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Endlich angekommen!

Yvonne W.
Yvonne W. wrote on 20-09-2019

...wir flogen also durch diese Wolkendecke und landeten in Lima. Am Flughafen wartete schon Maribel, die in unserem Atiycuy Büro in Lima arbeitet, mit einem Schild, auf dem unsere Namen geschrieben war, auf uns.




Nachdem wir einige Minuten mit Maribel unsere Spanischkenntnisse vorsichtig ausprobierten, trafen auch Eli (unsere Chefin im Casa Atiycuy in Villa Rica) und Jens (der Vorsitzende von Chance e.V., der "deutschen Seite" von Atiycuy Peru) ein und begrüßten uns herzlich. Mit einem Kombi ging es dann für uns gleich in ein typisch peruanisches Restaurant, wo wir mit Maribel erstmal zu Mittag aßen. Es war etwas schwer, für Alisa und mich ein vegetarisches Gericht zu finden, also bestellte Maribel für uns andinische Pasta und dazu leckeren "Chicha Morada", ein peruanisches Getränk aus der Andenregion, das aus lila Mais hergestellt wird. Es schmeckt erfrischend süß, für mich vergleichbar mit Fruchtsaft.Mittlerweile habe ich mich schon dran gewöhnt, in Restaurants meistens "Tortilla con verduras", also Rührei mit Gemüse, das ich mit einer (guten) Portion Reis bekomme oder Salat und "Papas fritas" (Pommes)/ "Platanos fritos" (frittierte Bananen) zu essen. Mit etwas Glück bekommt man als Vegetarier manchmal auch noch andere Gerichte. Letzte Woche habe ich die Kellnerin in einem Restaurant nach Gerichten ohne Fleisch gefragt und sie hat nur in einer Mischung aus Ungläubigkeit, Mitleid und Unverständnis gelacht. Die Peruaner essen wirklich sehr viel Fleisch, es gehört zu einer normalen Mahlzeit dazu. Ich glaube, hier in Perú gibt es nur sehr wenig Vegetarier.
Abends ging es dann in unser Airbnb im Stadtteil San Miguel, wo wir in Luftlinie sehr nah am Küstenstreifen waren, Lima liegt ja direkt am pazifischen Ozean. Auf dem Balkon unseres Airbnbs konnte man neben den Geräuschen des Verkehrs das Rauschen der Wellen hören.
Es war ein absolutes Glücksgefühl, in Peru angekommen zu sein. Außerdem fühlte sich Lima mit seinem chaotischem Verkehr, den staubigen Straßen und der vielen bunten Werbereklame für mich  schon irgendwie etwas vertraut an, da es mich vom Äußeren her an die größeren Städte meiner früheren Reisen erinnerte.
Am nächsten Tag mussten wir dann zur deutschen Botschaft, um Unterlagen einzureichen, die für den peruanischen Ausweis nötig sind. Der Termin war morgens um 10 Uhr und wir mussten noch Passbilder machen lassen. Wir dachten, dass 1 1/2 Stunden für die Fahrt vom Stadtteil San Miguel bis zur deutschen Botschaft (ca. 9km) und das Passfoto machen ausreichend sind. Das stellte sich als absoluter Fehler heraus. Der Verkehr in Lima ist etwas chaotisch und vor allem sind die Straßen so gut wie immer voll, besonders in den Morgen- und Abendstunden. Wir brauchten dann für diese 9km letztendlich eine Stunde. Bei allen anderen Fahrten durch Lima war das nicht anders. Deshalb kamen wir zu unserem Termin letztendlich mehr als eine halbe Stunde zu spät, was aber zum Glück nicht so schlimm war. Nach unserem Termin aßen wir erst einmal zu Mittag und schauten uns danach das berühmte Stadtteil Miraflores an.




In Miraflores gibt es eine Grünfläche mit Geschäften und Aussichtsplätzen, das "Larcomar", wo man direkt auf den pazifischen Ozean schauen kann. Unter uns ging es ca. 15 Meter steinig in die Tiefe, daneben die Straße und dahinter das Meer. Wir genossen die Aussicht auf das Meer und die Surfer darin und das Geräusch der Wellen.




Gegen 17 Uhr mussten wir dann leider schon in unser Airbnb zurück, packen und dann auf zum "Busbahnhof". Der Busbahnhof, der aus einer Wartehalle und einer Busgarage bestand, war gefüllt mit Menschen. Ich fühlte mich von manchen ein wenig angestarrt, wir waren wahrscheinlich die einzigen "Gringos" (Bez. für: Ausländer europäischer oder nordamerikanischer Herkunft) hier. Da wir noch sehr viel Zeit vor der Abfahrt hatten, verzogen wir uns in ein nahegelegenes Einkaufszentrum (hier in Perú haben viele Läden abends lange geöffnet), wo wenig Leute waren und wir uns ein bisschen Ruhe gönnen konnten.Wir fanden uns ca. eine Stunde später, sehr pünktlich zur Abfahrt wieder am Busbahnhof ein. Es gab zwei Türen von der Halle in die Garage, vor denen die Fahrkarten kontrolliert wurden und sich hin und wieder ein Pulk von Menschen einfand, die zur Garage durchgelassen wurden. Wir waren uns nicht sicher, ob das Ganze irgendeine Ordnung hat - oder nicht. Wir fragten mehrmals verschiedene Angestellte, wo wir denn für den Bus nach Villa Rica hin müssten, bekamen aber nie eine Erklärung, sondern wurden einfach darauf hingewiesen, in der Halle zu warten. Wie wir mitbekommen sollten, dass unser Bus nach Villa Rica abfährt, war uns schleierhaft. Wir haben nie eine Lautsprecherdurchsage gehört und es gab zwar Bildschirme, jedoch zeigten diese keine relevanten Infos an. Als wir langsam ein bisschen unruhig wurden, da unser Bus bald abfahren sollte und wir immer noch keine Ahnung hatte, wie das jetzt laufen wird, tauchte Maribel auf. Wenig später wurden wir per Lautsprecher aufgerufen, da wir die einzigen waren, die in dem Bus noch fehlten.Nur wenige Minuten nachdem wir losgefahren waren, schlief ich ein und wachte in der Nacht nur einmal auf. Das erste was ich sah, nachdem ich meine Augen öffnete, war beeindruckend: etwa eine Armlänge neben uns befand sich eine (fast) senkrechte Bergwand und rechts neben dem Bus ging es vermutlich genauso steil wieder bergab. Wir fuhren gerade das Andengebirge in Serpentinen hoch. Mir begann leicht schlecht zu werden - also beschloss ich lieber die Augen zu schließen und weiterzuschlafen. Als ich das nächste Mal wieder aufwachte, wurde es so langsam hell - wir fuhren gerade auf einer etwas holprigen Straße zwischen bewaldeten Bergstücken, neben uns ein Fluss. 




