Angesichts täglich neuer Meldungen über das Ausmaß der menschengemachten Klimakrise, über Kriege und andere Bedrohungen der Gesellschaften unserer Erde könnte man verzagen. 78 Jugendliche aus Deutschland, Frankreich, Rumänien, Spanien und Bosnien-Herzegowina machen es anders: Zwei Wochen lang leben sie in dem kleinen Bergdorf St. Chély d´Apcher im Rahmen des neunten Tanztheaterprojekts der PASSAGEN-Projektreihe in Südfrankreich zusammen, um Gemeinschaft zu erleben – in Gesprächen und vor allem im Tanz. Dieses Tanzprojekt wird nun unter dem Dach des FESTIVAL PERSPECTIVES, dem größten deutsch-französischen Bühnenfestivals aufgeführt. Dazu kommen alle Jugendlichen vom 18.5. bis 28.5.2023 in Friedrichsthal (bei Saarbrücken) zusammen, um das Stück erneut zu proben und aufzuführen. Die Aufführungen sind am 26.5.23 um 16h (eine Schüler_innenvorstellung) und am 27.5.23 um 18h für das Festivalpublikum.
Unter der Anleitung internationaler Choreograf*innen haben sie ein mitreißendes und nuancenreiches Tanztheaterstück voller Energie entwickelt, das die Zuschauer*innen mit seinen einprägsamen Bildern wachrüttelt. Diese Tanztheaterproduktion ist in mehreren Dimensionen angelegt: Erstens geht es um die gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Thema Fragilität. Wie fragil der Zustand unserer Erde und die Beziehungen der Menschen untereinander sind, erleben die jungen Menschen täglich und müssen damit umgehen, neue Ideen entwickeln, damit unser blauer Planet weiterhin bewohnbar bleibt. Die zweite Dimension des Projektes entsteht aus der Betrachtung einer kleinen Ölfarbzeichnung von Paul Klee, die den Titel Angelus Novus trägt. Der Philosoph Walter Benjamin erwarb dieses Bild vor mehr als 100 Jahren, der abgebildete Engel inspirierte ihn sein Leben lang. Benjamin erkannte zum Beispiel die zerstörerische Kehrseite des Fortschritts und entwickelte daraus eine Kritik an unserer Art zu leben. Solche Gedanken bilden zusammen mit der Ölzeichnung eine inhaltliche Grundlage des Projektes.
Hier setzen die jungen Tänzer*innen an: Begleitet von Benjamins Gedankenreich tanzen sie kraftvoll für die Zukunft unseres Planeten, für eine humane Gesellschaft, in der es Platz für einen offenen und respektvollen Umgang unterschiedlicher Kulturen gibt, in der alle zu ihrem Recht kommen.
Im Laufe der letzten neun Jahre haben zahlreiche junge Menschen als Tänzer*innen bei den PASSAGEN-Projekten mitgewirkt. Davon sind einige von Beginn an bis zur aktuellen Produktion mit dabei, andere Ehemalige sind mittlerweile selber Choreograf*innen der Tanzstücke oder engagieren sich in der Organisation und inhaltlichen Entwicklung der Projektreihe, die eine nachhaltige Wirkung auf kommende Generationen entfaltet.