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Jahresbericht Straßenchor 2021

G. Schikora
G. Schikora wrote on 27-02-2022

Das neue Jahr begann wie das letzte endete, im Lockdown. Die Situation war für unsere Chormitglieder leider immer noch sehr prekär, vor allem Wohnungslosigkeit, Rückfälle in Alkohol- und Drogensucht, Einsamkeit und Depression hatten Einzug gehalten. Auch die Möglichkeiten irgendwo draußen zu üben wäre im Winter keine Option gewesen, da man sich doch schnell erkältet und das ist nicht Sinn der Sache. Deswegen ließen wir uns wieder etwas einfallen, um mit den Chormitgliedern trotz Lockdown und Pandemie in Kontakt zu bleiben und sie ein wenig zu fördern und der Einsamkeit Einhalt zu gebieten. Wir führten wieder Online-Chortreffen, Einzelproben und Stimmbildung u.a. über Zoom mit unseren Mitgliedern durch, die überwiegend begeistert teilnahmen und so für einen Moment in der Stille wieder ihre Stimme erheben zu können. Der Kontakt war uns sehr wichtig, damit auch die Chormitglieder merkten, dass wir sie nicht allein lassen. Chorleiter Stefan Schmidt machte jede Woche Einzelproben mit den Chormitgliedern, unsere Stimmbildnerin machte Stimmübungen und brachte uns so die Technik des Singens nahe, so dass wir immer in Bewegung blieben. Keiner wollte aufgeben, auch wenn es so schien als wären Sänger zwischenzeitlich mit großer Verbreitungsgefahr von Corona gebrandmarkt, so dass viele Möglichkeiten für Proben verschlossen blieben. 

Im Frühling dachten alle es könnte wieder losgehen, doch noch waren die Zahlen zu hoch, so dass wir weiterhin Einzelproben & Stimmbildung über Zoom machten. Doch auf einmal fielen die Infektionszahlen, so dass die 12-Apostelgemeinde uns ab Mitte Mai 21 gestattete wieder in der Gemeinde, im Garten, unter Berücksichtigung der Hygieneregeln zu proben. Das war ein herzliches Wiedersehen! Knapp ein halbes Jahr waren wir nicht zusammen gekommen, was man auch merkte, als wir wieder begannen gemeinsam zu singen. Aber wir merkten auch, dass die Einzelproben und die Stimmbildung doch sehr förderlich waren, da die Lieder in kurzer Zeit bemerkenswerte Fortschritte machten, aus den Kehlen unserer Mitglieder. Und die Freude spiegelte sich auch in den Augen wieder, denn wir hatten bis hierhin überlebt, was für viele Chöre leider nicht der Fall war. Wir hörten von so vielen Chören, die nach dem Ende des Lockdowns nicht mehr existierten. Ja, auch wir hatten heftig zu kämpfen. Aber wären wir der Chor der Hoffnung, wenn wir sie nicht hoch halten würden und je aussichtsloser es schien, desto höher hielten wir sie. Und trotzdem, keiner wollte resignieren, jetzt wo wir wieder Möglichkeiten hatten. Fast alle waren geimpft und trotzdem, zum Schutz von allen, haben sich unsere Chormitglieder vor den Proben noch mal testen lassen, so dass wir ganz auf der sicheren Seite waren. Dafür stellten wir auch Schnell-Tests zur Verfügung, wenn jemand es nicht zur Teststation schaffte. Leider war es nur möglich die vom Chorverband vorgeschriebenen 60 Minuten zu proben. Dies war zwar nur die Hälfte der sonstigen Probezeit, aber wir nutzten was wir konnten. Immerhin haben wir uns wieder neue Ziele gesetzt, die hoffentlich bald Form annehmen. Dafür lernten wir neue Lieder, in verschiedenen Sprachen, denn unser Ziel ist ein kunterbuntes Programm mit gesanglichen Herausforderungen.

