den Kontakt zueinander halten.
Nach einer Kurzsafari im nahegelegenen Bvumbwe-Park ging es an die großen Vorbereitungen für die Abfahrt ins Lower Shire: einige Stunden Schlange stehen hinter zig Leuten am Bankschalter. Die 2 Millionen Kwacha abzuheben, brauchte es einen Staatsakt, der dann auch nochmal fast eine Stunde dauerte.
Nur wenige Kilometer weiter durften wir von dieser Summe schon wieder 1,6 Millionen, also etwa 1930 €, bei unserem indischen Großhändler abwerfen, bei dem wir vier Brunnen-Komplettsets kauften.



Links: 1,6 Millionen Kwacha in 1000ern und 2000ern. Rechts: die erste Fuhre unseres Einkaufs beim indischen Großhändler wird aufgeladen

Ab ins Lower Shire

Am Mittwochvormittag hatten wir alles vorbereitet und eingekauft. Wir starteten sofort durch in den heißen Süden, 160 km weiter und 1000 m tiefer ins Lower Shire Tal bei immerhin 32 bis 37 Grad.
Am Donnerstag musste Mr. Mybeck mit unserem Fahrer nochmals nach Blantyre hochfahren, um die zweite Fuhre der Brunnen-ersatzteile abzuholen.
Zum Glück ging alles deutlich schneller als im letzten Jahr, und die beiden kamen tatsächlich am Abend desselben Tages wieder in Ngona an. Wir hatten inzwischen unser Projekthaus wieder einigermaßen bewohnbar hergerichtet.

Am Freitag starteten wir auch gleich mit unseren Aktionen ohne Zeitverluste:
Wir besuchten unsere Partnerschule, die Mpatsa CDSS, gaben die Briefe der deutschen Schüler ab und nahmen zugleich eine erste Ration der malawischen Antworten entgegen.
Die Spende des Pforzheimer Theodor Heuss-Gymnasiums überreichten wir bei dieser Gelegenheit ebenfalls.

 

Übergabe der Briefe in der Partnerschule

Am Nachmittag besuchten wir kurz den Bürgermeister und den Mfumu, eine Art „König“ des Landkreises Tengani, um unsere zukünftigen Aktionen anzukündigen und begannen mit Brunnenuntersuchungen in einigen nahe gelegenen Dörfern, die wir im vergangenen Jahr aus Zeitmangel nicht besucht hatten.

Unsere Brunnenaktionen

Die ersten drei Dezember-Tage mitsamt dem Wochenende standen ganz im Zeichen der ersten Brunnenreparaturen, weil nun endlich mal der Regen aufgehört hatte. Die kommenden 7 Tage am Stück heizten uns kräftig ein mit trockenen 40 bis 41 Grad.

Am Samstag reparierten wir einen Brunnen in Chisi und einen weiteren in Mphaso, ca. 3 km Luftlinie von ersterem entfernt. Am Sonntag fuhren wir in aller Frühe ins entlegene Dorf Namijeti, in dem der Brunnen schon seit Jahren unbrauchbar war.
Schon während der schweren Arbeiten herrschte unfassbare Freude unter den Einheimischen, die wir erst einen Tag zuvor über unseren anstehenden Besuch informiert hatten.
Selbst Tsetse-Fliegen und Schlangen kreuzten unsere Wege. Jedoch freuten wir uns über deren Besuche weniger.
Als der fertige Brunnen sein erstes Wasser hervorsprudelte, kannte die Freude keine Grenzen mehr.



Viel Freude während der Reparatur in Namijeti



Das erste Wasser seit Jahren fließt aus diesem Brunnen. Köstlich.

Am Montag fuhren wir in das noch entlegenere Dorf Kaileji, wo wir ebenfalls einen Brunnen sanierten. Es ist der Ort, in dem wir letztes Jahr die Stelzenhäuser entdeckt hatten, die traditionellen Häuser aus den früheren Jahrhunderten. Nur 7 km von der Hauptstraße entfernt befanden wir uns plötzlich in einer anderen Welt.

Zwischentag in Nchalo

Am folgenden Tag mussten wir wieder einmal ins 90 km entfernte Nchalo fahren. Während Robert und Mybeck Schlange am Bankschalter standen, machte Birgit Bekanntschaft mit einer anderen, quicklebendigen Sorte Schlange auf der Toilette nebenan.
Wir suchten ein Internet-Cafe auf und bereiteten die Touren für die nächsten weitaus strapaziöseren Tage vor.
Die Ruhe vor dem Sturm...



