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Von Osh nach Leshan, Sichuan / From Osh to Leshan, Sichuan (21.11.2016)

Daniel S.
Daniel S. schrieb am 13.12.2016

--- English version below ---

Bilder: http://www.landmine.at/18000-km-am-Rad.305.0.html#osh

Hallo an alle, die meine Berichte noch immer lesen!

Ich glaube, das letzte Mal schrieb ich aus Osh, Kirgisistan, was schon einige Zeit her ist. Eigentlich wollte ich euch bereits nach dem ersten Monat in China einen Bericht senden, aber nachdem ich damals mehr als eine Stunde getippt hatte, verschwand der Text in den Tiefen des World Wide Web ... wie ärgerlich! Wie auch immer, ich will nun versuchen mich zu erinnern, was ich vor mehr als zwei Monaten erlebt habe.

Nach meinem kleinen Erholungsurlaub in Osh kehrte ich zu meinem Fahrrad zurück. Zunächst machte ich einen Tagestrip in die falsche Richtung, um einen Blick auf den Peak Lenin zu erhaschen, einen der bekanntesten Berge in diesem Gebiet (weil es so billig ist, diesen mit einer Expeditionstour zu besteigen). Ich hatte wirklich Glück und erwischte einen strahlenden Morgen und perfekte Aussicht (Bild 1)!

Dann änderte sich mein Glück ein wenig, als ich durch eine Märchenlandschaft aus grünen Wiesen, übersäht mit Jurten und Pferden und Gletschern im Hintergrund, in Richtung der chinesischen Grenze radelte. Denn auf diesem Plateau auf rund 3.000 Metern über dem Meeresspiegel herrschten starker Gegenwind und kalte Temperaturen. Deshalb benötigte ich einen Tag länger als erwartet, um endlich die chinesische Grenze zu erreichen.

Die Formalitäten waren einfach, aber leider erlaubt die Grenzpolizei nicht, dass Ausländer die 140 Kilometer zwischen dem alten Grenzposten bei Kaschgar und dem neuen in den Bergen, wo die eigentliche Grenze liegt, mit dem Fahrrad zurücklegen. So teilte ich mir ein Taxi mit einem deutschen Radfahrer, der mich eigentlich auf dem weiteren Weg nach Kashgar begleiten wollte. Dann musste er aber in die Grenzstadt zurückkehren, weil er kein Wasser und keine Lebensmittel mehr hatte. (Eigentlich wollte er in einem Supermarkt einkaufen, kam aber mit leeren Händen zurück und sagte: Ich kann hier nichts kaufen, sie haben nur chinesisches Zeug.)

Nach einer fabelhaften Fahrt durch Dörfer aus Lehmhäusern, wunderschönen Felsformationen und oasenähnlichen Städten, erreichte ich am 26. August die Oase Kashgar, ein weiteres altes Handelszentrum entlang der Seidenstraße (Bild 2). Wieder faszinierten mich das orientalische Flair und die sehr gut erhaltene Altstadt sehr. Auch eine riesige Auswahl an uigurischem Essen wartete auf mich, um probiert zu werden! Mein Körper war nach den einmonatigen Verdauungsproblemen und einigen harten Tagen, die ich vor Kashar hatte (wer hätte so viel Regen in der Wüste erwartet?), noch nicht zu 100 % fit. So entschied ich mich, länger als geplant zu bleiben und meine Batterien wieder aufzuladen.

Ein paar Tage nach Kashgar, mit mehr Regen (sogar viel mehr) und vielen, vielen (6 in 7 Tagen) platten Reifen (die ausschließlich durch dünne Drähte aus geplatzten LKW-Reifen verursacht wurden), begann ich endlich wieder ein Wüstengefühl zu bekommen. Im Grunde gab es auf einer Strecke von 2.000 km, entlang des südlichen Endes der Taklamakan-Wüste und auf dem ganzen Weg hinauf zur tibetischen Hochebene, kein Grün mehr zu sehen. Zum Glück holte ich die Zeit mit zwei französischen Radfahrern und einem jungen Schweizer Radfahrer, mit denen ich den größten Teil des Weges zurücklegte, wieder auf. Außer Sanddünen, Felsen, Schotter und einigen schiefen Bäumen gab es wirklich nichts um uns herum (Bild 3). Zirka alle 200 km lag eine künstlich gebaute Stadt mitten im Nirgendwo, wo wir das Notwendigste kaufen konnten. Etwa alle 50 Kilometer befand sich eine mehr oder weniger ekelhafte Raststätte, in der wir eine Mahlzeit und etwas Wasser bekamen. Seit wir in der Wüste jede Nacht zelteten, war unsere Körperpflege auch nicht die beste. (Wer es wirklich wissen will: Ich duschte von Hotan bis Golmud nicht.) Rund zwei Wochen nach Kashgar verabschiedeten wir uns von der Wüste und begannen mit einem Zweitages-Aufstieg über einen 3.500 Meter hohen Pass. Wir ließen die Xinjiang Provinz hinter uns und erreichten das Tibetische Hochplateau der Provinz Quinghai. Immer noch waren nur Schotter, Fels und Sand rund um uns. In einer Nacht hatten wir auch das zweifelhafte Vergnügen herauszufinden, wie es ist bei einem Sandsturm zu zelten. Mit alle dem Schweiß und der Sonnencreme von zwei Wochen ohne Dusche und dem Sand, der an unserer Haut klebte, sahen wir ganz schön gebräunt aus ;-)

