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Bericht

David K
David K schrieb am 27.07.2020
1 Woche vorher:
Da ich frei hatte, konnte ich relativ entspannt alles vorbereiten und am Rad schrauben. So konnte ich meine leichteren Laufräder neu aufbauen und mit Austausch oder weglassen von Teilen/Material insgesamt das Rad von 9 auf 7.9 KG reduzieren.
Körperlich war ich eigentlich in guter Verfassung nur meine Wade/Fußgelenke nervten wie so oft in den letzten Wochen mit Schmerzen und Verspannungen, was ich aber mit geringem Trainingsvolumen und Schonung recht gut in den Griff bekam.

Anreisetag:
Die Anreise per Bahn und Rad als auch die Vorbereitung (Essen kaufen, Trinkflaschen vorbereiten) verliefen problemlos. Am Abend trafen dann auch meine Unterstützer Matthieu/Jannis/Jasmin für den Samstag ein. Um einmal die aktuellen Bedingungen vom Wurmberg zu checken fuhren wir noch eine kleine Tour, die allerdings direkt am Beginn des Wurmbergs endete, denn dort war eine komplette Sperrung des Wurmbergs ohne Zeitangaben wegen Forstarbeiten.
Mit der dann gewählten Alternativroute fand ich auch meinen möglicherweise alternativen Anstieg mit dem Oderberg bei St. Andreasberg, der mir aber aufgrund der geringen Steigung min 2. Stunden mehr Fahrzeit beschert hätte - aufgrund der geringeren Steigungsprozente und einer kurvigen Abfahrt inkl. schlechterem Asphalt. Beim Ende unserer Tour sahen wir bereits Maschinen im Wald beim Wurmberg arbeiten.

Samstag:
Dankenswerter Weise fuhr Jannis bereits morgens früh zum Wurmberg und konnte dann glücklicherweise feststellen, dass es keine Sperrung mehr gab. Entsprechend froh waren wir und konnten alles wie geplant durchführen. Nach reichhaltigem Frühstück fuhr ich die wenigen hundert Meter dann zum Wurmberg los und startete mein Everesting um 8:26.
Mein Körper war wohl dabei etwas aufgeregter als ich, denn ich fuhr mit einem Puls von 160-170bpm. Wenige Runden später waren es 15 Pulsschläge im Schnitt weniger. Waldarbeiten wurden noch mit einem Harvester für 2 Stunden auf meiner Strecke ausgeführt, aber immer mit Rücksicht auf die ersten Wanderer und uns Radfahrer,  sodass es damit keine Probleme gab. Die Beine fühlten sich sehr gut an und so fuhr ich sogar über meiner geplanten Pace (13,5kmh@260w)zwischen 270 und 280w für die ersten 5 Runden.

Nach 3 Runden kam meine Supporter und stellten die Verpflegung bereit an die Skisprungschanzenanlage bereit, die das Basecamp für den Tag war. Zwei Runden fuhren sie dann mit hinauf wobei auch die Fotos entstanden. Zudem fischten sie netterweise eine Trinkflasche, die etwas zu schwungvoll von mir geworfen wurde, aus dem Gebüsch. Im Gebüsch wäre ich auch bei einer Abfahrt beinahe gelandet, da ich einmal die Kurve nach dem Steilstück nicht richtig anfuhr und mich entscheiden konnte zwischen Vollbremsung gepaart mit eventuellen Wegrutschen oder einen längeren Bremsweg inkl. Ausritt ins Grüne. Ich entschied mich für die zweite Variante und kam glücklicherweise in dem hohen Gras nicht zum Stillstand oder Fall und konnte entsprechend wieder auf die Straße zurück steuern.
Der Berg fühlte sich derweil immer mehr mit Fußgänger und auch Radfahrern inklusive zweier Jungs im Alter von ca. 9 Jahren auf kleinen E-Mountainbikes, die mich eine halbe Runde nach oben begleiteten und viele Fragen stellten, was eine gute Ablenkung und Auflockerung war nach den ersten Stunden.

Bis zur Hälfte hielt ich ein ziemlich hohes Tempo von teilweise über 14kmh@>280w, dafür wurden die Abfahrten etwas langsamer, da nun der Berg recht bevölkert war. So wurde mein häufigster Ausspruch des Tages „Achtung - Danke“  vor bzw. bei der Überholung. Nach der dritten oder vierten Begegnung mit dem Fußgänger waren Viele interessiert, wie häufig ich denn hochfahren würde. Die Antwort 27 mal wurde meistens dann mit „oh Gott“ kommentiert.
Die erste Hälfte von 4500hm hatte ich dann in ziemlich genau 5 Stunden absolviert. Mir war aber schon vor dem Start klar gewesen, dass das Tempo irgendwann in der zweiten Hälfte einbrechen würde. Auch wenn man weiß,  dass man bereits die Hälfte geschafft hat, ist es nämlich meistens nicht so motivierend noch mindestens fünf weitere Stunden im Sattel zu sitzen - bei immer weniger Energiereserven. In solchen Momenten hilft dann etwas Koffein, um sich wieder etwas besser zu fokusieren, als auch sich der leckeren Seite einer solchen Fahrt anzunehmen und sich alle paar Runden mal mit Lakritz, Weingummi und Rosinenbrötchen zu versorgen.

