Content Creatorinnen sind längst nicht mehr nur Entertainerinnen in den sozialen Medien – sie sind zu mächtigen Akteurinnen im Fundraising geworden. Beispiele wie der Podcast “Fest & Flauschig”, mit über 5,3 Millionen Euro Spenden für 24 Organisationen, oder die Spendenaktion der Parodistin Conny from the Block, die innerhalb weniger Stunden mehr als 60.000 Euro für Erdbebenopfer sammelte, zeigen das enorme Potenzial. Auch aus der Gamerinnen-Welt gibt es beeindruckende Beispiele: Deutschlands größter Charity Stream Friendly Fire geht mit zehn Millionen Euro Spenden in neun Jahren voran – und Gamer Staiy hat erst kürzlich 42.000 Euro für einen Opferhilfefonds für Betroffene rechter Gewalt gesammelt. Wie du dieses Potenzial des Creator*innen-Fundraisings für deine Organisation nutzt, erfährst du in diesem Artikel.
Wir haben unter anderem mit den Geschäftsführerinnen vom Queer Lexikon gesprochen und sie gefragt: Wie baut man Spendenaktionen mit Content Creator*innen und Charity Streams zu einer zusätzlichen Säule des Fundraisings auf? Außerdem haben wir betterplace Expertin für Creator*innen-Fundraising Ceylan Isik, die Streamerin Freiraumreh und Lena Laaser von Friendly Fire nach ihren Erfahrungen und Tipps gefragt. Herausgekommen ist ein umfassendes 1x1 des Creator*innen-Fundraisings!
1. Was sind Content Creator*innen?
2. Charity Streaming, Spendenaktionen, Creator*innen-Fundraising – Was ist das überhaupt?
3. Warum sollten NGOs Creator*innen-Fundraising auf dem Schirm haben?
4. Wie finde ich die passenden Content Creator*innen?
5. Was motiviert Content Creator*innen, eine Spendenaktion zu starten?
6. Charity Stream der NGO vs. Streams auf den Kanälen der Content Creator*innen
7. Wie baue ich einen ersten Kontakt zu den Content Creator*innen auf?
8. Wie überzeuge ich die Content Creator*innen im ersten Gespräch?
9. Was brauchen Content Creator*innen von dir, damit die Spendenaktion erfolgreich wird?
10. Wie baue ich zu Content Creator*innen Beziehungen auf, die über Jahre halten?
Content Creator*innen sind Personen, die auf einem Social Media Kanal wie Instagram, YouTube, TikTok, Twitch oder Facebook gezielt Content, also Inhalte wie Grafiken, Videos oder Livestreams verbreiten, sich eine größere Reichweite aufgebaut haben und damit teilweise auch Einkommen generieren. Spannend für das Creator*innen-Fundraising sind sie ab einer Follower*innenschaft von 10.000. Oft sind es gerade die kleineren Streamerinnen und Influencerinnen, die einen Expertinnenstatus und eine enge Bindung zur Community haben sowie ein hohes Vertrauen und Glaubwürdigkeit bei ihren Fans genießen. Die Relevanz von Content Creatorinnen lässt sich aber nicht an der Reichweite ablesen, sondern nur daran, wieviele Followerinnen auch mit ihrem Content interagieren, also an dem Verhältnis von Engagement – wie Likes und Kommentare – zur Anzahl der Followerinnen. Wirklich große Spendenaktionen, bei denen mehr als 50.000 Euro zusammen kommen sollen, brauchen allerdings eine Zusammenarbeit mit Content Creator*innen mit hoher Relevanz ab einer Größe von 500.000 Follower*innen. Das können sehr verschiedene Personen sein:
Creator*innen-Fundraising ist der Überbegriff für alle Aktivitäten, mit denen Creator*innen Spenden für einen gemeinnützigen Zweck sammeln – sowie alle Aktivitäten innerhalb gemeinnütziger Organisationen, um Creator*innen eben dazu zu motivieren und sie dabei zu unterstützen. Die Content Creator*innen starten eine Spendenaktion auf betterplace.org, kreieren also eine eigene Spendenseite, über die sie für deine Organisation Spenden sammeln. Im Creator*innen-Fundraising unterscheiden wir zwei verschiedene Formate von Spendenaktionen:
Format 1: Charity Streaming
Charity Streams sind Live-Streams auf Plattformen wie YouTube oder Twitch, die Content Creator*innen organisieren, um Spenden zu sammeln. Wichtig ist: Sie haben einen Event-Charakter. Der Charity Stream kann ein paar Stunden dauern, zwei Tage oder länger. Dabei aktivieren Content Creator*innen ihre bestehende Community und rufen zu Spenden auf: mit emotionalem Storytelling, mit Aufklärung und manchmal mit Humor. Die authentische Ansprache, das interaktive Live-Erlebnis und das Entertainment sind Schlüsselaspekte des Erfolgs.
