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Bericht über unseren Gnadenhof in der Rhein-Neckar-Zeitung am 23.1.2021: Wo misshandelte Tiere ein liebevolles Zuhause finden

Felicia Ruhland
Felicia Ruhland wrote on 25-01-2021

Bericht von Andreas Hanel und Helmut Frodl


Rosenberg. Donata ist inzwischen 44 Jahre alt – ein richtig stolzes Alter für ein Pferd. Dabei hat sie ein bewegtes Leben hinter sich. Mit 23 Jahren wurde sie als trächtige Stute vom Veterinäramt Würzburg beschlagnahmt, weil ihr damaliger Besitzer sie gequält hatte. Doch dann kam sie zu Felicia Ruhland, die sie liebevoll aufnahm. Und schon kurz darauf kam das Pferde-Baby zur Welt. "Das war eines der wunderschönsten Geschenke für mich", sagt Ruhland, die den Gnadenhof "Animal Hope" besitzt. Ende letzten Jahres ist sie mit ihren mehr als 50 Tieren von Illingen nach Rosenberg in den ehemaligen Aussiedlerhof Schweizer gezogen.

"Ich habe das Gefühl, ich bin hier zuhause", freut sich die Tierretterin. "Ich bin sehr gut aufgenommen worden, auch von der Gemeinde mit Bürgermeister Ralph Matousek und den Mitgliedern des Gemeinderats. Und ich hoffe, dass ich und meine Tiere hier angenommen werden."

Über 20 Jahre lang war sie in ganz Baden-Württemberg auf der Suche nach einem geeigneten Hof für sie und ihre Tiere. Denn an ihrem ehemaligen Standort in Illingen in der Nähe von Pforzheim gab es immer wieder Probleme mit dem Verpächter. "Dann habe ich eine Erbschaft über 240.000 Euro bekommen. Da habe ich gewusst: Jetzt haben wir eine Zukunft", berichtet Ruhland. Über die Suche im Internet fand sie schließlich das Anwesen bei Rosenberg. "Ich kam hierher und hatte gleich das Gefühl: Der Hof ist es!"

Der Umzug von Illingen in die neue Heimat war "die schlimmste Nuss, die ich knacken musste", berichtet sie. Vor allem die Angst, wie die Tiere den Transport überleben, brachte sie "ans absolute Limit". Doch alles lief schließlich wie am Schnürchen. "Die Tiere sind ohne größeres Murren in den Transporter rein. Sie wissen, dass sie mir vertrauen können. Deshalb liebe ich sie auch so sehr."

Schon vor dem Umzug hieß es: kräftig mit anpacken und umbauen. "Besonders die Mädels vom Hundesportverein, aber auch viele Ehrenamtliche haben uns hier unterstützt", erzählt Fe, wie sie genannt wird. Weitere Unterstützung erhält sie von ihrer Tochter, die gerade noch ihre Ausbildung zur Zahntechnikerin abschließt und die dann einmal den Hof übernehmen wird, "worüber ich sehr froh bin". 

Außerdem gibt es noch Wolfgang Schlöcker, der sich um sämtliche handwerklichen Belange kümmert. Wie die Tiere, die hier aufgenommen werden, hat auch er eine bewegende Geschichte hinter sich. "Wolfgang war einmal obdachlos. Über eine Sozialarbeiterin habe ich ihn kennengelernt, und nun ist er bereits 16 Jahre bei mir", informiert die Gnadenhof-Besitzerin.

Auch auf junge Menschen in der Umgebung hat der Hof eine gewisse Anziehungskraft. Wie zum Beispiel auf Denise, die in einer Tankstelle in Osterburken arbeitet. "Ich habe bei Fe auf dem Auto einen Aufkleber mit dem Gnadenhof gesehen, der sofort mein Interesse geweckt hat", berichtet die junge Frau.

Alle helfen fleißig mit, dass die Tiere ein liebevolles Zuhause haben und es ihnen gut geht. Denn die Tiere haben zwar alle ein Dach über dem Kopf, aber vor allem im Außenbereich müssen in der nächsten Zeit noch etwa eine Schlechtwetterweide oder ein Auslauf für die Pferde oder Esel eingerichtet werden.
Ja, genau: Esel. Elf Stück davon leben auf dem Gnadenhof, dazu noch sechs Ponys und ein Muli. Die meisten wurden von Amtstierärzten beschlagnahmt. Sie kommen zum Beispiel aus dem Raum Karlsruhe oder Darmstadt.

Dann gibt es noch zwei Kälber. Eines hätte auf einem Hof in der Nähe des ehemaligen Gnadenhof-Standorts in Illingen geschlachtet werden sollen. 

"Tiere spüren so etwas. In seiner Verzweiflung kam es zu mir gerannt, und ich habe es aufgenommen", berichtet Ruhland. Ein ähnliches Schicksal hätte eines der Schweine ereilt. "Das war eigentlich ein Geschenk für eine Hochzeit und hätte als Spanferkel herhalten müssen." Nun lebt es auf dem Gnadenhof und hat ein stattliches Gewicht erreicht. 

Außerdem gibt es noch zehn Hunde, die sich zum Teil im Hundehaus mit eigenen Zimmern oder im Wohnhaus von Felicia Ruhland aufhalten. Neben Ziegen beziehungsweise Zwergziegen haben darüber hinaus zehn Pferde im Gnadenhof ein neues Zuhause gefunden. 

Ein besonders schlimmes Schicksal hat eines der Hängebauchschweine hinter sich. Diesem haben Kinder die Augen ausgestochen. "Manche Kinder haben leider kein Gefühl mehr dafür", sagt die Gnadenhof-Besitzerin. "Deshalb ist es mir wichtig, dass Kinder verstehen, dass Tiere ein Herz und eine Seele haben und auch Schmerzen und Leid empfinden."

Überhaupt: Für Kinder ist der Gnadenhof ein kleines Paradies. Auch für Kinder mit Behinderungen, die immer wieder zu Besuch sind. "Manche Therapeuten haben mir gesagt, dass eine halbe Stunde auf dem Hof effektiver ist als drei Wochen Therapie."

Der Hof steht allen, die vorbeikommen wollen, offen. Ein Eröffnungsfest konnte es wegen Corona nicht geben, doch "ich will auf jeden Fall mehrmals im Jahr einen Tag der offenen Tür veranstalten", verrät Felicia Ruhland. Auch einen Tiergottesdienst oder eine lebende Krippe zu Weihnachten könne sie sich sehr gut vorstellen. 

Weihnachten liebe sie sowieso. Das sei schon so gewesen, als sie ein kleines Kind war. Doch ihre Kindheit war nicht immer schön. Als sie sechs Jahre alt war, ließen sich ihre Eltern scheiden. Sie musste wegziehen und wurde in ihrer neuen Heimat oft als Außenseiterin behandelt. "Die Tiere waren da meine Rettung", sagt sie. 

Zwar hat sie als "Ventil" noch Kickboxen betrieben, wobei sie sogar Deutsche Meisterin wurde. Doch das Wohl der Tiere lag ihr dann mehr am Herzen.

So gründete sie 1999 den Verein "Animal Hope", einen Verein für Tiere in Not. Ihm gehören deutschlandweit bereits 70 Mitglieder an. 

Fotos: Helmut Frodl