Denn die übliche Maltodextrin/Wasser Mischung bietet zwar gute Nährwerte, aber nach der 6. Flasche davon brauch es irgendwann auch mal etwas Geschmack und etwas feste Nahrung im Magen.  Zudem schlug mir nun die „Hitze“ etwas auf den Schädel. Es waren zwar nur 21 Grad im Durchschnitt am Nachmittag, aber durch den wenigen Fahrtwind überhitze mein Kopf immer wieder, was ich so sonst höchstens bei über 30 Grad in den Alpen hatte. Mit Essen und Kopfdusche verlängerten sich entsprechend die Pausenzeiten und die anvisierte Gesamtzeit erhöhte sich Stück für Stück.
In den Stunden 6-9 veränderte sich die Leistung nicht und war noch leicht über der geplante Pace  von 13,5kmh. Irgendwann kam mein Unterstützer Team von ihrer Brockentour wieder und so fuhren Jannis und Matthieu noch einmal mit mir den Berg hoch, wo wir auf eine große Junggesellengruppe trafen, die sich zum Glück als lautstarke Anfeuerer hervortaten und nicht als Glasscherbenproduzenten.

Ab Stunde 9 wurde es dann recht zäh. Die Geschwindigkeit lag bei maximal 13kmh im Schnitt und die Leistungswerte sanken auf 240-246w und das auch nur weil man in den steilen Passagen(bis zu 14%) eh keine Chance hatte bedeutend weniger zu treten. In der Zeit wurde der Berg immer leerer, so dass ich nur noch den vier gleichen Gruppen noch mein übliches „Achtung - Danke“ zurufen konnte.
Für die letzten 1,5 Stunden stieg ich von Maltodextrin auf Glucose um, da die Kurzfristigkeit der Energie  wichtiger war als die gesamte Energiemenge. Die erste Flasche trank ich davon fast komplett auf einer Runde  (normal drei Runde eine Flasche) aus und Matthieu mixte mir für den letzter Runde noch schnell eine neue Flasche.  Ich versuchte das Tempo immer wieder  auf die normale Pace zu erhöhen, aber Beine, Arme, Oberkörper, Rücken war alles leer und entsprechend entkräftet. Erst auf den letzten zwei Kilometer mit der Aussicht aufs Ende konnte ich das Letzte an Energie aus mir rausquetschen. Oben angekommen fehlten noch 13 Höhenmeter auf der Anzeige, sodass ich noch das letzte Stück zum Gipfel über die Schotterpiste hinauf gefahren bin.

8850hm in ~10:45 Fahrzeit,  ziemlich genau 11 Stunden inklusive aller Pausen.

Dort oben war es menschenleer  und ich hatte den Moment und die Aussicht von „meinem“ Berg für mich allein.  Zwei Fotos geschossen und ab zur letzten vollen Abfahrt. Unten angekommen war ich allerdings noch nicht ganz fertig, auch wenn meine drei Supporter mich schon beglückwünschten, denn um sicher zu sein, dass es als Everesting gilt, sollte man immer ein paar Höhenmeter extra fahren, da die GPS Messung oder gar barometrische Messung nicht exakt genug sind. Außerdem macht sich so eine glatte 9000 auch nicht schlecht auf dem Display. Also nochmal etwas Druck aufs Pedal für 10 Minuten, um endgültig nach 11:01 Fahrzeit fertig zu sein.
Dann saßen wir bei Pizza, Bier und Kakao bei der Skisprungschanze und sabbelten über die Geschehnisse des Tages bis es zu kalt wurde.

Alles in allem ein super Tag bzw. super Wochenende. Bis auf die Ungewissheit bzgl. der Sperrung und noch kleinen Verbesserung am Rad am Vorabend gab es gar keine Probleme. Ziel in der anvisierten Zeit erreicht und der Wurmberg war super. Steiler bzw. eine gleichmäßigere Steigung ohne ein solches Steilstück wäre natürlich besser für eine schnellere Gesamtzeit, aber für Norddeutschland echt super. Ein Wochentag statt Samstag und außerhalb der Ferien könnte sicherlich auch noch etwas Zeit gut machen für die Abfahrten, aber wahrscheinlich auch auf Dauer etwas langweiliger.  Am Rad hat alles bis auf eine minimal Korrektur eines Bremsbelages auf der Fahrt super funktioniert. Das Pacing war grundsätzlich gut und auch wie geplant verlaufen, allerdings wäre es natürlich gut gewesen die Ausreißer nach oben und unten zu begrenzen. Wirklich viel Zeit hat es nicht gekostet, aber eventuell hätte die mentale Ermüdung und die energietische Versorgung etwas länger auf hinausgezögert werden können.

Meine bewerte Standardversorgung mit 60-70g Maltodextrin pro Flasche hat auch diesmal gut funktioniert, allerdings für Fahrten, wo häufig an oder oberhalb der Leistungsschwelle gefahren wird,  würde ich versuchen die Gesamtmenge an aufgenommen Kohlenhydraten leicht mit Fruktose zu erhöhen. Dies ist allerdings ein schmaler Grat, da ich früher Fruktoseprobleme hatte und entsprechend bräuchte es viele Tests vorher im Training.
Körperlich macht sicherlich eine Stärkung der Arme/des Oberkörpers irgendwann mal wieder Sinn, da bin ich aber wegen der Nervenprobleme aus dem letzten Jahr noch etwas gehemmt. Glücklicherweise war das während der Fahrt gar kein Problem und auch in den beiden Tagen danach verspüre ich keine Taubheit sondern nur eine allgemeine Überlastung. Und falls ihr mal Wadenprobleme habt, einfach mal ein Everesting fahren, danach waren sie nämlich weg 😉.

Es bleibt noch zu sagen: vielen, vielen Dank an Jasmin, Jannis und Matthieu für die Unterstützung bei dem Vorhaben. Und natürlich danke an alle SpenderInnen.

Nächstes Vorhaben wird wahrscheinlich: https://bremenbrockenbremen.de/

https://www.strava.com/activities/3812371637
Übersicht der Runden hinauf: