Suchtbelastete Familien unterstehen einem stillen Gesetz: Über die Alkoholkrankheit darf nicht gesprochen werden. Niemals. Dem liegt die irreführende Vermutung zugrunde, dass dadurch alles nur noch schlimmer würde. Loyalität zum Elternhaus und Angst vor Diskriminierung halten Königskinder davon ab, sich Hilfe zu suchen. Daher ist es überaus schwierig, Zugang zur Zielgruppe zu bekommen.
Unsere Kampagne soll das ändern. Mit einem Doppeldeckerbus touren wir (zunächst in einer Pilottour von zwei Wochen) durch deutsche Städte und begegnen betroffenen Kindern und Jugendlichen in ihrem sicheren Umfeld - der Schule. Dort verweisen wir an örtliche Hilfsangebote und motivieren dazu, sich Hilfe zu suchen. Niemand muss sich outen, jeder erhält dieselben Informationen. Gemeinsam mit attraktiven Giveaways werden Infomaterialien verteilt, die einfach erstmal in der Tasche verschwinden. Ein anonymisiertes Beratungsangebot über social media rundet die Niedrigschwelligkeit ab.
Zweiter wichtiger Aspekt ist unsere Öffentlichkeitsarbeit. Sensibilisierung für das Thema in Politik und Presse soll Stigmatisierungen entgegenwirken. Selbst innerhalb pädagogischer Strukturen lassen sich häufig festgefahrene destruktive Haltungen gegenüber der Zielgruppe feststellen. Unser Ansatz ist systemisch und vertritt die Grundlagen der Neutralität, der Hoffnung und der Wertschätzung - für das gesamte Familiensystem.
Schließlich lässt sich noch unsere Internetpräsenz als übergeordneter Zugang vorstellen. Über einen YouTube-Kanal möchten wir das Image alkoholbelasteter Familien ganz neu aufpolieren. Unsere Crew besteht aus beeindruckenden Persönlichkeiten, die von ihren Erfahrungen berichten und dabei ungeschönt verschiedenste Aspekte beleuchten. Ihre Botschaft, dass kein Leid der Welt über das eigene Glück bestimmen kann, wird die Perspektive vieler junger Menschen verändern. 2,6 Mio. Kinder mit suchtkranken Eltern können über das Internet bequem und anonym das Leben anderer Betroffener verfolgen und sich ein völlig neues Bild machen - von anderen Interessierten mal ganz abgesehen. Noch nie war eine derartige Botschaft wichtiger als in diesen Zeiten der Pandemie und des Krieges.
Sensibilisierung für das Thema „Sucht in Familien“ ist der Aufhänger der Aktion. Unser Aushängeschild. Die eigentliche Botschaft ist eine Hoffnung darauf, dass überfließendes Leben möglich ist – egal aus welchem Background man kommt. Wir verkörpern ein Lebensgefühl, starten eine Bewegung. Was wir ausstrahlen, ist revolutionär: Die berührenden Geschichten unserer Königskinder ist jetzt gerade für sie real. Sie stecken mittendrin. Und sie träumen, lieben und hoffen trotz ihrer manchmal wirklich schwierigen, emotional belasteten und gewaltgeprägten Umstände. Oder gerade wegen dieser!? Gerade hier liegt der Grund dafür, dass wir diese Verbindung teilen, die uns alle so sehr erfüllt. Wie paradox und magisch zugleich.