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Twenty x Four Seven – 940km für Herzgesundheit

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#14 France Petit Boucle (oder: groupride mayhem)

Dominik
Dominik wrote on 26-12-2020

Anlässlich der Festive 500 von Rapha dachte ich mir gestern Abend, es sei eine gute Idee, mich für heute Morgen ab 9 Uhr für eine dementsprechende einstündige virtuelle Gruppenausfahrt anzumelden. Wie sich herausstellte, sollte sich dies nicht unbedingt bewahrheiten.

Zuallererst fiel es mir nach der wunderschönen Tour gestern heute unheimlich schwer schon am frühen Vormittag die Motivation zu sammeln, mich wieder auf den Trainer zu setzen. Und dann entwickelte sich auch noch eine Gruppenausfahrt, wie ich sie (glücklicherweise) bei Zwift schon länger nicht erlebt habe. 

Zur Einordnung: Als Gruppe scheinen wir "Rennradfahrer" eine große Faszination für Daten und Zahlen zu haben. Zwei der "wichtigsten" sind dabei sicherlich FTP (functional threshold power – die "funktionelle Schwellenleistung", vereinfacht die ungefähre Leistung in Watt, die über 60 Minuten gerade so aufrechterhalten werden kann) und der FTP/Gewicht-Quotient (meist abgekürzt als "watts per kilogram" – wkg). Über die FTP findet bei Zwift die Eingruppierung in Leistungskategorien statt, von A bis E. Bei Gruppenausfahrten und Events ist dann wiederum stets eine Kategorie und ungefähre durchschnittliche Leistung für das Event angegeben.

Als ich mit Zwift angefangen habe, war mein Eindruck, dass auf diese Zahlen absolut kein Verlass ist. Jede Ausfahrt wird ein Rennen, ohne Ausnahme, egal ob 1.5wkg, 3wkg oder 6wkg angegeben sind, oder ob das Event als "social ride" oder "recovery miles" betitelt ist. Das kann man mögen, keine Frage. Ich finde es eher frustrierend, weil für mich persönlich eben nicht jede Fahrt ein Rennen oder gar FTP-Test (also Maximalbelastung) werden soll – was schlussendlich auch wenig sinnvoll für Fitness und Gesundheit ist. Aber ich komme vom Thema ab. Zwischenzeitlich habe ich dann insbesondere in 2020 aber sehr viele sehr positive Erfahrungen gemacht (v.a. mit den Ausfahrten der Danish Bike Riders, DBR): Gute Organisation, klare Kommunikation, ausgelassene Atmosphäre im gemeinsamen Chat und selbst bei unterschiedlichen Leistungsniveaus eine recht rasche Selbstorganisation innerhalb der Teilnehmer um kleinere Gruppettos zu bilden. Da dachte ich schon, dass das jetzt so bleiben würde.

Heute war alles wieder ein bisschen so wie früher. Angekündigt war eine Fahrt zwischen 2.2 und 2.6wkg. Dann ist natürlich klar, dass ein Großteil des Feldes sich mit 4wkg+ nach vorne prügelt und einen 60 Minuten Timetrial startet (Regel Nummer 1: Alles ist ein Rennen) und der Rest irgendwie versucht, sich dranzuhängen. Es ist schließlich Zwift. Dadurch wird das Feld sehr schnell – und gleichzeitig sehr "schmal" (wenn es absichtlich passiert: paceline), was wiederum unvorteilhaft ist, da beim Abreißen vom einzelnen Vordermann sehr schnell die Vorteile des Windschattens verschwinden und sich das Zurückkämpfen extrem kräftezehrend gestaltet.

Dann hatte auch noch der Organisator technische Probleme, musste von hinten wieder aufholen und bewegte sich auch Wiederaufschließen weit jenseits der angekündigten Pace, wodurch das Feld gänzlich auseinanderriss. Nach ungefähr 40 Minuten begannen die beiden Parteien (nennen wir sie "Pace-Anhänger" und "Pace-Rebellen") sich dann auch im Chat verbal anzugehen. Ich konnte da nur noch den Kopf schütteln und ließ mich dann schlussendlich gemütlich hinten aus dem Hauptfeld rausfallen, um die Route von ca. 62km und knapp 500 Höhenmetern auf eine Art zu Ende zu fahren, die morgen nicht zu sehr in den Beinen hängen würde.

Eine Anekdote, und dennoch: Aus diesem Grund sehe ich die Menschheit als Ganzes vor großen Herausforderungen, wenn es um die Bewältigung von Problemen geht, die nur einvernehmlich (zumindest innerhalb einer großen Majorität) zu lösen sind. Worüber man sich halt so Gedanken macht beim Radfahren auf Zwift am zweiten Weihnachtstag. :-)

Euch allen noch eine schöne Festzeit! Und erneut ein riesiges Dankeschön für Eure Unterstützung – finanziell wie ideell. 
- Dominik