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#roflcopter - die Bloggerstaffel 2017

Öffentliche Spendenaktions-Seite

Kinderarmut: "Die Gesellschaft nimmt heute keine Rücksicht mehr"

R. Schweins
R. Schweins schrieb am 19.04.2017

SPENDENLAUF

Von Thomas Knüwer, Thorsten Firlus, Christian Kirchner, Stephan Doerner und Roland Schweins

DÜSSELDORF. Im vierten Jahr läuft styleranking gemeinsam mit drei Medien-Bloggern beim Düsseldorfer Marathon mit. Für einen guten Zweck. Dieses Mal haben wir uns für die "Froschkönige gegen Kinderarmut e.V." entschieden. Warum wir jedes Jahr laufen und Spenden sammeln, das hat Blogger-Blockbuster Thomas Knüwer in seinem Blog "Indiskretion Ehrensache" hinlänglich und in Perfektion beschrieben. Weil Blogger bisweilen lustige Nerds sind, haben wir unserer Staffel auch einen angemessenen Namen gegeben: #roflcopter.

Aber um uns soll's heute gar nicht gehen, sondern um ein ernstes Thema, für das wir in weniger als zwei Wochen durch Düsseldorf sprinten werden: Kinderarmut. Und dazu haben wir uns heute aufgemacht zu den zwei Gründerinnen der Froschkönige, Gabriele van den Burg und Irene Elbers. Die beiden Rentnerinnen können aus zehn Jahren ehrenamtlicher Arbeit für unterfinanzierte Kinder berichten - gutes wie schlimme Erlebnisse.

In Düsseldorf Flingern arbeiten die Froschkönige-Gründerinnen Gabriele van den Burg und Irene Elbers - sie machen Kinder glücklich und verschaffen Kindern Chancen.

#roflcopter: Ihr habt eure Aktion bei betterplace "Schokoticket für Johanna" genannt - warum?

Gabriele van den Burg: Manchmal ist der Schulweg 50 Meter zu kurz, als dass ein Kind eine Fahrkarte von einer Behörde genehmigt bekommt. Die Froschkönige helfen unkonventionell, schnell und unbürokratisch.

#roflcopter: Wie kommen die Spenden an die Kinder? Ist es den Eltern nicht zu peinlich, sich als "arm" zu outen?

Gabriele van den Burg: Ja, das kommt ganz häufig vor. Aber sie kommen zu uns, wenn ihnen das Wasser bis zum Halse steht. Manche bieten auch im Gegenzug Hilfe an, obwohl sie ganz dringend Hilfe benötigen - aus Stolz. Wir arbeiten aber auch mit allen Ämtern der Stadt zusammen, damit die Spenden  an die wirklich Bedürftigen gehen.

#roflcopter: Und es gibt sicherlich einen höheren Bedarf als Ihr Spendenvolumen dies hergibt...

Irene Elbers: ...das kann man wohl leider sagen. Der Bedarf ist um ein vielfaches höher als unsere Mittel. Wir müssen auswählen, wen wir unterstützen. Da zählen bisweilen harte Kriterien. Wir bevorzugen zum Beispiel Kranke und Behinderte.

#roflcopter: Wofür werden die Gelder eingesetzt?

Irene Elbers: Ganz häufig reicht das Geld nicht für den Einkauf, dann geben wir einen Gutschein aus. Wir möchten, dass Kinder ein Frühstück bekommen. Ansonsten liegen unsere Schwerpunkte in den Bereichen Bildung, Schuhe und Kleidung. Der Bereich Bildung ist uns der Wichtigste, denn unser Ziel lautet: Es soll keine zweite Hartz-4-Generation entstehen. Und da hier unser Schwerpunkt liegt, sind wir ganz stolz auf die Kinder, die wir unterstützt haben und die jetzt selbst in Lohn und Brot stehen, denen erfolgreich eine Ausbildung gelungen ist oder die inzwischen studieren. Wir begleiten viele, bis sie volljährig sind.

#roflcopter: Woher kommt der Name Froschkönige?

Gabriele van den Burg: Schon zu Zeiten meiner Mutter hatte jedes Kind eine Märchenfigur, damit es in der Wohnküche wusste, wo sein Platz ist. Mein Zeichen war der Froschkönig - und der zieht sich durch mein Leben. Inzwischen haben uns sogar Künstler Froschkönige für unser Büro auf Leinwand gemalt.

#roflcopter: Wie kommen Sie an Spenden?

Gabriele van den Burg: Meistens über das Internet - über Facebook und unsere Homepage. Aber auch über Berichterstattung durch die Medien. Wir hatten vor kurzem das ZDF im Hause. Titel der Reportage: Armes reiches Deutschland - kein Geld für Kinder. Darüber werden Spender auf uns aufmerksam.