Mit Abstimmungen, einem gemeinsamen Spendenstand sichtbar im Live-Stream, Spendenkommentaren und weiteren Features, wird das Spendensammeln auf Twitch und Youtube zu einer gemeinschaftlichen und mitreißenden Erfahrung. Genau das interaktive und dynamische Erlebnis, das die Gaming- und Streaming-Communities so groß gemacht hat, hat betterplace mit der Entwicklung der Charity Streaming Tools der Plattform so für die Spendenwelt zugänglich gemacht.
Die Content Creator*innen machen im Grunde einfach das, was sie gut können, gern machen und wofür sie Expert*innen sind – und sammeln dabei Spenden. “Die Communitys von Streamer*innen und Gamer*innen sind es gewohnt, aktiv teilzunehmen und die Gamer*innen finanziell zu unterstützen, weshalb ein Spendenaufruf nicht fremd wirkt,” so Ceylan Isik.
Die Inhalte dieser Streams reichen von Gaming über Just Chatting, wo sie sich mit ihrer Community austauschen, bis hin zu Kochen und Alltäglichem. Besonders die Generation Z legt großen Wert auf gesellschaftliches Engagement, und das spiegelt sich stark in der Gamer*innen-Community wider. “Soziales Engagement gehört hier zum guten Ton.”, so Ceylan Isik
Welche Möglichkeiten die Streamer*innen mit den betterplace Tools haben und wie das aussehen kann, haben wir hier für Content Creator*innen aufgeschrieben. Schau rein, um besser zu verstehen, wie Charity Streaming genau funktioniert. Dass du das wirklich gut verstehst ist eine wichtige Voraussetzung, bevor du Streamer*innen kontaktierst, betonte Xenia von Queer Lexikon. Und Ceylan Isik fügt hinzu: “Gaming-Plattformen wie Twitch können auf den ersten Blick komplex und überwältigend sein. Auch die spezielle Sprache und der Humor der Gamer*innen können gewöhnungsbedürftig wirken.” Taste dich also Schritt für Schritt heran, um das Potenzial auszuschöpfen.
Format 2: Spendenkampagnen von Content Creator*innen
Spendenaktionen von Content Creator*innen, die keinen Charity-Stream machen, funktionieren eher wie eine Spendenkampagne. Sie können auf Instagram, Facebook, TikTok oder sonstigen Social Media Plattformen stattfinden, auf denen die Creator*innen eine große Reichweite und eine Community haben. Der*die Creator*in teilt über einen bestimmten Zeitraum der Kampagne hinweg Content, mit dem er*sie die Community zum Spenden aufruft.
Der Satiriker und Autor Sebastian Hotz – besser bekannt als “El Hotzo” – sammelt zum Beispiel jedes Jahr mit seinem “Adspendskalender” sehr erfolgreich Spenden für Seenotrettungsorganisationen. Seine Spendenaufrufe entsprechen dem Ton und dem Humor, die ihn so erfolgreich machen, wie z.B. hier:
Genauso wie beim Charity Streaming nutzen auch Content Creator*innen auf Instagram oder Tik Tok beim Spendensammeln genau die Stilmittel, die auch ihren sonstigen Content so erfolgreich machen. Diejenigen, deren Content sehr authentisch ist, werden mit starken Emotionen zum Spenden animieren. Wer mehr mit Humor arbeitet, nutzt diesen auch zum Spendensammeln. Die Creator*innen machen die Mission deiner Organisation nahbar und bringen sie mit eigener Emotionalität und Storytelling mitreißend rüber – mehr noch als ihr es als Organisation selber könnt. Vom Start über Spenden-Meilensteine bis zum Countdown halten sie die Spannung hoch. Sie bereiten die Geschichten deiner Organisation und die Probleme, die mit den Spenden gelöst werden, in unterhaltsamer Weise authentisch und emotional auf.