Die Bank in Nchalo. Im Vordergrund unser Auto auf drei Beinen

Auf zur Nthondo-Ralley

Der 5.12. brachte für unseren Fahrer und das Auto eine riesige Herausforderung:
Es ging hoch hinauf in die Berge nach Nthondo, an die Westgrenze zu Mosambik. Ngona selbst liegt an der Ostgrenze.
Die Piste war eine Zumutung ohnegleichen. Steile Anstiege oder Abfahrten, tiefe Senken und Bergkuppen wechselten einander ab. 20 km durchs Niemandsland, kein Dorf, nur Wildnis war hier zu finden.
Zwei Kundschafter, die am Samstag die Strecke für uns erkunden wollten, verunfallten an einem der Steilabstiege. Beide durften wir im Tengani Gesund­heitszentrum besuchen.
So oft wie in diesem Jahr, sind wir noch nie dorthin gekommen.



Eindrücke von der Fahrt nach Nthondo; rechts der wohl spektakulärste Steilabstieg



Nach dem Steilabstieg braucht unser Auto eine Erfrischung. Wir kriegen nichts.

Die Uhr rückte schon auf 10, als wir im Dorf ankamen.
Trotzdem gelang es uns, bis zum späten Nachmittag zwei Brunnen zu reparieren, denn diese Fahrt möchte man nur ein Mal mitmachen.
Auf dem Rückweg durften wir eine Erkrankte aus dem Dorf mitnehmen und im Tengani Hospital abliefern.
Unser Auto war danach auch krank.
Bis zu unserer Abreise aus Malawi verlangte der Ford ständig nach Behandlungen. Die Fahrt nach Nthondo hat ihm sehr zugesetzt.



Brunnen sanieren ist schwere körperliche Anstrengung

Donnerstag, Nikolaustag, war der 3-Brunnen-Tag.
Auf einer fast schon entspannenden Fahrt ging es in die ebenfalls weit abgelegenen Dörfer Million und Kaloga.
In Million tanzten die Leute schon, als wir vorfuhren. Da hatten wir noch keinen Streich geschafft.
Da die Reparaturen sehr schnell gingen, konnten wir auf der Rückfahrt sogar noch in Chitsa halt machen, wo wir bis kurz vor Sonnenuntergang den dritten Brunnen fertigstellten.
Das sich anschließende lange Wochenende von Freitag bis Sonntag nutzten wir zum Ausruhen, während Mr. Mybeck in Sachen Wahlkampf unterwegs war.

Wahlkampf in Tengani Zentrum

Im Mai 2019 wird in Malawi der neue Präsident und ein neues Parlament gewählt. Mr Mybeck ist Kandidat für den Landkreis Tengani.
Der Vizepräsident, zugleich der aussichtsreichste Präsidentschafts-Kandidat, hatte für Samstag seinen Besuch in Tengani angekündigt. Am Samstag herrschte dann auch Volksfest Stimmung.



Volksfest, bevor der Vizepräsident kommt. Dieser steuert seinen Wagen direkt auf uns zu.
 


Der Vizepräsident hält seine Rede. Ein großes Security-Aufgebot begleitet ihn.

Kaum war der Konvoi seiner Durchlaucht außer Sichtweite, fing es wieder an zu regnen. Die 7-tägige Hitzeperiode fand ihr Ende.
Am Sonntag goss es fast kübelweise über Stunden hinweg. Gute Gelegenheit für alle auszuruhen.



Sintflutartiger Regen legt das Leben lahm

Am Abend kam das große Festfressen für die Frösche auf unserem Grundstück.
Wo kamen die plötzlich alle her?
Schwärme von Insekten fielen am Abend über uns her.
Je später der Abend, desto größer die Viecher.
Ein Naturspektakel sondergleichen, aber das Kribbeln und Krabbeln war kaum zum Aushalten.



