Dalit- und Adivasi-Gemeinschaften im Herzen Indiens
Wie soll Zusammenleben funktionieren, wenn für einen Großteil der indischen Gesellschaft im ländlichen Raum patriarchalische und diskriminierende Strukturen den Lebensalltag dominieren? Obwohl die Adivasi seit jeher im Einklang mit der Natur leben und über ein bedeutendes Wissen darüber verfügen, gelten sie in manchen Bevölkerungskreisen Indiens als rituell unrein und unzivilisiert.
Nur knapp jeder Zweite kann lesen und schreiben
So erleben es die Menschen in rund 1.100 Haushalten in fünf Dörfern in einem unserer Projektgebiete im Bundesstaat Jharkhand, im Herzen Indiens. Im Simdega Distrikt sind 80 Prozent der Bevölkerung Adivasi (indigene Bevölkerungsgruppen) und fünf Prozent Dalits (sog. „Unberührbare“). Nur knapp jeder Zweite kann lesen und schreiben. Für Gesamt-Indien liegt die Alphabetisierungsrate unter Erwachsenen bei 74,4 Prozent. Die Zukunft der Menschen ist ohnehin unsicher, weil sie ausschließlich von der Landwirtschaft abhängig sind: eine fragile Lebensgrundlage, da es an Wissen für die Anpassung an die Klimaveränderungen fehlt und die natürlichen Ressourcen gefährdet sind. Doch eine andere Einkommensquelle gibt es in dieser Region nicht.
Grundstein für Bildung wird gelegt
In den nächsten drei Jahren sollen die in den Projektdörfern bestehenden neun Schulen als Modellzentren ausgebaut werden, sodass andere Schulen in der Umgebung das Gelernte nachahmen können. Dazu gehört, dass die Schulen renoviert und sanitäre Anlagen eingerichtet werden. Die Lehrkräfte werden durch Schulungen motiviert, die Kinder in den Projektdörfern – egal welcher Herkunft – zu unterrichten. Dazu werden sie in Pädagogik unter Berücksichtigung der lokalen Sprache geschult. Gut dreiviertel der 871 Schulkinder sollen regelmäßig Ernährungshilfe durch das gemeinsame kostenlose (von der Regierung finanzierte) Mittagessen erhalten.
Nachhaltige Landwirtschaft fürs Überleben
Um die Überlebensgrundlage für die Menschen zu stärken und ihre Einnahmen zu erhöhen, werden auf insgesamt 100 Hektar Brachland (20 Hektar pro Dorf) Mangoplantagen angelegt. Zwar wird es einige Jahre dauern bis zur ersten Ernte, aber dann werden diese Bäume den Lebensunterhalt der Menschen durch Eigenkonsum und Verkauf für 30 bis 40 Jahre aufwerten. Zwischen den Mangobäumen wird zusätzlich saisonales Gemüse angebaut werden wie Erbsen, Mais, Kartoffeln und Okra, auch Guaven- und Papayabäume werden gepflanzt. Alle Sorten sind gut an das lokale Klima angepasst, damit die Menschen weiterhin in ihrer Heimat leben können. Als Düngemittel verwenden die kleinbäuerlichen Familien vorzugsweise Kompost und erhalten zuvor Schulungen, wie dieser hergestellt wird. So erlernen die Landwirte, wie sie das Überleben für ihre Dorfgemeinschaften sichern können.