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Tag 1

Anne Z.
Anne Z. schrieb am 26.01.2015

Ich wache auf – und habe schon jede Menge Plastik genutzt: Als Wecker benutze ich mein Handy und ich bin mir sehr sicher, dass die Füllung meiner Bettdecke und meines Kissens sowie meine Matratze ebenfalls zu einem großen Teil aus Kunststoff bestehen. Da ich aber nicht ohne Decke auf dem nackten Boden schlafen und hoffen will, dass ich durch Zufall pünktlich aufwache, werde ich diese Gegenstände wohl während der Plastik-Pause nicht verbannen. Ich suche mir was zum Anziehen aus meinem gestern zusammengestellten plastikfreien Stapel aus und mache mich an mein plastikfreies Frühstück: Übriggebliebenen Karottenkuchen vom Wochenende. Zu gerne würde ich eine Tasse Tee dazu trinken, aber der Wasserkocher ist leider aus Plastik. Ich könnte natürlich auf dem Herd Wasser kochen, aber das verbraucht erstens viel mehr Energie und zweitens bin ich dazu am frühen Morgen einfach zu faul. Als ich mein Geschirr abwaschen will, hat sich das mit dem plastikfreien Frühstück erledigt: Schwamm und Spülmittelflasche sind aus Kunststoff. Was anderes habe ich hier nicht gefunden. Im Internet lese ich von einer Frau, die ihr Geschirr mit Backpulver spült. Ob das funktioniert? Ich bin skeptisch, habe aber auch kein Backpulver zum Ausprobieren da. Na ja, dann halt doch die Plastikvariante und hinterher ab ins Bad

Und damit ab ins Plastikparadies. Als ich alles Plastik aus meinem Regal verbanne, liegen dort nur noch ein Stück Seife und die Glasflasche mit Deo – allerdings ohne Deckel und Sprühvorrichtung. Auch hier muss ich wohl Kompromisse eingehen. Als erstes kommt alles für die Zähne wieder ins Regal, denn meine Zähne sind recht empfindlich, weshalb ich mich auch nicht traue, mit selbstgemachtem Plastikersatz wie Zahnsalz zu experimentieren. Ein Stück Plastik, auf das ich liebend gerne verzichten würde, ist meine Zahnspange, aber das wäre wohl auch keine so gute Idee für meine Zähne, weshalb das verhasste Ding samt Reinigungstabs auch wieder im Regal landet. Kontaktlinsen und Reinigungsmittel, lasse ich weg, auch wenn es mir schwer fällt. Ich werde versuchen, meine Eitelkeit zu überwinden und wenigstens für diese Woche wieder zur Brillenschlange zu werden. Und wo wir schon beim Thema sind, auch die Anti-Pickel-Creme und die getönte Feuchtigkeitscreme stelle ich nicht zurück. Im Internet habe ich gelesen, dass man Pickel super mit Apfelessig bekämpfen kann, aber den hab ich nicht hier und kann ihn auch mittags im kleinen Campus-Laden nicht finden. Also mal schauen, was meine Pickel machen, wenn ich sie einfach ganz in Ruhe lasse. Auf meine Haarbürste kann ich allerdings nicht verzichten, mache mir aber eine gedankliche Notiz, sie mit einer plastikfreien Bürste zu ersetzen, wenn sie den Geist aufgibt. Einen Vorteil hat die ganze Sache: Ich bin deutlich schneller fertig im Bad.  

Genug Zeit, um bei meinen Stiften auch noch auszusortieren, bevor ich mich auf den Weg zur Uni mache. Ich muss gestehen, dass ich nur sehr schwer nein zu Gratiskugelschreibern sagen kann und deshalb liegen auch jede Menge davon hier herum. Ich nehme mir ganz fest vor, das nächste Mal an einer solchen Versuchung vorbeizugehen und mir, wenn alle meine Plastikkugelschreiber ausgedient haben, einen Holzkugelschreiber mit austauschbarer Mine zuzulegen. Für diese Woche verbanne ich die Plastikdinger in die Schublade, behalte aber doch einen, weil ich die Aufgaben, die ich teilweise abgeben muss, besser nicht mit Bleistift schreiben möchte. Von den Kulis mal abgesehen, sieht es ganz gut aus. Meine Textmarker habe ich von einem Umweltversand und sie bestehen fast vollständig aus Papier, nur die Deckel und die Enden sind aus Plastik. Ansonsten sind da noch jede Menge Holzbuntstifte und eine Schere. Deren Griff besteht leider auch aus Plastik. Nächster Punkt für meine Mache-ich-bei-Neuanschaffung-anders-Liste: Metallschere. Ich überlege lange hin und her, ob ich meine Sachen in eine Stofftasche oder in meinen geliebten alten – leider aus Kunststoff bestehenden – Rucksack packen soll, entscheide mich um meines Rückens Willen schließlich doch für den Rucksack. Das Gewicht der Bücher möchte ich doch lieber auf beide Schultern verteilen. 

Als ich von der Uni nach Hause komme, will ich wie gewohnt in meine geliebte Gammel-Trainingshose schlüpfen. Aber halt – die ist ja auch aus Kunststoff! Dem Himmel sei Dank für Pyjamahosen aus 100% Baumwolle! Mein Mittagessen ist allerdings leider alles andere als plastikfrei, da ich weder Brot noch Aufstrich hier ohne Plastikverpackung bekommen konnte. Dafür ist gelingt es mir bei meinem Abendessen besser, Plastikverpackungen zu vermeiden: Es gibt gebratene Kürbisstreifen und Rührei.

Ansonsten verbringe ich sehr viel Zeit mit einem weiteren Plastikgegenstand, auf den ich einfach nicht verzichten kann: Mein Laptop. Ohne Computer hätte ich leider keine Chance gehabt, meine Hausaufgaben zu machen. Oder das hier zu schreiben. Und so geht mein erster „plastikfreier“ Tag, der doch noch mit ganz schön viel Plastik gefüllt war zu Ende. Ich hoffe, mir fallen über die Woche für ein paar Dinge noch Lösungen ein und freue mich über Tipps von euch. Bilder von der Ausmistaktion im Bad gibt es hier:

https://www.dropbox.com/sh/ct19o0681jago3x/AAClSDuCDgdKLJv9VdNGROZva?dl=0