Insekten fallen in Scharen über uns her und werden fleißig eingesammelt. Für die Malawier eine kostenlose Delikatesse

 Happy Birthday

Geburtstag, den 10.12. waren wir in der 24 km entfernten Distrikt-Haupt­stadt Nsanje eingeladen.
Ein deutscher Bekannter betreibt dort ein eigenes kleines Projekt. Dieses Projekt schauten wir uns am Vormittag an.
Am Nachmittag fuhren wir zum südlichsten Punkt Malawis an die Grenze nach Mosambik.
Der Grenzbeamte war so freundlich und ließ uns ohne Kontrolle mal einige hundert Meter ins Nachbarland hineinlaufen. An diesem ziemlich verlassenen Grenzposten auch für den Beamten eine kleine Abwechslung.



Start der Auspflanzung von der Baumschule


Da es am Wochenende so viel geregnet hatte, war der geeignete Zeitpunkt gekommen, die ersten Pflanzen auszusetzen. Deshalb beluden wir unser Gefährt am Mittwoch randvoll mit Pflanzen aus unserer Baumschule und zugleich mit einigen Brunnenteilen und fuhren mit diesen nach Nthumba.



Erst eine Dusche fürs Auto, dann vollbeladen mit Pflanzen und Brunnenteilen



Auspflanzen unserer Setzlinge in Nthumba

Nachdem wir die Pflanzen zum Aussetzen ausgeliefert hatten, fuhren wir einige Kilometer weiter zu einer letzten Brunnenrepa-ratur. Die stellte sich als äußerst hartnäckig heraus.
Wir mussten zum ersten Mal erfolglos aufgeben.
In 48 m Tiefe haben sich zwei Rohre ineinander verhakt, die nur mit Spezialwerkzeug heraus befördert werden können. Dazu muss das Werkzeug aus Blantyre hergebracht werden.
AAA Malawi soll in den nächsten Monaten den Brunnen fertigstellen.

Nach einem letzten Schulbesuch mit Übergabe der neuesten Briefe führten wir am 12.12. in einigen Dörfern noch einige Brunnenuntersuchungen durch, bevor wir für die Rückreise packten.

Rückkehr nach Blantyre


Wir starteten am frühen Morgen bei ungewöhnlich klarer Sicht auf das Mulanje-Massiv mit dem höchsten Berg Malawis und erreichten nachmittags Blantyre.



In der Ferne das Massiv des Mount Mulanje (3002 m)

Am Freitag und Samstag konnten wir nicht mehr viel tun, weil es andauernd regnete.
Wir trafen uns nochmal mit unserer Missionarsfamilie, besprachen uns abschließend mit Mr. Mybeck und rechneten die Kosten ab.

Rückkehr nach Deutschland

Gleich in aller Frühe am Sonntag, den 16.12., fuhren wir zum Flughafen, wo uns ein ruhiger Flug erwartete.
Pünktlich am Montagvormittag landeten wir in Stuttgart nach einem Gratis-Rundflug über Paris.

Wir sind mit dem Ergebnis der Reise angesichts der Wetterkapriolen sehr zufrieden. Insgesamt reparierten wir 9 Brunnen – fast wären es 10 geworden – und damit mehr als erwartet. Davon profitieren nunmehr über 3000 Einwohner, speziell in den weit abgelegenen, kaum erreichbaren Ortschaften.

Außerdem haben wir mit Brunnenuntersuchungen fast alle Lücken auf der Landkarte geschlossen.
Auch die Pflanzaktionen verliefen sehr schön.



Mr. Mybeck hat dieses Mal eine tadellose Organisation vorgelegt. Alles war durchgeplant und bei jeder Brunnenreparatur standen die Komitees vor unserer Ankunft bereit, so dass es ohne Zeitverlust vorwärts ging.
Alle Arbeiten gingen nahtlos ineinander über, so dass wir die regenfreien Zeiten höchsteffizient ausnutzen konnten.
Mit diesem Fazit beenden wir unseren Bericht und wünschen Euch allen ein gutes und erfolgreiches neues Jahr.

Diesen Bericht könnt Ihr auch auf unserer Mitgliederseite einsehen: http://active-aid-in-africa.de/Mitgliederseite.html

Birgit Uhlig und Robert Mattheus 
1. und 2. Vorsitzender Active Aid in Africa e.V.
Im Ludlein 22 75181 Pforzheim 
Telefon: 07231-66500 (sprechen Sie bitte ggf. auf den Anrufbeantworter) 
E-Mail: mail@aaa-germany.de 
Website: http://www.aaa-germany.de 
Schaut Euch bitte unseren Bericht an