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"Wir sind als Menschen hier"

(Deleted User)
(Deleted User) wrote on 17-05-2018

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„Wir sind als Menschen hier, wir wollen die Gesellschaft, in der wir jetzt leben, mitgestalten.“ Mit diesem Herzensanliegen hat Regisseur Maan Mouslli den Dokumentarfilm „Newcomers“ gedreht, der jetzt in der Niedersächsischen Landesvertretung in Berlin Deutschlandpremiere und im Osnabrücker Cinema Arthouse Niedersachsen-Premiere feierte. Nach der Premiere in Osnabrück erläuterten Mouslli, Produzentin Sara Höweler, der stellvertretende Caritasdirektor Günter Sandfort und Redakteurin Arezao Naiby das Anliegen des Films und seine Geschichte.

„Nicht auf Flucht reduzieren“

Zuvor hatten rund 200 Premierengäste berührende und beeindruckende 60 Minuten erlebt. Mouslli lässt in seinem Film 29 Menschen zu Wort kommen. Die Protagonisten stammen aus acht verschiedenen Ländern und haben sehr unterschiedliche Biografien. Einfühlsam in Szene gesetzt wurden sie von einem Regisseur, der selbst von Syrien nach Deutschland fliehen musste und dem die Menschen vor der Kamera offensichtlich vertrauen. „Wir führen die Zuschauer ganz nah heran. Ich wollte, dass das Publikum sich so fühlt als würden sie ganz persönlich mit den Menschen reden“, so Mouslli. „Wir wollen die Menschen aber nicht auf ihre Flucht reduzieren, denn sie wollen als Menschen, nicht als Flüchtlinge wahrgenommen werden,“ erklärte Sara Höweler den etwas ungewohnten Begriff „Newcomers“.

Mehr als 400 Stunden Filmmaterial

Für den Film hat das Produktionsteam mehr als 100 Menschen interviewt. Das Ergebnis sind mehr als 400 Stunden Filmmaterial, das auf rund eine Stunde reduziert werden musste. „Das war eine sehr schwierige Arbeit und wir möchten nicht, dass die restlichen 399 Stunden verloren gehen,“ unterstrich Regisseur Mouslli. Das Material soll nach und nach auf der Internetseite des Films veröffentlicht werden. Nach der Uraufführung in Berlin und der Premiere in Osnabrück wird der Film weiterhin im Cinema Arthouse gezeigt. Zudem soll er deutschlandweit in Programmkinos präsentiert werden. „Wir planen, ihn bundesweit weiterführenden Schulen zur Verfügung zu stellen. Dafür wird auch Begleitmaterial entwickelt“, ergänzt Sara Höweler.

Wie hat das Team die Interviewpartner gefunden? Das weiß Arezao Naiby, die recherchiert hat und einen Teil der Interviews führte: „Wir haben manche der Personen direkt angesprochen und den Aufruf auch über Facebook und Internetcommunities verbreitet.“ Die Resonanz, so die Redakteurin, sei sehr gut gewesen. Maan Mouslli erzählt weiter, dass die meisten der Gesprächsparnter ihre Geschichte zum ersten Mal erzählt haben: „Für sie war es wie eine Befreiung. Es ist sehr wichtig, den Menschen einfach zuzuhören.“

Zahlreiche Förderer und Partner 

Möglich gemacht haben die Produktion die beiden Projektträger Exil – Osnabrücker Zentrum für Flüchtlinge e.V. und der Caritasverband für die Diözese Osnabrück e.V., die gemeinsam den finanziellen Rahmen schufen. Dafür gingen sie einen ungewöhnlichen Weg: Nicht über die klassische Filmförderung, sondern mit Unterstützung von Partnern wie der Robert Bosch Stiftung, der Stiftung Kunstfonds, der Sparkasse Osnabrück, den Evangelischen Stiftungen, der Niedersächsischen Lotto-Sport-Stiftung, Hyundai, der Q1 Energie AG, der Stadt Osnabrück und dem Landkreis Osnabrück. „Wir bieten nicht nur Beratung für Geflüchtete, sondern wollen auch Solidarität mit den Newcomers stiften,“ antwortete Günter Sandfort auf die Frage von Moderator Ludger Abeln, weshalb sich der Caritasverband für diesen Film engagiere.

Uraufführung in Berlin

Vor der Osnabrücker Premiere hatten bereits rund 100 Gäste die Uraufführung des Films in Berlin besucht. Dort stand auch Eva Welskop-Deffaa aus dem Vorstand des Deutschen Caritasverbandes als Gesprächspartnerin auf der Bühne. „Ich bin beeindruckt, dass der Osnabrücker Caritasverband diesen Film unterstützt, denn von der Caritas erwartet man normalerweise, dass sie anpackt und hilft und nicht, dass sie Filme auf den Weg bringt. Dieser Film hilft, Verständnis zu wecken.“ Welskop-Deffaa unterstrich besonders, dass die deutschen Gesprächspartner*innen im Film eine besondere Bedeutung habe, da dadurch die kulturelle Zuschreibung, dass Flucht etwas mit bestimmten Nationen zu tun habe, viel schwieriger werde.

„Newcomers“ ist das dritte Regie-Werk des in Osnabrück lebenden syrischen Regisseurs. Mit der Doku „Shakespeare in Zaatari” über geflüchtete Kinder im jordanischen Flüchtlingslager Zaatari gewann er 2016 den Preis „Bester Film Non Professional“ beim Film Festival Cologne.


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