Auch beim Format der Spendenkampagnen gibt es Möglichkeiten für Interaktionen mit der Community, wie z.B.
Auch beim Format der Spendenkampagne steht den Content Creator*innen also eine breite Palette an Möglichkeiten offen, mit denen sie die Spendenkampagne in ihrem eigenen Stil zu einem gemeinsamen Erlebnis mit ihrer Community machen.
Wir bei betterplace.org haben erkannt, dass die Kooperation mit diesen digitalen Meinungsführer*innen neue Möglichkeiten eröffnet. Content Creator*innen sind längst nicht mehr nur Entertainer*innen in den sozialen Medien – sie sind zu mächtigen Akteur*innen im Fundraising geworden.
Einer der Hauptfaktoren für den Erfolg von Creator*innen-Fundraising ist das Vertrauen und die emotionale Bindung, die Menschen zu ihren „Lieblingsinfluencer*innen“ haben. Es macht einen Unterschied, wenn die Spendenaktion von Jan und Olli, von Staiy oder einer anderen bekannten Person gestartet wird, der man bereits vertraut. Die Möglichkeit für einen gemeinsamen Impact, motiviert nicht nur die Creator*innen, sondern auch ihre Fans. Lena Laaser von Friendly Fire betont: „Das Community-Gefühl, zusammen etwas Größeres zu erreichen, gibt allen Hoffnung, etwas in der Welt verändern zu können. Selbst kleinere Communitys erleben einen positiven Ruck, wenn sie sehen, was sie gemeinsam erreicht haben.“
Deshalb ist das Format der gemeinsamen Spendenaktion des*der Creator*in und seiner*ihrer Community optimal. Es gibt einen eigenen Spendenzähler oder Spendenbalken und sie sehen genau, wie viel sie als Community gemeinsam an Spenden gesammelt. Der Vorteil für deine Organisation: Es ist klar, dass die Spenden an deine Organisation gehen, aber dazu mobilisieren und aufrufen tun die Content Creator*innen in ihrem eigenen Namen. Ein Spendenaufruf von euch wäre nicht halb so erfolgreich. Die Follower*innen wollen Teil der Aktion ihrer Lieblingsentertainer*innen sein.
Egal ob Gamer*innen, Schauspieler*innen, Comedians oder Influencer*innen: In ihren Communitys stattzufinden bedeutet, Zugang zu Zielgruppen zu erhalten, die du sonst nicht erreichen würdest. Gerade engagierte Gamer*innen sind ein wichtiges Sprachrohr für die jüngere Spender*innenschaft. Das war auch das Ziel der Kinderhilfe, als sie ins Content Creator*innen-Fundraising eingestiegen sind, erklärt Stefan Theuer:
“Eine neue, jüngere Zielgruppe für unsere Arbeit zu begeistern und mit der richtigen Botschaft auf uns aufmerksam zu machen, das ist unser Ziel. Wir hoffen, dass wir uns mit Content Creator*innen im digitalen Kanal breiter aufstellen können. Hier sehe ich nicht nur potentielle Spender*innen, sondern auch Ehrenamtliche und potentielle Bewerber*innen.”
Traue dich, Leute, die zu euch passen, anzusprechen und zu begeistern! Das betont Lena Laaser von Friendly Fire: “Es gibt so viele Creator*innen, die irgendwelche Leidenschaftsthemen haben, und die bei diesem Thema gerne helfen wollen – teilweise wissen sie gar nicht, was sie mit ihrer Reichweite erreichen können. Sie unterschätzen selbst die Macht der Community. Und es ist richtig schön, wenn man auf die Leute zugeht und dann zusammen etwas organisiert und erreicht.”
