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Meine Fahrt durch den Iran / My journey through Iran

Daniel S.
Daniel S. schrieb am 18.06.2016


>>> English version below <<<

Bilder: http://www.landmine.at/18000-km-am-Rad.305.0.html#iran

 Jawohl, er lebt noch!

Ich bin zurzeit in Mashhad, falls ihr euch fragt, wo ich mich gerade aufhalte. Aber ich sollte meinen Bericht wohl besser in chronologischer Reihenfolge fortsetzen und dort beginnen, von wo aus ich meinen letzten Bericht geschrieben habe.

Soweit ich mich erinnern kann, habe ich euch von Meghri im äußersten Süden von Armenien in der Nähe der iranischen Grenze zum letzten Mal berichtet. Die Fahrt zur und von der Grenze war wie eine Fahrt durch ein Gefängnisareal mit Stacheldraht auf der einen und rauen Felswänden auf der anderen Seite. Der Grenzübertritt hatte mich im Vorfeld ein bisschen nervös gemacht, war aber dann ziemlich harmlos. Und nachdem ich beim Geldwechseln zum Millionär geworden war, konnte ich in mein Iran-Abenteuer starten.

Und es begann ziemlich heftig mit Temperaturen von über 30 Grad. Nach einer einwöchigen Fahrt über das armenische Hochland bei weniger als 15 Grad und stürmischen Winden mit Böen, die mich manchmal sogar von der Straße geblasen hatten, musste ich es zunächst ruhig angehen und legte die ersten Tage keine großen Distanzen zurück. Noch etwas änderte sich mit dem Grenzübergang: die Gastfreundschaft der Menschen. Jeden Tag wurde ich mehrmals zu Tee oder Mahlzeiten eingeladen und manchmal konnte ich auch bei den Leuten zu Hause übernachten (Bild 1).

In Marand hatte ich das Vergnügen, für eine Nacht bei einem netten jungen Einheimischen und seiner Familie bleiben zu können (Bild 2). Essen und schlafen auf Teppichen erfordert einige Übung, wenn man es nicht gewöhnt ist;). Nach einer Stadtrundfahrt und ein paar üppigen Mahlzeiten setzte ich meinen Weg nach Tabriz fort. Dort legte ich wieder einen Ruhetag ein und erkundete den großen UNESCO-Weltkultur-Basar (Bild 3).

Als ich wieder sehr entspannt gegen den Wind in die Pedale trat, traf ich einen anderen Radfahrer aus Belgien. Mit ihm verbrachte ich drei wirklich einzigartige Tage, in denen wir einen Teil der Strecke zwischen Tabriz und Teheran zurücklegten. Er machte sich sehr viel Mühe, um uns durch die Landschaft von Ost-Aserbaidschan zu navigieren, wo wir wirklich abseits der ausgetretenen Pfade und fern von starkem Verkehr auf Asphalt- und Schotterstraßen fuhren. Wir kamen durch abgelegene Bergdörfer (Bild 4) und fuhren entlang eines Flusses, der offensichtlich zur Bewässerung des großen Tals genutzt wurde und Landwirtschaft möglich machte. Endlose Oliven-, Pfirsich- und Walnussbaum-Plantagen dominierten die Landschaft. Leider hatte ich die letzten zwei Tage bis nach Teheran keine Chance, die Hauptverkehrsroute zu meiden. Starker Rückenwind und ein Sandsturm (Bild 5), der auch in Richtung der iranischen Hauptstadt blies, ließen mich aber eine ungewöhnlich große Entfernung von 190 Kilometern an einem Tag zurücklegen.

In Teheran hatte ich das Glück bei der Familie eines Freundes schlafen zu können, die mich sehr gut aufnahm! Meinen Plan den Berg Damawand nordöstlich von Teheran zu besteigen, musste ich wegen schlechter Wetterbedingungen aufgeben. So entschied ich mich spontan, in einen Bus zu steigen und die Stadt Esfahan, 500 km südlich von Teheran gelegen, zu besuchen. Sie ist eines der wichtigsten kulturellen Zentren des Irans mit alten Gebäuden, Moscheen und Brücken (Bild 6) und ist berühmt für ihre Keramikmalerei und Silberschmiedekunst. Zurück in Teheran musste ich mir noch einen Tag Zeit nehmen, um mich ein wenig um mein Fahrrad zu kümmern. Es wurde mit einer neuen Kette ausgestattet und ausführlich gereinigt.