Ende Mai wurden wir dann von Radio Eins Live kontaktiert, die gerne zum Thema Straße auch einen Beitrag von uns in ihrem Programm haben wollten. Arcana stellte sich für ein Gespräch zur Verfügung, und erzählte wie es uns in der Pandemie ergangen ist und welche unsere Pläne sind. Danach meldeten sich viele Unterstützer bei uns, bei denen wir uns herzlich bedanken wollen! Große und kleine Spenden folgten, die uns die kommenden Monate halfen. Im Juni / Juli war dann Sommerpause und wie jedes Jahr verabredeten sich die Chormitglieder zu einem Treffen mit Bootfahren und Picknick (natürlich unter Berücksichtigung der Hygieneregeln). Die Reise ging nach Kladow und so hatten die Chormitglieder auch in der Sommerpause noch mal die Möglichkeit sich zu sehen. Des Weiteren haben wir auch Online-Treffen via Zoom gemacht, um die Zeit zu überbrücken.

Im September dann wurden wir von der Aktion 17 Ziele kontaktiert, einer Organisation des Bundesamtes für nachhaltige Entwicklung. Da wir gute Erfahrungen mit den Veranstaltungen des Bundesamtes gemacht hatten, sagten wir zu. Das war vielleicht kurzfristig! Wir sollten „Ode an die Freude“ singen und hatten nur eine Probe, bevor es zum Auftritt ging.
 So trafen wir uns alle zu frühmorgendlicher Stunde an einem Samstag (19. September), wo wir mit einem Teil des Orchesters Richtung Halle fuhren. Im Bus gab es viele lustige Unterhaltungen und trotz Maskenpflicht und Nachweise für die Impfungen, eine sehr entspannte Stimmung, die schon fast an unsere früheren Chorfahrten erinnerte. In Halle selbst holten wir noch den Rest des Orchesters ab und fuhren dann zum Kunstmuseum Moritzburg, wo der Auftritt stattfinden sollte. Zuvor gab es aber noch eine Probe mit dem Orchester, was sich gar nicht so einfach darstellte, da wir einen engen Zeitplan hatten und selbst das Orchester aus verschiedenen Bundesländern zusammengestellt war und wie wir an diesem Tag zum ersten Mal gemeinsam probten. Da erkannten wir dann auch, die wahre Größe und Bedeutung dieser Veranstaltung. Denn wir nahmen offiziell an einem Weltrekordversuch teil. Dieser "Ode an die Freude" Flashmob sollte zeitgleich in 17 Bundesländern stattfinden und somit einen Weltrekord aufstellen um die Aktion 17 Ziele bekannt zu machen. Natürlich war das für uns ein Nervositätsfaktor, doch wir waren bereit. Und dann ging es los. Wir wurden auch tatkräftig von Besuchern des Kunstmuseums unterstützt und offiziell gefilmt. Wir schmetterten die Ode an die Freude hinaus und 20 Minuten lang, sangen wir uns die Seele aus dem Leib. Damit war es offiziell! Anschließend bekamen wir noch die Bestätigung dass der Flashmob tatsächlich den Weltrekord geschafft hatte. Wir waren ganz aus dem Häuschen. Die Aufnahme würde direkt an die Organisation gehen und ein Teil des Ganzen werden. Abschließend wurden wir noch in ein Restaurant geladen und speisten von einem abwechslungsreichen Büffet. Es war köstlich! Nach dem Essen ging es dann wieder heimwärts und gegen 20 Uhr waren wir dann alle wieder in Berlin zurück. Dies war unser erster Auftritt seit Beginn der Corona-Pandemie. Nach dieser schönen Erfahrung freuten wir uns auch, dass wir wieder offiziell für unsere Mitglieder kochen und somit das gemeinsame Essen nach der Probe wieder stattfinden durfte. Doch der Flashmob war nicht das einzig Aufregende was uns in diesem Jahr noch wiederfahren sollte. Wir bekamen Besuch von Luc Paquier, er ermöglichte uns 2012/2013 die Zusammenarbeit mit dem Theaterstück „Phädra – Die Vögel“ von Jean-Baptiste Sastre. 2013 waren wir sogar als deutsche Botschafter in die damalige Kunsthauptstadt Marseille nach Frankreich geflogen und haben das Stück dort nochmals mit internationalen Künstlern aufgeführt. Er wollte gerne sehen was aus uns geworden ist und vielleicht wird es da bald schon was Neues zu berichten geben. Denn er kam im Dezember noch mal mit einem Team wieder. Sie filmten die Probe, führten Einzelinterviews mit diversen Chormitgliedern und fühlten sich beim gemeinsamen Essen am Ende bei uns sehr wohl. Wir sind es auf jeden Fall gespannt, war daraus noch so entsteht!Im November kam das Sat 1 Frühstücksfernsehen zu uns, um einen Beitrag über uns zu drehen, der aktuell in der Mediathek bei Sat 1 noch zu finden sein müsste. Es war ganz ungewohnt nach so langer Zeit wieder vom Fernsehen begleitet zu werden, doch schon bald hatte man sich wieder dran gewöhnt und das Team war hochbegeistert von unserem Chor. Ebenfalls im November wurde die Festschrift zur Grundsteinlegung der Zwölf-Apostel-Kirche vor 150 Jahren von der Gemeinde veröffentlicht, in der auch Arcana wieder einen Artikel über den Chor beigesteuert hat. Irgendwie ging es dann Schlag auf Schlag, denn viele die uns im Fernsehen gesehen haben meldeten sich bei uns und wollten uns unterstützen. Im Dezember fand dann die Mitgliederversammlung statt und ein neuer Vorstand vom Verein wurde gewählt. Wir freuen uns bekannt zu geben das ab sofort folgende Personen den Vorstand des e.V. bilden:

Daniela Lorenz (Vereinsvorsitzende)Harald Wittstock (Stellvertretender Vorsitzender)Rosita Mergen (Kassenwart)Gundula Schikora alias Arcana (Schriftführerin)Christian Müller (Vorstandsmitglied)Als Kassenprüferin wurde Ariane Schütz gewählt.Der Vorstand wurde für zwei Jahre gewählt und ist hoch motiviert die Arbeit des Vereins fortzuführen. Wir gratulieren allen Gewählten und freuen uns auf gute Zusammenarbeit!Wir freuen uns auf kommendes!In diesem Jahr überlegten wir, wie wir es möglich machen können unter den aktuellen Hygienevorschriften ein Weihnachtsessen mit unseren Chormitgliedern abzuhalten und so feierten wir in kleiner Runde Anfang Dezember. Wir sangen Weihnachtslieder und aßen zusammen. In diesem Jahr hatte die Küche vom Kalus-Restaurant aus Charlottenburg für uns gekocht. Für die Fleischesser gab es Gänsekeule mit Rotkohl und Klößen und für die Vegetarier Gnocchi mit leckerer Soße. Zudem gab es eine Vorsuppe und jede Menge Freude im Kreise der Mitglieder. Kleine Geschenke wechselten den Besitzer und trotz allen Einschränkungen war es doch ein sehr schöner Abend, zu dem wir auch die Gemeindemitglieder luden, die uns immer unterstützten. Für alle war es nach dem Wegfall der Weihnachtsfeier im vorherigen Jahr, eine wundervolle Zusammenkunft, die jedoch noch nicht der Abschluss in diesem Jahr sein sollte.Eine Woche vor Weihnachten sollte es für den Straßenchor noch mal gesanglich zur Sache gehen. Wir hatten am 19.12. einen Auftritt bei der „Roten Tafel“. Das Wetter war bescheiden, um nicht zu sagen nass und trotzdem trafen sich einige wenige Straßenchormitglieder, um für und mit Obdachlosen zu singen. Die Stimmung war gut und alle waren sehr aufgeregt. Nervös warteten wir auf die Nachzügler, dabei sahen wir viele Menschen unter der Brücke liegen und frieren, was in diesen Zeiten noch grausamer als sonst ist. Schließlich gingen wir hinüber zur Festwiese.
 In einem kleinen Pavillon am Mittelstreifen Gürtelstr. / Frankfurter Allee standen wir nun, uns direkt gegenüber die Gulaschkanone mit kostenlosem Essen und Getränken. Wir sangen, vielleicht nicht unseren besten Auftritt, aber mit Herz und Schmackes, so dass auch das anwesende Publikum mit einstimmte. Als wir dann an der Gulaschkanone standen, überlegte unser Chormitglied Alain laut, man könne den Obdachlosen unter der Brücke was rüber bringen und so bekamen all jene doch noch ein wenig Wärme in dieser kalten Stadt zu spüren. Später luden wir zum gemeinsamen Weihnachtssingen und die kleine Menschenmenge, die anwesend war, sang aus voller Kehle und mit viel Spaß mit. Es war noch ein schöner Abschluss, dort auf diesem Platz, im Licht der Laternen und den kleinen Feuerschalen, die zum Wärmen angezündet wurde. So endete das Jahr für uns und wir hoffen mit Unterstützung des Chorverbandes im nächsten Jahr noch viel mehr erzählen zu können.  Wir haben für uns nur erkannt, auch in der Pandemie ist es möglich ein Chor zu sein und zu bleiben. J

