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Erinnerungen: Wie sind wir damals eigentlich von Karlsruhe nach Beaumont gelangt?

Elena Nikolay
Elena Nikolay wrote on 06-06-2025

Mittlerweile ist die letzte Bauphase mit EWB-Mitgliedern vor Ort schon vor ein paar Jahren zuende gegangen. Wir blicken jedoch immer noch gerne auf die Zeit zurück. Doch wie sind wir damals eigentlich von Karlsruhe nach Beaumont gelangt?

Als wir 2021 für die Bauphase 9 anreisen wollten, war die Lage vor Ort bereits schwierig, und wir mussten einen neuen Reiseweg finden. Die Route der Reisegruppen vor uns, die mit dem Bus quer durch die Hauptstadt und übers Land gefahren sind, führte inzwischen durch verschiedene von Banden kontrollierte Gebiete und war damit für uns absolut ausgeschlossen. Schon Wochen vorher wurden verschiedenste alternative Routen ausgearbeitet, sodass wir am Ende mehrere Ausweichmöglichkeiten hatten. 

Nachmittags um 16 Uhr begann die Reise bei einem Mitglied im WG-Zimmer: noch die letzten Sachen packen, zur Stärkung einen letzten Döner zusammen essen und sich gemeinsam sammeln. Von dort ging es um 19 Uhr, noch mit der Hilfe von anderen Mitgliedern, die nicht mitgereist sind, mitsamt insgesamt 450 kg an Reisegepäck (größtenteils Schrauben und Winkel sowie 2,5 m lange Rohre) zum Karlsruher Hauptbahnhof. Nach der Verabschiedung ging es mit dem letzten TGV an dem Tag nach Paris. Von nun an mussten wir zu fünft unser vieles Reisegepäck schleppen.



Am Pariser Hauptbahnhof angekommen, mussten wir erstmal um 23 Uhr zwei Großraumtaxis in gebrochenem Französisch bestellen – anders hätten wir unser Gepäck nicht mitten in der Nacht zum Flughafen fahren können. Die Taxifahrer waren auch erstaunt darüber, was wir alles dabeihatten.

Der Check-In war erst ab sieben Uhr morgens möglich, also haben wir unsere Isomatten in der Eingangshalle des Flughafens ausgebreitet und erstmal ein paar Stunden Schlaf nachgeholt. Am Morgen lief der Check-In, dank vorher angemeldetem Extra-Gepäck, überraschend reibungslos. 
Um 9:30 hob der Flieger der Linie Air Caraïbes dann tatsächlich mit uns in Richtung Haiti ab. Wir konnten es alle noch nicht richtig glauben, dass wir auf dem Weg nach Beaumont waren! Der Flug war lang – und durch die Aufregung kam er uns noch länger vor. Nach neuneinhalb Stunden war es dann endlich geschafft und wir sind um 13 Uhr (Ortszeit) in Port-au-Prince, der Hauptstadt von Haiti, gelandet. Die Passkontrolle verlief auch problemlos; als Deutsche bekommt man für drei Monate ein Visum am Flughafen ausgestellt. Dann gab es ein kurzes Bangen an der Gepäckausgabe, ob auch wirklich all unsere Gepäckstücke, inkl. Sperrgepäck, ankommen würden. Doch auch hier hat alles geklappt. Nun begann der wirklich spannende Teil der Reise!

Am Flughafen wurden wir von zwei Fahrern in Geländewägen abgeholt. Die Fahrt vom Flughafen zur Unterkunft für die Nacht dauerte zwar nur zehn Minuten, war jedoch sehr spannend. Wir versuchten so wenig wie möglich aufzufallen und Aufmerksamkeit zu erregen, was aufgrund unserer Hautfarbe jedoch schwierig war. So gut es ging, duckten wir uns in den Autos. 
Unsere Unterkunft für die erste Nacht in Haiti war das private Zuhause eines Verwandten von einem Mitglied unseres Haitianischen Partnervereins. Geschlafen haben wir alle zusammen im Wohnzimmer auf unseren Isomatten, auf dem Sofa oder unter dem Esstisch. 



Am nächsten Morgen ging es dann um acht Uhr wieder in den Autos zum Flughafen. Aufgrund einer Verspätung war der Fahrer etwas schneller unterwegs. Dieses Mal ging es nicht zum Internationalen Flughafen, sondern auf den kleinen Nationalen Flughafen nebenan. Es ging für uns auch nicht in eine Linienmaschine, sondern wir hatten, aufgrund der Menge an Gepäck, eine HH-VAN Cessna gechartert. Ein Ein-Propeller-Flugzeug nur für uns (und unsere Schrauben und Winkel)! Gechartert haben wir die Maschine über die Organisation Mission Avation Fellowship (MAF), „ein internationaler christlicher Flugdienst, der isolierte Menschen an entlegenen Orten dieser Welt erreicht“ [Zitat https://www.maf-deutschland.de/].  Mit dieser Maschine hoben wir um neun Uhr von Port-au-Prince ab in Richtung Les Cayes, eine Stadt an der Küste südlich von unserem Projektstandort Beaumont an, über die schöne hügelige Landschaft Haitis. Der Landesame Haitis bedeutet in etwa „das Land der hohen Berge“, und das konnten wir mit Blick aus dem Flugzeug bestätigen. Nach nur einer Stunde sind wir wieder gelandet. 





Der Flughafen in Les Cayes ist winzig. Unser Gepäck wurde aus dem Flugzeug direkt in einen großen Gepäckwagen verladen, und wir konnten direkt vom Flugzeug zum Auto laufen, ohne überhaupt ins Gebäude gehen zu müssen.  



In Les Cayes holte uns Hugo, der Leiter unseres Partnervereins, ab. Wir wurden aufgeteilt; die Hälfte der Gruppe ist zu Hugo in seinen PickUp gestiegen, die andere Hälfte von uns ist zusammen mit dem Gepäck hinten auf der Ladefläche seines LKW mitgefahren. Die Straßen waren vom letzten Erdbeben, welches erst zwei Monate zurücklag, noch ziemlich zerstört. Teilweise war die Straße abgebrochen, und es lagen riesige Gesteinsbrocken auf der Straße. Nach knapp zwei Stunden sind wir endlich um zwölf Uhr in Beaumont angekommen! Das Team LKW war ziemlich dreckig vom Rost, aber wir waren alle glücklich es nach einer Gesamtreisezeit von fast 48 Stunden wirklich geschafft zu haben. Nun konnte die Arbeit auf der Baustelle beginnen! Die aufwendige Planung der Reise hatte sich gelohnt. 





Wir bleiben gespannt, ob wir diese Reiseroute eines Tages wieder nehmen können. Leider ist die aktuelle Lage im Land immer noch so instabil, dass eine Reise zum jetzigen Zeitpunkt für uns unmöglich ist, doch die Hoffnung stirbt zuletzt.  

Auch ohne ein EWB-Team vor Ort geht das Projekt in Beaumont weiter - dank Ihrer Unterstützung!