Am nächsten Tag stand ich vor der schwierigen Aufgabe, meinen Weg aus dem Stadtgebiet hinaus entlang einer vierspurige Autobahn zu finden. Der starke Verkehr wurde für einige Tage auch nicht weniger. Ich hatte wieder Glück mit dem Wind und so schaffte ich es in sieben Tagen nach Mashhad, anstelle der neun, die ich eingeplant hatte. Die Fahrt war mit Ausnahme des starken Verkehrs an den ersten vier Tagen sehr schön und malerisch. Nachdem ich nach Teheran weitere 1.500 Metern Anstieg erklommen hatte um den Elburz, ein Hochgebirge, zu durchqueren, fuhr ich wieder über 2.000 Meter bis auf das Meeresspiegelniveau des Kaspischen Meeres hinunter. Das Klima änderte sich wieder dramatisch von trockener Hitze hin zu tropisch feuchten, aber mäßigen (hohe 20er) Temperaturen. Das Kaspische Meer selbst konnte ich nie sehen, weil die Straße immer ein paar Kilometer landeinwärts verlief, um die größeren Städte zu verbinden, die von endlosen landwirtschaftlichen Flächen mit Weizen, Reis, Pfirsich und vielen anderen Getreide-, Obst- und Gemüsepflanzungen umgeben sind.

Geeignete Campingplätze waren nicht so einfach zu finden. So musste ich meine Strategie ein wenig ändern und landete für je eine Nacht in einer Basis des Roten Halbmonds (Roter Halbmond ist das Rote Kreuz in islamische Länder) und einer Moschee (Bild 7 und 8). Auch ein Einheimischer lud mich wieder zu sich nach Hause ein. Aber ich fühlte mich dort ein wenig unwohl, weil ich im Bett schlafen musste und er sich mit seiner Tochter für die Nacht auf den Boden legte. Das zeigt, wie weit Gastfreundschaft hier geht! Aber ich fühlte mich dabei wirklich nicht sehr wohl.

Um über die Berge nach Mashhad zu gelangen, musste ich leider durch starke Regenwolken, die an der Nordseite klebten. Als kleinen Bonus hatte ich allerdings den Wind wieder im Rücken. Darüber war ich sehr, sehr froh und glücklich, denn ich hatte Berichte von anderen Reisenden gelesen, die nichts anderes als starken Gegenwind auf der gleichen Strecke hatten. In der heiligen Stadt Mashhad hatte ich die Ehre, den Imam Reza Shrine, ein großartiges Kulturdenkmal, besuchen zu dürfen. Was für ein Erlebnis (Bild 9)!

Falls es euch interessiert, was ich die ganze Zeit esse: In jeder Stadt gibt es viele kleine Geschäfte, die alle Arten von Obst, Gemüse, Nüssen und Trockenfrüchten anbieten (Bild 10). Und natürlich versuche ich noch immer, die lokale Küche nach und nach zu erkunden. Aber in den meisten Restaurants bekommt man nur DIE iranischen Speisen: Fleisch, Reis und Brot. Aber einige andere Highlights waren gebratener Därme oder Darm-Suppe und man konnte auch Schafskopf bestellen. Doch das ist einfach zu exotisch für mich. ;)

Übrigens: Nach meinen Berechnungen war ich bis gestern 80 Tage auf der Straße (das schließt den Prolog mit ein), aber ich hab es nicht um die Welt geschafft ... Aber hallo, schaut auch nicht so schlecht aus (Bild 11)!

Liebe Grüße an alle!!

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Pictures: http://tinyurl.com/landmine-at-mashhad


Yes, he is still alive! 

At the moment I pass my time in Mashhad, just in case you were wondering where I’m about. But let’s continue in chronological order and start where I wrote my last report.

