Skip to main contentShow accessibility statement
betterplace.org
Change the world with your donation

Wie Willkür und Unsicherheit Geretteten und Crew zu schaffen machen - Tag 11 an Bord der Ocean Viking

SOS Humanity
SOS Humanity wrote on 29-10-2019
Ich musste mit ansehen, wie mein Freund mit Benzin übergossen und dann angezündet wurde. Zwei Tage später starb er an seinen Verletzungen, weil er keine medizinische Behandlung erhielt.“ (Junger Mann von der Elfenbeinküste)
 
 „Wir versuchten schon im August über das Mittelmeer zu fliehen. Zwei kleine Kinder starben unterwegs. Nach vier Tagen auf See kam die libysche Küstenwache und zwang uns, umzukehren.“ (Mädchen von der Elfenbeinküste)   


Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,
 
diese zwei Zitate geben nur ein Bruchteil dessen wider, was die Menschen durchgemacht haben, die wir vor wenigen Tagen vor dem Ertrinken retteten. Es sind Geschichten, die gehört werden müssen. Denn sie machen klar: Niemand setzt freiwillig einen Fuß in ein wackliges, seeuntüchtiges Boot, wenn er eine andere Wahl hat. Und sie bedeuten auch: Diese Menschen brauchen Schutz - und zwar jetzt!


104 Menschen retteten unsere Teams vergangenen Freitag aus Seenot im Mittelmeer. Seit 11 Tagen harren sie nun an Bord der Ocean Viking aus, die sich derzeit in internationalen Gewässern zwischen Italien und Malte befindet. Wir warten auf die Zuweisung eines sicheren und möglichst nahe gelegenen Hafen. Die Stimmung ist angespannt, das Warten unerträglich, die Ungewissheit erdrückend. Wann werden wir endlich an Land gehen können? Heute Abend, morgen? Vielleicht erst in einer Woche? Das hieße, nochmal sieben Tage auf diesem Schiff zu sein, es nicht verlassen zu können. Diese Hilflosigkeit und Abhängigkeit von politischer Willkür macht einen verrückt. Wie kann die EU es schon wieder zulassen, dass Menschen tage- und womöglich wochenlang mitten im Meer auf einem Rettungsschiff gestrandet sind?

Für die Geflüchteten bedeutet das Warten an Bord eine Verlängerung ihrer existenziellen Ängste in Libyen, es ist eine Qual. Auch für Profis wie die Crew ist es eine große Belastung und schwer auszuhalten. Das Wetter kann wieder rauer werden und viele der Geretteten leiden unter Seekrankheit. Doch alles, was die Teams derzeit tun können, ist, die Menschen medizinisch zu versorgen, Spucktüten und aufmunternde Worte zu verteilen, mit den Kindern zu spielen. Es gilt Ablenkung, Ruhe und etwas Normalität zu vermitteln.

Menschen fliehen vor grausamsten Misshandlungen in Libyen, riskieren ihr Leben auf dem Meer, werden gerettet und dann: warten, warten, warten. Statt Sicherheit Unsicherheit.
 

WAS FORDERN WIR?

Die 104 Geretteten müssen schnellstmöglich an einem sicheren Ort an Land gehen können. Und zwar sofort! Darüber hinaus ist eine europäische Regelung zur Ausschiffung Geretteter längst überfällig. Es ist absolut inakzeptabel, dass immer noch darüber gestritten werden muss, dass aus Seenot gerettete Menschen zeitnah an Land gehen können.
 
WAS KANNST DU JETZT TUN?
 
Mach die aktuelle Situation an Bord der Ocean Viking öffentlich, indem du unsere Beiträge teilst und diesen Newsletter gleich weiterleitest. Die Öffentlichkeit muss davon erfahren!
 
Wenn du kannst und Lust hast, engagiere dich als Freiwillige*r bei SOS MEDITERRANEE. Die zivile Seenotrettung erfährt von den Staaten kaum Unterstützung. Unsere wichtigsten Verbündeten sind die Bürgerinnen und Bürger der Zivilgesellschaft: Wir brauchen so viele Menschen wie möglich, die an unserer Seite stehen – Menschen wie dich! 
Engagier dich für die zivile Seenotrettung!