Die Herausforderung liegt darin, passende Content Creator*innen zu finden, die sich für dein Thema begeistern. Dabei ist es wichtig, die “Low Hanging Fruits”, also die Content Creator*innen, die am naheliegendsten sind, nicht zu übersehen. Das sind diejenigen, die deine Organisation sowieso schon als Spender*innen unterstützen oder euch auf Social Media folgen. Prüfe also zunächst einmal, wer euch alles folgt oder eure Posts liked und gehe eure Spender*innendatenbank durch.
Im zweiten Schritt ist es hilfreich, persönliche Beziehungen zu nutzen: Haben Aktive im Verein oder unter den Hauptamtlichen Kontakte zu Content Creator*innen? Sind sie selbst in der Gaming-Szene aktiv? Das kann ein großer Vorteil sein.
Recherchiere dann im nächsten Schritt Streamer*innen oder Content Creator*innen mit größerer Reichweite, die einen regionalen oder inhaltlichen Bezug zu den Themen deiner Organisation haben und zu euch passen. Annika und Xenia von Queer Lexikon berichten zum Beispiel, dass fast alle Content Creator*innen, die für ihre Organisation Spenden sammeln, selbst queer sind.
Finde heraus, was sie machen und schau dir ihr Instagram-Profil, ihre Tiktok-Seite oder den einen oder anderen Stream an. “Schreib nicht wild drauf los Leute an. Verstehe erst einmal, wer die Leute sind,” empfiehlt Xenia von Queer Lexikon. Denn deine Anfrage sollte genau auf die Personen zugeschnitten sein und sie persönlich ansprechen. Lena Laaser von Friendly Fire betont zudem: “Bitte, bitte, bitte, recherchiere die Creator*innen bevor du sie ansprichst, damit es kein ethisches Problem gibt – genauso wie wenn du mit anderen prominenten Menschen als Testimonial und Botschafter*innen für eure Organisation arbeitest. Man prüft die Creator*innen einmal, damit man zum Beispiel als Tierrechtsorganisation keine Person anspricht, die vielleicht jeden Tag Fell trägt.”
Wenn du dann eine Liste an Content Creator*innen zusammengestellt hast, die gut zu euch passen könnten und diese ins Detail recherchiert hast, kannst du dich daran machen, den Kontakt Schritt für Schritt aufzubauen oder – wenn dieser schon besteht – eine Anfrage auszuarbeiten.
Bevor du Content Creator*innen anschreibst, ist es wichtig zu verstehen, warum sie sich eigentlich engagieren. Unsere Kollegin Ceylan Isik arbeitet eng mit Creator*innen und Influencer*innen zusammen: “Creator*innen, die ihre Reichweite rund um Gaming, Kochen, Kunst, Satire oder DIY aufgebaut haben, sind häufig motiviert, diese Reichweite für gesellschaftliches Engagement zu nutzen. Der sinnstiftende Content gibt ihnen die Möglichkeit, zu zeigen, welche Themen ihnen wichtig sind und der gemeinsame Impact trägt zur Bindung ihrer Community bei. Denn: Gemeinsam Gutes tun, schweißt zusammen.”
Was motiviert euch, haben wir auch Lena Laaser von Friendly Fire gefragt. Das hat sie geantwortet: “Das Community-Gefühl: Man steht auf derselben Seite, verfolgt dasselbe Ziel und versucht gemeinsam, etwas Größeres zu erreichen. Allein fühlt man sich oft machtlos, doch der Zusammenhalt in der Community gibt Hoffnung und Zuversicht. Ich habe kaum eine Spendenaktion gesehen, die nicht funktioniert hat. Selbst bei kleinen Communitys, auch wenn es nur zehn Personen sind, die spenden, geht ein Ruck durch die Gruppe. Es ist ein durchweg positives Gefühl, gemeinsam etwas zu erreichen. Viele Spendenaktionen müssen ihr Ziel noch einmal anpassen, weil sie viel mehr erreicht haben, als sie dachten.”