So as far as I remember the last time I updated you was from Meghri in the very south of Armenia near the Iranian border. The ride to and from the border was like a ride through a prison area with barbed wire fencing on one side and dry rough mountain walls on the other. The border crossing itself, that I was a bit nervous about was pretty harmless and after becoming a Millionaire at the money exchange I could start my Iran adventure. 

And it began pretty rough. With temperatures above 30 degrees after coming from a week of less than 15 degrees in the Armenian highlands and stormy winds with gusts that sometimes even blew me off the road I had to take it easy on the first few days and didn’t cover much distance. One other thing that changed big time with the border crossing was the hospitality of the people. Every day I was invited several times for tea, meals and even to stay at people’s places (pic 1). 

In Marand I had the pleasure to stay with a nice young local and his family for a night (pic 2). Eating and sleeping on carpets requires some practice if you are not used to it ;). After a city tour and some great meals I made my way to Tabriz to take a rest day and explore the great UNESCO world heritage bazaar (pic 3). 

Very relaxed I was pedaling against the wind again and met a fellow cyclist from Belgium, who I spent three really unique days with to cover a part of the route between Tabriz and Teheran. He made a big effort to navigate us through the countryside of east Azerbaijan region where we were really off the beaten track and away from any traffic on a mix of asphalt and gravel roads. We cycled through remote mountain villages (pic 4) and along a river that obviously was used to irrigate the big valley and make agriculture possible. Endless olive, peach and walnut tree plantations dominated the landscape. Unfortunately the last two days to Teheran I had no chance to avoid the main highway, but strong tailwind and a sandstorm (pic 5), which was also headed towards the Iranian capital made me cover an unusually big distance of 190 kilometers in one day. 

In Teheran I was so lucky to stay with a friend’s family who took good care of me! My plans to climb mount Damawand just northeast of Teheran were destroyed by weather conditions, so I quickly decided to hop on a bus and visit the city of Esfahan, 500 kms south of Teheran, which is one of the main cultural centers in Iran with very old buildings, mosques and bridges (pic 6) and famous for ceramic painting and silver art manufacturing. Back in Teheran I had to take one more day off to take care of my bike a little bit. It was equipped with a new chain and cleaned properly. 

On the next day I faced the difficult task of finding my way out of the metropolitan area along the 4-lane highways and traffic didn’t calm down for a few days. I was lucky with the wind again and so I made it to Mashhad in seven days instead of the nine I planned to take. The ride was except for the high traffic on the first four days very nice and scenic. After climbing another 1,500 meters up after Teheran to cross the Elburz mountain range I raced all the way down from over 2,000 meters to close to sea level of the Caspian Sea. The climate changed dramatically again from dry heat to tropical humid but moderate (high 20ies) temperatures. The Caspian Sea itself I could never see, because the road was always a few kilometers inland connecting the bigger cities which are surrounded by endless agricultural lands with wheat, rice, peach and many other grain and fruit and vegetable production. 

Camping places were not so easy to find so I changed my strategy a little and ended up staying in a Red Crescent base (Red Crescent is the Red Cross for Islamic countries) and a mosque for a night each (pics 7 and 8). Also I was invited to stay at a local guy’s place again, but he made me feel a bit uncomfortable, because I had to sleep in the bed and himself and his daughter moved to the floor for the night. That’s how far hospitality goes here! But I really didn’t feel comfortable about this.

To get back across the mountains to Mashhad unfortunately I had to go through the rain clouds, which were stuck on the north side. As a little bonus I had the wind in my back again though. So I was very, very lucky and happy about this, after reading reports of other travellers who had nothing but strong headwinds on the same route. In the holy city of Mashhad I had the honor of visiting the cultural heritage of the Imam Reza Shrine. A great experience! (pic 9)

In case you are wondering what I’m eating all the time: in every town there are many little shops offering all kinds of fruit, vegetable and nuts and dried fruit (pic 10). And still I try to explore the local cuisine little by little, but in most of the restaurants you can only get THE Iranian things: meat, rice and bred. But some other highlights were intestines fried or intestine soup and you could also go eat sheep’s head. Too exotic for me, though. ;)

By the way: According to my count yesterday I was on the road for 80 days (that includes the prologue) and I didn’t quite make it around the world … But hey, that doesn’t look so bad either (pic 11)!

Friendly greetings to everyone!!