Wir bedanken uns noch mal ganz herzlich im Namen aller Chormitglieder und des e.V. an dieser Stelle beim Kalus-Restaurant für das leckere Essen! J

Und wir danken allen Unterstützern, die uns in den letzten Monaten geholfen haben.

 

Zum Abschluss noch ein besonderer Dank!

Nach unserem letzten Auftritt im letzten Jahr, gingen wir in die Weihnachtspause und waren froh, dieses Jahr geschafft zu haben. Es war unklar wie es werden sollte, doch aufgeben wollte keiner. Zudem hatten wir die Zusage vom Chorverband für eine Finanzierung, was uns schon ein wenig mehr hoffen ließ. Kurz vor Weihnachten dann,  geschah ein wahres Weihnachtswunder, dass uns ungläubig staunen ließ. Es begann mit einem Anruf von der pme Familienservice GmbH, wo man uns mitteilte, dass uns eine erhebliche Spende zukommen sollte. Es gab offensichtlich in der Firma, wie jedes Jahr zur Weihnachtszeit, eine Sammlung und eine Mitarbeiterabstimmung darüber wohin das Geld gehen sollte. Und die Mitarbeiter entschlossen sich unser Chorprojekt zu unterstützen. 20000€ sollten uns zukommen, der Wahnsinn! 

Wir möchten uns ganz herzlich im Namen aller Chormitglieder und des Vereins für diese unglaubliche Spende  von der der pme Familienservice GmbH, so kurz vor Weihnachten, bedanken. Wir planen in diesem Jahr einige neue Projekte und können das Geld daher mehr als gebrauchen. In diesen Zeiten einen kleinen Lichtstrahl am Horizont zu sehen ist wahrhaftig wundervoll und wir können gar nicht wirklich fassen was da passierte. Sie wissen gar nicht welche Freude Sie uns damit gemacht haben. In dieser Pandemie mussten viele Chöre aufgeben, wir haben uns gerade so halten können und sind jetzt überglücklich über diese Wahnsinns Zuwendung. Es ließ uns doch noch an das Weihnachtswunder glauben. Und so starteten wir mit erhobenen Kopf in das neue Jahr, wohl wissend, dass die Dinge nun realisierbar sind, die wir für dieses Jahr geplant haben. Danke, Danke, Danke, an alle die für uns gestimmt haben und somit Teil dessen sind, was in nächster Zeit geschehen wird! 

Zudem haben wir nun auch eine Unterstützung durch den Chorverband, was uns noch mehr Antrieb gibt wieder etwas Neues zu schaffen. Und wer weiß, vielleicht hört man uns dieses Jahr doch noch auf einer großen Bühne. Die Hoffnung blüht erneut in allen Farben und wir arbeiten hart auf Kommendes zu.

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