Gleichzeitig geben Spendenaktionen Content Creator*innen auch Anstöße für ihr Hauptgeschäft: Content! Creator*innen müssen immer wieder schauen, welche Themen sie adressieren und arbeiten daran, relevant zu bleiben und spannenden Content zu liefern. Spendenaktionen bieten dafür immer wieder spannende Inhalte.
Manche Organisationen veranstalten Charity Streams auf ihren eigenen Kanälen auf YouTube oder Twitch und laden bekannte Streamer*innen dazu ein. Auch wir bei betterplace haben mit dem eigenen Format “betterplay” vor vielen Jahren Erfahrungen gesammelt. Das Resümee unserer Expertin Ceylan Isik: Eigene Charity Streams sind gut für das eigene Branding, aber für das Spendenvolumen lohnen sich der Aufwand und die Kosten nicht. Denn man braucht Produktions-Expert*innen, Sponsor*innen und bekannte Influencer*innen mit entsprechender Reichweite.
“Meine Empfehlung ist daher, mit Gamer*innen und Streamer*innen zusammenzuarbeiten, die auf ihren eigenen Kanälen Charity Streams veranstalten. Das zahlt sich in Form von Spenden aus und minimiert den Aufwand auf der Seite der Organisationen. Die Streamer*innen setzen ihr Know-How rund um die Technik und ihre Community ein und die Organisationen können ihre Expertise in Form von Content (Video/Text/Grafiken) einbringen.”
Es lohnt sich, sich Schritt für Schritt bekannt zu machen. Kommentiere in den Chats der Streams oder im Insta-Live der Person mit dem Profil deiner Organisation und lernt euch so kennen.
Nimm dann über Social Media, E-Mail, Discord oder über das Management des*der Content Creator*in Kontakt auf. Xenia von Queer Lexikon betont, dass dies viel Geduld braucht: “Viele Streamer*innen antworten nicht unbedingt zeitnah. Das ist kein Ausdruck von Desinteresse. Viele machen das Streamen nur nebenher und haben zusätzlich noch einen anderen Job. Da sind die zeitlichen Ressourcen knapp und es kann schon mal etwas länger dauern mit einer Antwort, oder sie rutscht auch mal durch.”
Wenn du die Content Creator*innen anfragst, dann mache das am besten mit einem konkreten Anlass: Brauchst du gerade dringend Spenden für einen spezifischen Zweck? Vielleicht plant ihr ein größeres Projekt? Gibt es eine aktuelle Dringlichkeit? Zeigen Statistiken, dass das Problem, für das ihr eine Lösung habt, größer geworden ist? Streamer*innen sind motiviert, wenn sie eine konkrete und sichtbare Wirkung haben mit ihrer Spendenaktion. Wichtig ist es, deutlich zu machen, welches gesellschaftliche Problem du mit deinem Projekt angehst. Emotionale Projekte eignen sich besser, um die Communitys zum Spenden zu mobilisieren.
Falls du schon einmal mit bekannteren Streamer*innen oder Content Creator*innen Spenden gesammelt hast, kannst du das in deiner Ansprache als Beispiel zeigen. Das inspiriert. Falls nicht – teile Beispiele von anderen ähnlichen Content Creator*innen. Denn viele, die du ansprichst, sind sich gar nicht bewusst, was sie mit ihrer Reichweite alles erreichen können. Hier ein Beispiel von El Hotzo, der 2023 mehr als 300.000 Euro für die Seenotrettung gesammelt hat.
Wenn du euer Creator*innen-Fundraising erst aufbaust, kannst du eine Reihe von Creator*innen anfragen, die etwas kleiner sind und sie mobilisieren, an einem bestimmten Spendentag aktiv zu werden. Lass die Creator*innen an dem Tag machen, was sie wollen. Sie wissen am besten, was bei ihrer Community gut ankommt und funktioniert.
