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Cäcilia Brenner
Cäcilia Brenner wrote on 20-12-2021

Lagebericht aus dem Hochwassergebiet: So ist die Situation Weihnachten 2021 für die Betroffenen im Ahrtal
Liebe Unterstützer und Unterstützerinnen,

fünf Monate nach der katastrophalen Flut im Juli 2021 ist das Wasser längst verschwunden. Schlamm, Schutt und Trümmer sind an vielen Orten schon weggeräumt. Die kalten Wintermonate kommen und es gibt auch im Ahrtal immer noch Haushalte ohne Heizung. Viele Menschen wohnen in Übergangsunterkünften oder haben ihre Wohnungen und Häuser notdürftig bewohnbar gemacht. Viele Familien sind zusammengerückt. Sie leben nun auf der oberen Etage, die vom Wasser verschont wurde. Andere sind übergangsweise in die nahegelegenen Ferienwohnsiedlungen gezogen. Teils wohnen die Menschen auch bei ihren Verwandten. Schulen und Kindergärten haben ihren Betrieb längst wieder aufgenommen. Es entstanden Containersiedlungen oder andere Gebäude in Nachbargemeinden konnten provisorisch eingerichtet werden. So haben auch rund 70 Kinder der integrativen Kita Sankt Hildegardis in einem Nachbarort übergangsweise unterkommen können, ohne das abschließend klar ist, ob die unmittelbar an der Ahr gelegene KiTa wieder an ursprünglicher Stelle in Betrieb genommen werden darf.

Die Verwaltung der Caritas in Ahrweiler ist zum Glück von der Flut selbst verschont geblieben. Das Wasser blieb 50 m vor dem Gebäude stehen. Was macht es schon, wenn einige Wochen die Wasserversorgung und auch die Heizung nicht intakt waren. - Auch hier wurde improvisiert.

Während in den ersten Stunden, Tagen und Wochen nach der Katastrophe der Fokus auf akuter Nothilfe - also auf der Verteilung von dringend benötigten Hilfsgütern - lag, plant und arbeitet die Caritas nun am Wiederaufbau. Neben der Behebung der materiellen Schäden ist es der Caritas auch ein besonderes Anliegen, die seelischen Leiden der Betroffenen zu lindern. Psychosoziale Unterstützung ist unabdingbar und seit Jahrzehnten ein elementarer Bestandteil unserer Arbeit. Ersten Erhebungen zufolge, gehen Experten davon aus, dass im Ahrtal bis zu 2.500 Menschen traumatisiert sind. Das erleben wir auch bei unseren Begegnungen mit den Menschen vor Ort.

Wir besuchen die Kolleg*innen in Ahrweiler und halten regelmäßig Kontakt, z.B. Ende November bei der Teilnahme an der sogenannten wöchentlichen Flutkonferenz. Es ist unglaublich, was wir dort miterleben. Kolleg*innen der Caritas Ahrweiler, die normalerweise in ganz anderen Bereichen beratend arbeiten, werden nun geschult für das was im Moment so dringend nötig ist. Wissen wird vermittelt: Welche Fördermittel stehen den Menschen nun wie zur Verfügung? Wie kann weiterhin fehlender Wohnraum vermittelt werden? Und wie gehen wir mittelfristig mit Menschen um, die stark traumatisiert sind? Wie und an wen kann in solchen Fällen weitervermittelt werden? Wegen Corona fand diese Besprechung im November halb online, halb in Präsenz statt. Wir erleben ein professionelles und sehr engagiertes Team.

Was wir immer wieder und überall spüren: Die  Menschen haben Bedarf über das Erlebte zu sprechen. Manche können nicht mehr gut schlafen und verstörende, belastende Bilder tauchen immer wieder auf. Magen-Darm-Beschwerden, Herzklopfen, dauernde Beklemmung oder körperliche Spannungsgefühle sind für viele Menschen die Folge. "Das Erlebte muss aufgearbeitet werden. Die Menschen brauchen professionelle psychosoziale Unterstützung, die wir geben können", betont Silvia Plum von der Caritas in Ahrweiler. "Es kann bereits helfen, den Menschen zu erklären, dass das ganz normal ist."

Bei einem Großteil der Betroffenen würden Belastungen innerhalb von Tagen und Wochen wie von selbst verschwinden, macht Silvia Plum Mut. Anderseits kann es sein, dass Symptome bestehen bleiben und sich sogar verschlimmern. "Wegen dieser sogenannten Traumafolgestörungen bleiben wir mit den Betroffenen in Kontakt. Es geht darum, den Menschen Orientierung zu vermitteln und ihnen Planungs-, Entscheidungs- und Bewältigungshilfen an die Hand zu geben. Diese Hilfen sind individuell. Unsere Berater*innen nutzen die persönlichen und sozialen Bewältigungsressourcen, die bei jedem Einzelnen sehr unterschiedlich sind." Dank ihrer therapeutischen Ausbildung und langjährigen Erfahrungen steht den Caritas-Mitarbeiter*innen ein breites Repertoire an Interventionen zur Verfügung.

Die Caritas ist im Ahrtal schon seit vielen Jahrzehnten fest verortet. Sie kennt die Menschen und die regionalen Gegebenheiten und kooperiert auch mit anderen Hilfsdiensten vor Ort.

An der Wand im Büro der Caritas Ahrweiler hängt ein Flipchart mit einem Wiederaufbauplan. Geplant werden die nächsten 3 – 5 Jahre. Die Kolleg*innen berichten, dass sie vor allem weitere neue Fachkräfte benötigen. Der Bedarf an Beratung und psychosozialer Betreuung ist enorm hoch. Bereits zwei neue Kolleginnen haben daher vor kurzem angefangen.

Nach wie vor bleibt auch der Bonner Caritasverband solidarisch und hilft, wo und wie er kann. Wir bleiben an der Seite der Kolleg*innen.

Von Herzen sagen wir Ihnen DANKE. Wir freuen uns, wenn Sie unsere Arbeit weiterhin unterstützen.

Wir wünschen Ihnen frohe und gesegnete Weihnachten und alles Gute für das neue Jahr,

Ihr

Jean-Pierre Schneider                                                                     
 Caritasdirektor   
 
 Martina Deller
 Leitung Stabsstelle Fundraising                   


Viele Grüße
Martina Deller
Caritas Bonn – Hochwasserkatastrophe im Ahrtal – Hilfe für Betroffene