Wir stecken in einer pandemischen und ökologischen Gefährdung! Seit Jahrzehnten weisen uns wissenschaftliche Einrichtungen weltweit auf die Zerstörung unseres Planeten und deren Folgen hin. Wie wir als Individuen, wie wir als nationale Gemeinschaften und wie Europa, vor dem Hintergrund europäischer Werte, wie z.B. solidarischem und interkulturellem Miteinander oder einer politisch-ökonomischen Empathie für die Mitwelt. Diese gesellschaftlich und ökologisch bedrängende Situation, für alle europäischen und globalen Gesellschaften, wird ein zentraler Gegenstand der inhaltlichen Auseinandersetzung in der Vorbereitung und Durchführung des Tanzprojektes darstellen. Eine zweite inhaltliche Dimension ist die Geschichtskonzeption des deutsch-jüdischen Philosophen Walter Benjamin, die er anhand der Ölfarbzeichnung des "Angelus Novus" von Paul Klee entwickelte. Darin geht es um einen Engel, der vom Sturm des Fortschritts mitgerissen wird und auf die Trümmer der Vergangenheit zurückblickt. Damit werden die negativen Seiten des Fortschritts und europäisches Dominanzstreben kritisiert. Benjamin verweist in einem Text auf ein aktiv-eingreifendes Verhältnis zur Vergangenheit. Der Vorstellung vom Fortschrittssturm stellt er ein Modell an die Seite, nach dem ein Kollektiv eine Gegenbewegung initiiert, den Zwang zum Fortschritt und den katastrophischen Geschichtsverlauf unterbricht. Nichts anderes streben Protestbewegungen, wie z.B. Fridays for future, zu deren Generation die Teilnehmer*innen des Tanzprojektes gehören, an, wenn sie dazu auffordern JETZT den Lebensstil zu verändern. Die ins Bewusstsein vieler Menschen vorgedrungene Zerstörung der Erde und ihres Klimas, die daraus resultierenden sozialen und gesellschaftlichen Verwerfungen sowie das Denkbild des Angelus Novus bilden die beiden inhaltlichen Brennpunkte des Projektes. In der Spannungseinheit dieser Ellipse entwickelt sich ein Tanztheaterstück, das die Problemlagen aufnimmt und in eine poetische Form umwandelt, die vom vielschichtigen und auch widersprüchlichen Denkbild des Angelus Novus formiert ist. Neben der jugendgemäßen intellektuellen Beschäftigung mit den genannten Themenfeldern, sind die Mittel des Tanztheaters die zentrale Form der Auseinandersetzung. Unter der Anleitung eines internationalen Choreografenteams entwickeln 60 Jugendliche aus Saarbrücken, Lothringen, Targu Jiu/Rumänien, Girona und Sarajevo eine 60-minütige Tanzperformance, die am 5.8.2022 in Saint-Chély-d'Apcher uraufgeführt wird.