#roflcopter: Gibt es aktuell ein Herzensprojekt, das Sie verfolgen?

Gabriele van den Burg: Wir richten einer alleinstehenden Frau mit 7 Kindern - eines davon ein Neugeborenes - derzeit fünf Kinderzimmer ein.

#roflcopter: Warum sind Kinder in Deutschland arm?

Gabriele van den Burg: Das hat häufig andere Gründe als die, die man zunächst vermuten würde. Also nicht unbedingt Alkohol- oder Drogensucht. Manchmal verdienen die Väter zu wenig, um ihre Familie ernähren zu können, obwohl sie arbeiten. Oder Väter zahlen keinen Unterhalt und die Frauen stehen allein da. Sehr häufig fallen Menschen durch das Raster, die einfach wegen Depressionen oder Krankheit ihre Arbeit verloren haben. Und dann sind die Kinder arm. Menschliche Gründe also als Ursache - und Niedriglöhne.
Die #roflcopter-Bloggerstaffel: Thomas Knüwer, Christian Kirchner, Thorsten Firlus und Roland Schweins

#roflcopter: In der Presse wird einmal im Jahr ein Armutsbericht thematisiert. Jedes fünfte Kind soll arm oder von Armut bedroht sein. Warum ist das so?

Gabriele van den Burg: Die Gesellschaft nimmt heute keine Rücksicht mehr auf den Einzelnen. Firmen gucken nicht mehr auf Schicksale. Es gibt einfach eine zunehmende Verrohung in der Menschheit und der Gesellschaft. Viele Kinder werden gemobbt. Vor allem, wenn sie in der Schule keine Markenklamotten tragen. Da rutscht man schnell in die Not, weil einfach die Ansprüche heute viel zu hoch sind. Außerdem werden viele Arbeiten, die früher einfache Menschen erledigt haben, inzwischen von Maschinen erledigt.

#roflcopter: Wann ist Ihre Hilfe besonders wichtig?

Gabriele van den Burg: Manche Kinder brauchen im ersten Jahr schon Nachhilfe, damit sie nicht sofort und mit sechs Jahren schon von der Gesellschaft abgehängt sind. Leider gibt es noch immer viele Schulabgänger, die diese Hilfe nie erhalten haben und die nicht lesen können.

#roflcopter: Aber es gibt auch positive Beispiele...

Gabriele van den Burg: Ja. Unsere Melissa, die wir unterstützt haben und deren Eltern Hartz IV-Empfänger sind. Sie studiert heute Lebensmittelchemie. In der Bewerbungsphase wollte sie ein duales Studium machen und ist zum Jobcenter gegangen, um den Anspruch auf Unterkunft, Kleidergeld und Fahrtkosten zu Bewerbungsgesprächen geltend zu machen. Das war für das Jobcenter nicht zu bewältigen: Sie hatte zwar Anspruch, aber es gab keine Anträge - geschweige denn dafür einen "Topf", weil sich normalerweise keine Hartz IV-Kinder auf Studienplätze bewerben. So viel zum Thema Chancengleichheit - hier haben wir unkompliziert helfen können. Und Unterkünfte gab es bei vielen befreundeten Eltern, die den Froschkönigen nahe stehen. Wir haben also inzwischen deutschlandweit ein gutes Netzwerk. Einmal im Jahr treffen sich Familien, die wir unterstützen, zum Erfahrungsaustausch. Ein Familientreffen ist das.

#roflcopter: Wann sind Sie glücklich?

Gabriele van den Burg und Irene Elbers: Wenn es uns gelungen ist, bei einem Kind das Selbstbewusstsein wieder aufzubauen.


Über den #roflcopter

Zum vierten Mal startet traditionell unsere Bloggerstaffel #roflcopter beim Düsseldorfer Marathon (diesmal am 30. April) – und möchte euch, liebe Leserinnen und Leser, dafür gewinnen, uns mit einer Spende für einen guten Zweck anzufeuern.

Wir, das sind:
WirtschaftsWoche-Redakteur Thorsten Firlus:
http://blog.wiwo.de/schweinehund
Capital-Redakteur Christian Kirchner:
http://menschenzahlensensationen.wordpress.com
kpunktnull-Gründer Thomas Knüwer:
http://www.indiskretionehrensache.de & http://www.gotorio.de/
styleranking-Gründer Roland Schweins:
http://www.styleranking.de/ & http://www.passionpapa.de/
und Ersatzläufer und t3n.de-Chefredakteur Stephan Doerner:
http://onlinejournalismusblog.com.

Jede Spende - gleichgültig wie hoch - feuert uns an! Wir sagen D-A-N-K-E und verneigen uns vor dir.