In Golmud nahm ich mir zwei wohlverdiente Tage frei, um wieder Energie für die nächsten Herausforderungen zu tanken. Wieder allein war ich auf dem Weg nach Yushu, nahe der Grenze zur Provinz Sichuan, wo ich mein Visum verlängern wollte. Das war bis jetzt womöglich die härteste Woche meiner Reise! Am ersten und zweiten Tag musste ich auf 4.700 Meter und irgendwas raufradeln. Dabei erwischte mich ein Sandsturm am zweiten Abend. An den folgenden Tagen litt ich unter Nachttemperaturen von -10 Grad, Schneefall und einen ganzen Tag lang -5 Grad (Bild 4). Ich weiß nicht, wie viele Pässe über 4.500 Meter ich überquerte ... aber es hat sich gelohnt! Das tibetische Volk mit seiner Freundlichkeit, die wunderschönen Landschaften, die Vielfalt der Wildtiere und vieles mehr haben das Leiden leicht wiedergutgemacht (Bild 5 und 6)!

Als ich Yushu erreicht hatte, nahm ich einen weiteren Ruhetag. Leider stellte sich heraus, dass ich das Visum dort nicht verlängern konnte, weil das Polizeigebäude im Bau war. Das bedeutete für mich, dass ich in weniger als zwei Wochen weitere 1.100 km fahren musste, um die nächste Großstadt zu erreichen, in der ich es verlängern konnte. So passte ich meine Route wieder an und versuchte, Leshan rechtzeitig zu erreichen. Ich hatte wieder eine Woche Gesellschaft, denn Luca, der junge Schweizer Radfahrer, holte mich in Yushu ein. Auf dem Weg ins Unterland hatten wir eine echt tolle Zeit. Wir fanden einige wirklich gute Campingplätze und schafften es, Yakfleisch zu kaufen und es zum Abendessen zu grillen. Und wir litten gemeinsam beim Überqueren der hohen Pässe. Die Temperatur war auch fahrradfreundlicher als auf dem höchsten Teil des Plateaus. Die letzten drei Tage nach Leshan überraschten mich mit einer drastischen Veränderung der Landschaft. Nachdem wir ein paar kleine Wälder, echte Berge und üppige grüne Täler mit Landwirtschaft in den Tagen nach Yushu gesehen hatten, befanden wir uns unvermittelt in einer steilen Schlucht mit Bambusregenwald, die uns in die landwirtschaftlichen Ebenen um Chengdu führte (Bild 7 und 8). Der Verkehr war schrecklich, da gerade der chinesische Herbsturlaub zu Ende ging. Also fuhr ich wegen des unerträglichen Hupens zwei Tage mit Ohrstöpseln.

In Leshan konnte ich endlich mein Visum für einen weiteren Monat verlängern und einige sehr notwendige Ruhetage einlegen, um meinen Beinen etwas Entspannung zu gönnen.

Liebe Leute, kurz vor Weihnachten bitte ich euch um Hilfe: Unterstützt meine Spendenaktion für eine Welt ohne Landminen! Vielen Dank und liebe Grüße an euch alle!

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Images: http://tinyurl.com/18000-km-on-bike-osh-to-Leshan

Hello to everyone who still reads my stories!

I guess the last time I wrote something was in Osh, Kyrgyzstan, which is already quite a while back. I actually planned to send you some words after the first month in China, but after typing for more than one hour the text disappeared in the depths of the world wide web… how annoying! Anyway, I will try to remember now what I experienced more than two months ago.

After my little vacation in Osh I returned to my bike and did a one-day trip in the wrong direction, in order to get a glimpse on Peak Lenin, one of the most well known mountains in this area (because it is so cheap to climb it with an expedition tour). I was so lucky to get a bluebird morning and perfect views (pic 1)! 

