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Sich sicher und frei fuehlen...

G. Müller
G. Müller wrote on 16-10-2013

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe LeserInnen,

hier kommt eine weitere Fortsetzung des Berichts ueber die Arbeit mit der Kindergruppe waehrend des therapeutischen Erholungsaufenthalts im vergangenen Sommer. Im letzten Blog hatten wir ueber die Gruppenarbeit des ersten Tages geschrieben. Heute lesen sie ueber den zweiten und dritten Tag:
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Gruppenarbeit mit den Kindern

Am zweiten Tag fuhren wir dann mit der Übung ‚Unsere Gruppenregeln’ fort. Wir überlegten mit den Kindern, was jedes Kind braucht, um sich in dieser unserer Gruppe ‚sicher und frei’ zu fühlen; bzw. womit es sich schlecht fühlen würde. Da einige der Kinder noch nicht schreiben konnten, arbeiteten wir mit kleinen Szenen, in denen wir darstellten, was die Kinder störten würde.

Als wichtigste Regeln formulierten die Kinder, dass die anderen zuhören, wenn ein Kind redet; dass es kein Schimpfen oder Fluchen, kein Auslachen oder Verspotten und Provozieren gibt und auch kein Herumschubsen, Schlagen oder Spucken gibt; dass alle auf die Spielsachen und die Einrichtung achten; dass alle gleichberechtigt sind; dass alle sich gegenseitig achten; dass alle gemeinsam nach der Gruppenarbeit aufräumen und noch einige Regeln bzgl. Sicherheit und Organisation.

Es zeigte sich während des gesamten Erholungsaufenthalts, wie wichtig diese Regeln für die Kinder waren. Besonders wichtig waren sie für B., die sich bereits an der Formulierung der Regeln sehr aktiv beteiligt hatte, diese dann selbst auch peinlich genau einhielt und auch andere häufig daran erinnerte.  In Neum erfuhr B. offensichtlich zum ersten Mal in ihrem Leben, dass sie gleichberechtigt, wichtig, geachtet und beliebt war und Unterstützung und Aufmerksamkeit bekam.

Nach der Pause gingen wir zum Thema ‚Emotionen’ über und sprachen mit den Kindern zunächst über das Gefühl ‚Angst’. Wir hatten uns dazu entschlossen, aufgrund einer Situation am Nachmittag des Vortages am Strand. Einige der mutigeren Kinder hatten andere, die noch Angst vorm Meer hatten ausgelacht. Wir griffen daher dieses Thema auf und erarbeiteten es mit den Kindern, die wir vorher altersentsprechend in zwei Gruppen geteilt hatten. Dabei gaben wir den kleinen Kindern die Aufgabe, ihre Angst / Ängste zu malen; dann sprachen wir mit ihnen darüber.

Mit den älteren Kindern erarbeiteten wir das Thema verbal (In welchen Situationen empfindet ihr Angst? Wo und auf welche Weise spürt ihr Angst im Körper? Was tut ihr dann? Was hilft euch?). Es wurde deutlich, dass ‚Angst zu haben’ etwas ganz natürliches ist, das alle in bestimmten Situationen erleben. Wir gaben den Kindern noch einige Erklärungen und Informationen zum Thema Emotionen allgemein und zum Gefühl ‚Angst’ im besonderen (Sinn unserer Emotionen; warum haben wir Angst? Was hilft uns, wenn wir Angst haben?) Für die Kinder war das Thema interessant, sie beteiligten sich rege am Gespräch. Es zeigte sich, dass die Schulkinder sehr häufig Angst vor LehrerInnen hatten, von denen sie sich gedemütigt, schikaniert und ungerecht behandelt fühlten.

Wir boten den Kindern die Möglichkeit, diese Erfahrung zu inszenieren. Den Kindern machte es großen Spaß, ‚Lehrer zu spielen’ und ‚ihre Macht auszukosten’. Danach sprachen wir über Macht und Machtmissbrauch, bzw. die Verantwortung, die mit Macht verknüpft sein sollte, damit es nicht zu Machtmissbrauch kommt.

In der letzten Stunde des zweiten Tages gab es die erste Überraschung: Jedes Kind bekam leihweise einen Fotoapparat – im Rahmen unseres Fotoworkshops. Wir führten die Kinder dann in dessen Handhabung ein und gaben ihnen den Auftrag, am Nachmittag auf Motivsuche zu gehen – zum Thema ‚Meine schönsten Eindrücke von unserem gemeinsamen Urlaub am Meer’. Am nächsten Tag legten wir dann die Filme ein und bis zum Ende des Erholungsaufenthalts konnten die Kinder ihre Filme verknipsen. Die besten Fotos sollten dann nach der Rückkehr nach Gorazde im SEKA-Haus ausgestellt werden. Die Kinder waren aufgeregt und glücklich über die Fotoapparate.

Den dritten Tag begannen wir nach dem Blitzlicht mit der witzigen Imaginations-Gymnastikübung ‚Wir malen unsere Stadt bunt an’, in der wir uns vorstellen, dass uns nacheinander an Händen, Fußsohlen, Kopf, Po, Ellbogen und Knien dicke oder dünne Pinsel wachsen, die wir dann in imaginäre Farbtöpfe tauchen und so die Wände, den Fußboden und die Decke bemalen. Wir Leiterinnen nahmen aktiv an der Übung teil, um die Kinder zu motivieren. Wir waren überrascht, dass diese Übung den Kindern dieser Gruppe schwer fiel. (In der Regel lieben Kinder diese Übung!) Wie oben bereits erwähnt waren die Kinder noch eher unsicher und gehemmt und fürchteten sich offensichtlich, sich lächerlich zu machen. Nur B. machte begeistert mit und hatte offensichtlich großen Spaß.

An diesem Tag arbeiteten wir weiter mit den Emotionen ‚Trauer’ und ‚Freude / Glück’.

Wieder teilten wir die Kinder in zwei Gruppen. Im Gespräch über Situationen, die sie traurig machen, erwähnten die Kinder häufig den Tod von Haustieren oder aber, wenn sie krank waren, Schmerzen hatten oder von den Eltern bestraft worden waren. Keines der Kinder erwähnte den Verlust nahe stehender Menschen (obwohl es  - wie wir wussten – diese Verluste gegeben hatte). Bei A. bemerkten wir, dass er seine Gefühle, insbesondere seine Trauergefühle blockiert hatte; sogar wenn er Prügel von der Mutter bekam, lachte er, wie er erzählte. Wir fragten uns, ob es in der Familie bzw. bei der Mutter einen blockierten Trauerprozess aufgrund der traumatischen Todesfälle ihrer Eltern gibt, der sich auf diese Weise auf ihren Sohn übertragen hat?

Am leichtesten fiel es den Kinder natürlicherweise, über die Emotion ‚Freude / Glück’ zu sprechen.

Die kleinen Kinder ließen wir wiederum malen, welche Situationen sie glücklich machen. Besonders berührte uns das Bild der kleinen H., die das Haus und den Garten ihrer Großeltern mütterlicherseits gemalt hatte und dazu sagte: „Glück, das ist G. (der Ortsteil, wo die Grosseltern wohnen), das ist wo meine Oma und mein Opa sind; da will ich nie wieder weg!“ und „Glück, das ist meine Mama!“

Fortsetzung im naechsten Blog..

Wenn Sie die SEKA-Arbeit insgesamt interessiert,