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akinda-Jahresrückblick 2022

Ronald
Ronald wrote on 24-02-2023



2022 war auch für akinda ein besonderes Jahr: Der Beginn des Krieges gegen die Ukraine und die schon zuvor sehr hohen Einreisezahlen von unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten führten zu einer Überlastung des gesamten Aufnahme- und Unterbringungssystems im Land Berlin. Zum Jahresende waren es insgesamt 3.209 unbegleitete minderjährige Geflüchtete, die 2022 neu nach Berlin eingereist waren – gegenüber 699 im Jahr zuvor. Das Land Berlin bat uns im Mai, schnellstmöglich unsere Kapazitäten für Vormundschaften wieder auszubauen. Akinda konnte so ab Sommer mit drei zusätzlichen Projektmitarbeiterinnen arbeiten und die Arbeit verstetigen. Mit der massiven Überlastung der Amtsvormundschaften wurde die Bedeutung der ehrenamtlichen Einzelvormundschaften sichtbar, was auch zunehmend von Jugendämtern, Familiengerichten und der Senatsverwaltung anerkannt wird. Auch die am 1.1.2023 in Kraft getretene Reform des Vormundschaftsrechts betont die besondere Bedeutung der ehrenamtlichen Einzelvormundschaft, wenn es in der Gesetzesbegründung heißt: „Eine Person, die die Vormundschaft aus bürgerschaftlichem Engagement übernimmt, ist am ehesten in der Lage, Zeit und persönliche Zuwendung für den Mündel aufzubringen und daher von besonderem Wert für ihn“. Die Reform enthält eine Reihe von Maßnahmen, die dafür sorgen sollen, dass künftig weit mehr Vormundschaften als bisher durch Ehrenamtliche geführt werden.

Unser 25jähriges Bestehen haben wir im November mit einem Fest im Haus der Demokratie und Menschenrechte gefeiert. Seit 1997 konnten wir über 1.000 ehrenamtliche Vormundschaften für Minderjährige aus über 30 Herkunftsländern begleiten! Auf der Feier haben wir unseren neuen akinda-Erklärfilm für Jugendliche vorgestellt, der in sieben Sprachen die ehrenamtliche Einzelvormundschaft erläutert und hier abgerufen werden kann.  Weiterer Höhepunkt der Feier war die Präsentation unserer neuen akinda-Broschüre "Begegnungen- Ehrenamtliche erzählen von ihren Vormundschaften für junge Geflüchtete". Die Broschüre versammelt 10 Begegnungen und Erfahrungen, die ehrenamtliche Vormund:innen gemacht haben und die ihnen tiefe Einblicke in ihnen zuvor verschlossene Lebensrealitäten eröffnet haben. Die Broschüre kann per Mail bei akinda kostenlos bestellt werden: akinda@xenion.org

Die Gesamtzahl der von akinda betreuten Vormundschaften für unbegleitete minderjährige Geflüchtete konnten wir 2022 um 60% steigern! Die Hälfte der Minderjährigen stammt aus Afghanistan, ein Zehntel aus Syrien, die anderen verteilen sich auf weitere 11 Herkunftsländer. 46 unbegleitete Kinder und Jugendliche haben wir 2022 neu kennengelernt und in unser Vermittlungsproramm aufgenommen. Vor einer Vermittlung führen wir mit allen Minderjährigen ein individuelles Gespräch, erläutern die unterschiedlichen Vormundschaftsformen und ermitteln die Wünsche und Bedarfe der jungen Geflüchteten. Mit 95 neuen interessierten Ehrenamtlichen haben wir 2022 Infotelefonate geführt und hiervon 68 Personen nach einem persönlichen Eignungsgespräch neu in unser Netzwerk aufgenommen. Im Infotelefonat schildern wir die Situation unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter in Berlin, erklären die Aufgaben als Vormund:in und erläutern, wie wir unterstützen. Im nachfolgenden persönlichen sozialpädagogischen Eignungsgespräch ermitteln wir Eignung und Motivation sowie vorhandene Kompetenzen und Qualifikationen. Die Eignungsgespräche sind Grundlage unserer Vermittlungen. Bei vier Schulungsdurchgängen mit je 5 Abenden haben wir den Ehrenamtlichen die Grundlagen des Vormundschaftsrechts, des Jugendhilfesystems und des Asyl- Aufenthaltsrechts vermittelt. Besondere Bedeutung hat die Schulung zur Prävention sexualisierter Gewalt, da unbegleitete Minderjährige besonders gefährdet sind und häufig bereits auf der Flucht Gewalt erfahren haben.

Persönliche Beratung sowie Fortbildung der Ehrenamtlichen ist neben der Vermittlung der Vormundschaft eine weitere wesentliche Aufgabe. Wir haben in 499 Beratungsgesprächen die Vormund:innen in den Bereichen Asyl- und Aufenthaltsrecht, der Bildungsplanung, der Unterbringung, der Gestaltung des Überganges in die Volljährigkeit, Wohnungssuche und Suche nach Ausbildungsmöglichkeiten unterstützt. Auch bei pädagogischen Fragestellungen sowie bei gesundheitlichen Themen wie psychischer Instabilität, Traumatisierung beraten und begleiten wir unsere Vormund:innen engmaschig. Mit individuellen Problemlösungen, Vertraulichkeit, aber auch schneller Handlungsfähigkeit in akuten Problemlagen geben wir unseren Vormund:innen Rückendeckung und Sicherheit und tragen so zu Stabilität und Kontinuität der Vormundschaften bei. Auf Weiterbildungen haben wir zur Alterseinschätzung bei jungen Geflüchteten, der aktuellen Situation der afghanischen Geflüchteten, dem Umgang mit Behörden und Bürokratie Wissen vermittelt und - in Kooperation mit Reach Out - einen Workshop Rassismus erkennen und reflektieren durchgeführt. Im Juni fand – zum zweiten Mal im Wilmersdorfer „Haus der Nachbarschafft“ - unser Sommerfest statt und ab Herbst haben wir zudem wieder unseren monatlichen Jour fixe – dem monatlichen offenen Austauschtreffen für Ehrenamtliche - in Präsenz aufgenommen.  

Unsere Arbeit wäre ohne die Unterstützung durch euch Spender:innen nicht in diesem Umfang möglich gewesen! 

Herzlichen Dank!