Then my luck changed a little as I was cycling through a fairytale-landscape of green meadows with yurts and horses everywhere and a background of glaciers towards the Chinese border. Due to strong headwinds and cold temperatures on this plateau at around 3000 meters above sea level, I took one day longer than expected to finally reach the Chinese border. 

The formalities were easy, but unfortunately border police don’t allow foreigners to cycle some 140 kms between the old border post down near Kashgar and the new one up in the mountains, where the actual border is. So I shared a taxi with a German cyclist, who actually wanted to join me on the way to Kashgar, but had to turn back to the border town due to a lack of water and food. (He actually wanted to buy some in a supermarket, but returned from one empty-handed, saying: I can’t buy anything here, they only have Chinese stuff.)

So after a fabulous ride through clay-house villages, beautiful rock formations and oasis-like towns, I reached the oasis of Kashgar, another ancient trading center along the Silk Road, on the 26th of August (pic 2). Again the oriental flair and the very well preserved old town quarters fascinated me. Also a huge variety of Uighur food was waiting for me to be tried out! My body still didn’t feel 100% fit after my one-month digestion problems and a tough few days to reach Kashgar (who would have expected so much rain in the desert?), so I decided to stay longer than planned and recharge my batteries. 

A few days after Kashgar, with more rain (a lot more actually) and many, many (6 in 7 days) flat tyres (caused exclusively by thin wires from burst truck tyres) I finally started to get a desert feeling again. Basically there was nothing green to be seen for more than 2000 kilometers along the south end of the Taklamakan desert and on the way up to the Tibetan plateau. Luckily I cought up with two French cyclists and a young Swiss cyclist to do most of the way together. Except for sand dunes, rocks, gravel and some crooked trees there was really nothing around (pic 3). Every 200 kms or so there was an artificially built town in the middle of nowhere, where we could buy the necessities we needed, and about every 50 kilometers a more or less disgusting truck-stop, to get a meal and some water. Since we camped in the desert every night also our personal hygiene wasn’t really up to standard (if you really want to know, I didn’t have a shower from Hotan until Golmud). Around two weeks after Kashgar it was time to say goodbye to the desert and start a two-day ascend over a 3500 meters pass to leave Xinjiang province behind us and enter the Tibetan plateau of the Quinghai province. This climb also brought some temperature change with it. Being at 3000 meters meant nighttime temperatures around 0 to plus 5 degrees and daytime temperatures around 20. The landscape didn’t change much though. There was still only gravel, rock and sand surrounding us. We also had the honor to find out what it’s like to be camping in a sandstorm one night. With all the sweat and sun cream from two weeks without showering and sand sticking to our skin we looked pretty tanned ;).

In Golmud I took two well-deserved days off to regain some energy for the next challenges. Alone again, I was heading for Yushu, near the border to Sichuan province, where I planned to extend my visa. This was maybe the toughest week of my trip so far! On days one and two I had to cycle up to 4700 and something meters, with a snowstorm hitting me on the second evening. On the following days I suffered under night time temperatures of -10 degrees, snowfall and -5 degrees for one whole day (pic 4), - I don’t know how many - passes over 4500 meters, and so on… but it was worth it! The Tibetan people with their friendliness, the beautiful landscapes, the variety of wildlife, and many more things easily make up for the suffering! (pic 5 und 6)!

When I reached Yushu I took another rest day and had to find out that I couldn’t extend my visa here, because the police building was under construction. This meant for me to cycle another 1100 kms in less than two weeks, to reach the next big city where I could extend it. So I adapted my route again and tried to reach Leshan in time. I had company again for one week, because Luca, the young Swiss cyclist caught up with me in Yushu. We really had a good time on the way into lower lands. We found some really good camping spots, managed to buy some Yak meat and grill it for dinner, and suffered together, when crossing the high passes. The temperature was also more biker – friendly than up on the highest part of the plateau. The last three days to Leshan surprised me with a drastic change in landscape. After we had seen a few small forests, real mountains and lush green valleys with agriculture in the days after Yushu, we suddenly dropped into a steep gorge with bamboo rain forest that would lead us into the agricultural plains around Chengdu (pic 7 und 8). Traffic was terrible, because it was the end of the Chinese fall holiday, so I cycled two days with earplugs, because the honking is unbearable. 

In Leshan I could finally extend my visa for another month and take some very necessary days off to give my legs a rest. 

Dear all, just before Christmas I ask you for help: Please support my fundraising campaign for a world without landmines! Thanks much and friendly greetings to everyone!