Schutz vor Kälte, Schutz vor Gewalt – Eine Haltestelle für obdachlose Frauen

Lisa-Sophie Meyer
17.01.2019

„Was machen eigentlich obdachlose Frauen, wenn sie ihre Tage haben?“ – Mit dieser Frage fing Anfang Oktober letzten Jahres alles an.  Tampons sind immens teuer, Menstruation ist noch immer ein gesellschaftliches Tabuthema. Obdachlose Frauen, die ohnehin schon am Rande der Gesellschaft leben, sind hier gleich doppelt stigmatisiert. Seine Tage haben bedeutet ein erhöhtes Hygienebedürfnis und für obdachlose Frauen auch die Frage, wofür sie ihr Geld ausgeben: Essen oder Tampons?

Wir von betterplace wollten helfen. Mit einer Spendenaktion unter dem Motto #nichtrotwerden sollten Spenden für Tampons gesammelt werden. Und so stießen wir auf Evas Haltestelle, eine Unterkunft und Tagesstätte für obdachlose Frauen im Berliner Wedding. Natürlich geht es hier um mehr als Tampons. Obdachlose Frauen sind auf den harten Berliner Straßen nicht nur der Kälte ausgesetzt, sondern müssen sich zudem vor gewalttätigen Übergriffen fürchten. Bei Evas Haltestelle finden sie einen sicheren Anlaufpunkt. Tagsüber sind die Türen auf der Müllerstraße stets geöffnet: zum Aufwärmen, zum Waschen, zum zur Ruhe kommen. In der Nacht sind Betten für 20 Frauen gemütlich hergerichtet.

Nachdem wir mit unserer Spendenaktion über 2.000 € Spenden für Evas Haltestelle sammeln konnten, wollten wir uns im Dezember auch mal selbst ein Bild von dieser großartigen und notwendigen Einrichtung machen. Ehrenamtliche Helfer*innen hatten drinnen bereits Frühstück vorbereitet – allerdings nicht für uns, sondern für die Besucherinnen. Jeden Morgen können Frauen hier vorbei kommen und sich kostenlos stärken. Natürlich wird nicht überprüft, ob jede Frau wirklich obdachlos ist. Es geht darum, bedürftigen Frauen einen Zufluchtsort zu bieten, erklärt uns Claudia Peiter, die Leiterin von Evas Haltestelle. 

Beim gemeinsamen Frühstück kann sich ausgetauscht werden, aber auch einfach nur in Ruhe ein heißer Kaffee getrunken werden. Die Unterkunft in der Müllerstraße ist noch ganz frisch und einiges ist noch im Aufbau. Denn nach vielen Jahren einige Straßen weiter musste Evas Haltestelle sich aufgrund von Sanierungsarbeiten am Haus auf die beschwerliche Suche nach einem neuen Standort machen. Erst im Sommer, nach langer Suche, wurden die neuen Räumlichkeiten an der Müllerstraße gefunden. 

Doch nun ist Evas Haltestelle zum Glück einsatzbereit und bietet obdachlosen und bedürftigen Frauen zuverlässig einen Rückzugsort, einen Schlafplatz, Duschen und eben auch kostenlose Tampons und andere Hygieneprodukte. Wir wollen weiter dabei bleiben und sammeln noch immer Spenden für Tampons für obdachlose Frauen und für Evas Haltestelle. Mit nur 3€ im Monat kann eine Frau nämlich mit Hygieneprodukten ausgestattet werden – und dafür bekommt man mancherorts schließlich nichtmal mehr einen Milchkaffee.