Arbeite die konkrete Idee aus, schreibe einen knackigen Pitch dazu, also einen überzeugenden Vorschlag. Beginne mit einer Beschreibung, was der*die Creator*in mit der Spendenaktion erreichen kann, welchen Unterschied sie machen können. Überlege dir einen mobilisierenden Slogan-Vorschlag, der sowohl zu euch als auch zu dem*der Content Creator*in passt. Mache es so konkret wie möglich, sodass der*die Creator*in sich schon etwas darunter vorstellen kann und inspiriert wird. Du kannst auch schon Ideen für möglichen Social Media Content oder Stream-Formate mit rein geben. Zeige, was du dafür inhaltlich beisteuern kannst, zum Beispiel Testimonials und Geschichten aus eurer Projektarbeit.
Selbiges gilt im übrigen, wenn Content Creator*innen dich kontaktieren, weil sie etwas für euch machen wollen, aber noch nicht genau wissen, was und wie. Auch hier gilt: Sie wissen vielleicht nicht, wie viel sie mit ihrer Community erreichen können. Inspiriere sie und zeige, was möglich ist!
Du kontaktierst eine Person an, die streamt und eine große Reichweite auf YouTube oder Twitch hat? Schlage ihnen einen Charity Stream vor! Sprich an, dass ihr ein Projekt auf betterplace.org habt und dass er*sie dort in einfachen Schritten die Spendenaktion anlegen kann mit unserem umfangreichen und einfachen Tool für Charity Streaming. Vielen Gamer*innen und Streamer*innen ist betterplace ein Begriff. Sollte er*sie unsere Tools noch nicht kennen, dann sende diese Landingpage mit. Darauf findet er*sie alle Informationen spezifisch für Streamer*innen – und ein Video, in dem der Streamer TrilluXe zeigt, wie einfach es mit den Tools von betterplace geht, eine Spendenaktion für einen Charity Stream aufzusetzen. Schließlich ist dieser Blogartikel auch spannend: Darin findet er*sie von Alerts bis Polls alles, was mit den betterplace Charity Streaming Tools möglich ist.
Wenn die Content Creator*innen eine große Community auf Instagram oder TikTok haben, dann kannst du ihnen eine Spendenkampagne vorschlagen. Auf dieser Landingpage findet er*sie dazu alle Infos. Auch diesen Blogartikel mit Erfolgsbeispielen kannst du mitschicken.
Es kann übrigens auch gut passieren, dass ein*e Creator*in dein Projekt über unsere Plattform entdeckt. Daher ist es wichtig, dass es auf betterplace.org gut zu finden ist, auf den ersten Blick überzeugt und emotional mitreißt. Auch wenn du auf den*die Creator*in zu gehst, sollte die Projektseite sie*ihn überzeugen – und im weiteren Prozess auch deren Community. Das betont die Gamerin Freiraumreh:
“Als Streamerin habe ich das Glück, Menschen erreichen zu können. Ich fühle mich dabei in der Verantwortung, von Zeit zu Zeit dieses Privileg zu nutzen, um Organisationen oder Einzelpersonen in den Mittelpunkt zu stellen, die sonst über wenig Reichweite verfügen und über Communitypower Geld sammeln zu können. Für mich als Streamerin ist betterplace dabei die erste Wahl, da das Geld direkt ankommt und ich keine Verantwortung dafür trage. Absolutes Goodie ist natürlich, wenn die Projektseite der Organisation auf betterplace.org mit möglichst umfangreichen Infos bestückt ist dazu, wo und wie das gesammelte Geld eingesetzt wird. Das schafft Trust bei mir und der Community.”
Wenn das Management oder der*die Content Creator*in dich zu einem Gespräch einlädt, ist das schon ein großer erster Erfolg. Das solltest du im Gespräch beachten:
Beschreibe im Gespräch genau, was eure Ziele sind und was ihr braucht, welche Wirkung ihr euch erhofft – das heißt, welche Wirkung der*die Creator*in haben kann. Sei leidenschaftlich und begeisternd, bringe die Dringlichkeit rüber, wenn es eine gibt und auch die emotionale Bedeutung des Projekts. Erzähle es mit der ein oder anderen konkreten Geschichte aus dem Projekt.