Die Straße schlängelte sich hoch in die Höhe und wieder hinab ins Tal. Je heller es wurde, desto mehr Leute waren in den kleinen Dörfern unterwegs, die wir passierten. Hunde liefen frei herum und neben der Straße pickten Hühner.Mir war etwas schlecht und ich hatte Kopfschmerzen, vermutlich wegen den Serpentinen und dem Höhenunterschied. Lima liegt auf 161m und Villa Rica auf 1467m über dem Meeresspiegel.
Schließlich kamen wir endlich auf einem kleinen Platz voller Autos und Kombis in Villa Rica an. Wir wurden von Eli empfangen, verfrachteten unser Gepäck in zwei kleine Mototaxis und fuhren die kurze Strecke zum Casa Atiycuy. Dort angekommen wurden wir vom ganzen Team (das da war: Guiliana, Mundi, Freddy, Kika, Martin und Jens) sehr herzlich  begrüßt und es gab erst einmal ein gemeinsames Frühstück. Ich war erst einmal total überfordert. Von den ganzen neuen Gesichtern, den Gesprächen auf Spanisch und der neuen Umgebung. Zum Glück nahm das Team große Rücksicht auf uns und bombardierte uns nicht gleich mit vielen Erzählungen oder Fragen, sondern ließ uns einfach zuhören und erst einmal in Ruhe hier ankommen.Das Casa Atiycuy besteht aus zwei kleinen Holzhäusern, Block A und Block B. Im Block A befinden sich die Büros, ein größerer Raum, in denen u.a. manche "Talleres" (Workshops) stattfinden. Außerdem noch ein paar Schlafzimmer und das Esszimmer, das mein Lieblingsraum im gesamten Block A ist, weil es rundum Fenster hat und deshalb tagsüber immer lichtdurchflutet ist. In Block B sind weitere Schlafräume, darunter befindet sich eine Terrasse. Neben dem Haus gibt es einen wunderschönen kleinen Orchideengarten, einen Garten mit einigen Pflanzen, einer Kräuterspirale und ein paar Meerschweinchen, Hasen und zwei Hunden. Außerdem haben wir neben dem Garten noch ein kleines Mini-Wäldchen, den sog. Kinderwald.
Gleich nach dem Frühstück wurde uns gezeigt, wo unsere Zimmer sind. Wir Mädels waren eigentlich davon ausgegangen, dass wir alle in einem Zimmer wohnen werden und das war auch die Info, die wir wenige Minuten vorher von Jens bekommen hatten. Es stellte sich jedoch heraus, dass zwei von uns zusammen wohnen werden, während die andere mit Kika zusammen wohnen wird. Wir waren etwas überrascht davon und ratlos, wer von uns im anderen Zimmer wohnen soll. Letztendlich losten wir aus, da jede von uns sagte, es wäre in Ordnung, wenn sie im anderen Zimmer bleiben würde. Letztendlich fiel das Los auf mich. Jens bekam das mit und meinte zu mir: "Super, du wirst diejenige sein, die von euch drei am schnellsten Spanisch lernen wird." Naja, ob sich das bewahrheitet, wird sich noch herausstellen...Zuerst war ich etwas traurig darüber, nicht mit den beiden anderen in einem Zimmer zu wohnen, da ich direkt danach alleine in meinem Zimmer stand, während ich die beiden anderen nebenan reden und lachen hörte. Mittlerweile finde ich es aber echt schön, dass ich mit Kika in einem Zimmer wohne. Wir beiden verstehen uns sehr gut und wir haben (abends) öfter mal interessante Gespräche über alles Mögliche und lachen auch viel miteinander.




Nach einer kurzen Pause führte uns Martín (neben Eli auch in der Administration von Atiycuy) über das gesamte Grundstück und Carlos (der im Garten, Kinderwald und bei dem Dorfentwicklungsprogramm arbeitet) zeigte uns den Kinderwald. Dann gab es Mittagessen und nach der Mittagspause gingen wir zusammen mit Martín in die Stadt, um diese ein bisschen anzuschauen und ein paar Dinge zu besorgen. Villa Rica ist etwas zwischen Dorf und Stadt, es gibt hier viele kleine Läden und einen "mercado" (Markt) mit verschiedenen Ständen und Geschäften. Auf den Straßen, von denen viele gerade restauriert werden, fahren sehr viele Mototaxis rum, mit denen man für ein Sol (=0,27€) eine einfache Fahrt überall innerhalb Villa Ricas fahren kann. Außerdem gibt es einen Platz, den "Plaza de las armas", auf denen das Wahrzeichen Villa Ricas steht, ein Mann mit einer großen Kaffeebohne auf dem Rücken, ein Symbol für die harte Arbeit der Kaffeefarmer rund um Villa Rica. Die Stadt und Region um Villa Rica ist sehr bekannt für die Kultivierung und Produktion von Kaffee.




Wenn ich jetzt auf den ersten Tag in Villa Rica und im Casa Atiycuy zurückblicke, bin ich wirklich fasziniert davon, wie heimisch das alles hier für mich innerhalb von drei Wochen geworden ist. Ich fühle mich so, als ob ich schon lange im Casa Atiycuy wohne und das Team hier ist mir inzwischen schon ziemlich vertraut. Es fühlt sich so an, als wären wir alle eine große Familie...