Es ist immens motivierend, wenn Creator*innen und ihre Communities das Gefühl haben, gemeinsam wirklich einen positiven Unterschied machen zu können und beitragen zu können, ein gesellschaftliches Problem zu lösen. „Nur ihr habt die Leidenschaft und die Expertise für das, was ihr tut. Bringt Ideen ein, wie die Creator*innen euch unterstützen können, aber seid auch offen für Input und neue Ideen,“ so Lena Laaser von Friendly Fire.
Offenheit für die Ideen und neuen Ansätze der Content Creator*innen ist essentiell – denn sie kennen ihre Communities am besten, wissen was bei ihnen gut ankommt und was zu ihr*ihm passt. “Sei also offen für einen spielerischen Ansatz der Spendensammlung, bringe Vertrauen ein und steige in die Ideenfindung mit dem*der Content Creator*in ein”, empfiehlt Ceylan Isik. Es brauche das Vertrauen, die Content Creator*innen in ihrem Element authentisch tätig werden zu lassen.
Das betont auch Stefan Theuer von Kinderhilfe e.V.: “Es kann schon mal vorkommen, dass das Engagement des Content Creators übers Ziel hinausschießt und die visuelle und kommunikative Aufbereitung des Spendenziels nicht unseren Vorstellungen entspricht. Es ist aber wichtig, Content Creator in ihrer eigenen Art für die gute Sache als Sprachrohr agieren zu lassen, um neue Zielgruppen zu erreichen. Wir machen hier auch mal einen großen Spagat, um neue Dinge auszuprobieren.”
Egal ob du mit Streamer*innen oder anderen Creator*innen arbeitest: Sie werden Unterstützung von dir brauchen, um möglichst hohe Summen an Spenden zu sammeln – teils auch kurzfristig. Daher haben wir folgende Tipps für dich:
Mit Content Creator*innen ist es ähnlich wie mit Großspender*innen: Investierst du in eine gute Beziehung, erhöht sich die Chance darauf, dass er*sie eine weitere Spendenaktion startet. Die Gestaltung dieser Beziehung ist jedoch sehr individuell. Es gibt Erfolgsbeispiele wie den Gamer TrilluXe, der regelmäßig für die Max Ginter Stiftung sammelt, oder Metashi12, der mit weiteren Gamer*innen jährlich “März mit Herz” für die deutsche Krebsforschung veranstaltet und allein in diesem Jahr über 350.000 Euro Spenden gesammelt hat.
Beziehungspflege ist zeitintensiv, aber bei Content Creator*innen mit viel Potenzial und großer Reichweite lohnt sich das. Der wichtigste Teil der Beziehungspflege findet rund um die erste Spendenaktion des*der Creator*in statt, so unsere Expertin Ceylan Isik: “Für die Beziehungspflege halte ich es für wichtig, ansprechbar zu sein für die Ideen der Content Creator*innen.” Trage zudem aktiv zum Erfolg der Spendenaktion bei. Beantworte zum Beispiel auf Twitch während des Charity Streams mit einem eigenen Account im Chat Fragen der Community.
Hilf, den Charity Stream oder die Creator*innen-Kampagne zu einem rundum erfolgreichen Erlebnis für den*die Creator*in und deren Community zu machen. “Vor allem sich im Nachhinein bei der Community zu bedanken ist wichtig, z.B. mit einem Videoupdate, das zeigt, was mit den Spenden erreicht werden konnte. Feiere so das Engagement des*der Creator*in und der Spender*innen,” so Ceylan Isik. Mache klar, dass es für dich nicht selbstverständlich ist, dass er*sie sich für deine Organisation engagiert.
Das Video kann der*die Creator*in an die eigene Community senden und auf den eigenen Kanälen als Content nutzen. Es trägt so nicht nur zu seiner*ihrer Brand bei, sondern steigert auch die Transparenz bei, damit die Spender*innen sehen, was mit ihren Spenden erreicht wurde. Auch hier gilt: Es muss nicht “professionell” sein. Es reicht ein authentisches und sympathisches Handyvideo, das der*die Content Creator*in dann – gegebenenfalls als Co-Posting mit euch – mit seiner*ihrer Community teilt.
Jetzt hast du alles, was du brauchst, um mit dem Creator*innen-Fundraising durchzustarten. Viel Erfolg!
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