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Jahresbericht Drohnenstaffel Kreisfeuerwehr Hameln-Pyrmont

J. Grabandt
J. Grabandt wrote on 26-01-2018

Wir blicken auf ein aufregendes und spannendes Jahr 2017 zurück, in dem am 01.10. ein Meilenstein mit der Gründung der Drohnenstaffel der Kreisfeuerwehr Hameln-Pyrmont gesetzt worden ist. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Allen, die an uns und unser Konzept geglaubt haben und die unsere Drohnen als sinnvolle Ergänzung der Führungshilfsmittel eines Einsatzleiters sehen. Der Blick aus der Vogelperspektive auf eine Einsatzstelle wird in Zukunft immer öfter wahrgenommen werden.

Die (Personen-)Suche war zwar schon im Konzept ein Bestandteil der Möglichkeiten, allerdings haben wir von Anfang an darauf hingewiesen, dass nur mit einer fliegenden Wärmebildkamera (WBK) die Suche aus der Luft wirklich Sinn ergibt. Wir bedanken uns im Namen der gesamten Kreisfeuerwehr bei allen Spendern, die es ermöglicht haben, dass wir eine WBK für eine unserer Drohnen anschaffen konnten. Bereits am ersten Tag der „Inbetriebnahme“ wurde die WBK bei der Suche nach einem abgestürzten Flugzeug im Kreisgebiet eingesetzt. Vielen Dank für das persönliche und private Engagement von Unterstützern, die mit kleinen und großen Summen zu diesem großartigen Erfolg beigetragen haben!
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Wir können zurzeit die folgenden Einsatzszenarien abdecken:

1)     Gefahrgutunfälle
Bei Gefahrgutunfällen besteht die Möglichkeit, Informationen über den austretenden Gefahrstoff zu erhalten. Ein evtl. vorhandener Ex-Bereich ist hierbei zu beachten. Anhand der auf den Behältern angebrachten Hinweise lässt sich der Stoff binnen kürzester Zeit ermitteln. Ebenso die Art, Umfang und Anzahl der Leckagen. Den Einsatzkräften können in Folge detaillierte Einsatzaufträge erteilt werden. Die Einsatzzeit unter CSA (Vollschutzanzug) kann mit dem Abarbeiten des Auftrages genutzt werden, da die Erkundung schon stattgefunden hat. Während des laufenden Einsatzes kann eine Überwachung aus der Luft sinnvoll sein, wenn keine direkte Sicht auf die unter CSA arbeitenden Einsatzkräfte möglich ist. In einer Notsituation kann sofort gezielt reagiert werden und der Rettungstrupp mit einem konkreten Auftrag zur Rettung der eigenen Kräfte eingesetzt werden.

Mit einer größeren Flughöhe lassen sich dann auch Aussagen über die Verbreitung des ausgetretenen Stoffes treffen. Insbesondere bei der Einleitung in Gewässer kann  aus der Luft die Verbreitung des Gefahrstoffes oder der Verunreinigung besser zu erkennen sein, so dass  geeignete Gegenmaßnahmen (z.B. Ort der Ölsperre) ergriffen werden können.

2)     Unwetter
Während eines Unwetters ist ein Flugbetrieb aus physikalischen Gründen nicht möglich (und auch nicht sinnvoll). Im Falle von Hochwasserlagen an der Weser oder den Nebenflüssen können jedoch im Nachgang zu Sturm, Regen oder Schneeschmelze Bilder und Videos zur Lagebeurteilung aus größerer Höhe angefertigt werden.

3)     Wald- oder Flächenbrände
Bei unübersichtlichen Einsatzstellen wie sie regelmäßig bei Wald- oder Flächenbränden vorkommen, kann die Drohne nicht nur wertvolle Hilfe bei der Erkundung der Lage leisten, sondern auch die Einsatzkräfte gezielt an den jeweiligen Einsatzort lotsen. Durch Beobachtung aus der Luft können Einsatzkräfte vor herannahenden Feuern oder einem drohenden Einschluss gewarnt werden.

4)     Ausgedehnte Einsatzstellen bei Feuer oder Technischer Hilfeleistung
Bei ausgedehnten Einsatzstellen wie z.B. bei Explosion, Feuer in Industrieanlagen, Zugunglücken, etc. kann die Drohne dem Einsatzleiter ein zusammengefasstes Bild aus allen Einsatzabschnitten bis hin zum Bereitstellungsraum bieten. Gerade bei Einsätzen, die sich über viele Stunden bzw. Tage hinziehen, wird die notwendige Einsatzdokumentation durch regelmäßige Gesamtaufnahmen ergänzt.

5)     Erkundung in und an größeren Gebäuden
Bei Bränden in größeren Gebäuden (z.B. Industriehallen), die auf Grund von Einsturzgefahr nicht mehr von Menschen begehbar sind, kann eine Erkundung und Lagefeststellung durch Flug im Gebäude stattfinden. Bei Gebäuden, die höher als eine Drehleiter sind, kann die Erkundung aus der Luft durchgeführt werden.

6)     Personensuche
Zur Personensuche gibt es zwei Varianten: Falls die Umgebungstemperatur deutlich unter der Körpertemperatur eines Menschen liegt, können wir mit der vorhandenen Wärmebildkamera die Person (ggf. auch ein Fahr- oder Flugzeug, wenn der Motor noch Restwärme hat) finden. Falls die Umgebungstemperatur ähnlich der Körpertemperatur eines Menschen ist, können wir mit den hochauflösenden Kameras auf Sicht den Boden absuchen. Findet so ein Flug in der Dämmerung statt, verfügen wir über eine restlichtverstärkende Kamera und starke Scheinwerfer.

Der Vorteil der Drohne liegt gegenüber dem Hubschrauber in der kurzfristigen Einsatzverfügbarkeit vor Ort und den erheblich niedrigeren Kosten pro Flug. Sie ist in der Flächensuche wesentlich schneller, als bodengebundene Kräfte – insbesondere im unwegsamen Gelände.

7)     Sonstige Einsätze

Die technische Entwicklung wird weiter beobachtet. Sobald sich weitere Möglichkeiten durch Erweiterungen wie z.B. Nachtsichtgeräte oder Möglichkeiten zum Spüren und Messen von Schadstoffen ergeben, werden diese in das Einsatzkonzept eingearbeitet. 

Aktuell besteht die Drohnenstaffel aus zwei Piloten, die über Meldeempfänger bei den  Alarmstichworten zu den beschriebenen Einsatzszenarien oder auf Anforderung des Einsatzleiters von der Leitstelle alarmiert werden können.  
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Die aktuellen Flugsysteme sind zweimal DJI Mavic mit einer um 105 Grad neigbaren kardanisch gelagerten 4K-Kamera für Foto- und Videoaufnahmen mit 4000 x 3000 Pixeln sowie einem Yuneec H520, der die um 360 Grad drehbare und 110 Grad neigbare Wärmebildkamera trägt. Die Wärmebildkamera löst mit 160 x 120 Pixeln auf; parallel dazu ist in dem Kameragehäuse eine restlichtverstärkende HD-Kamera mit 1920 x 1080 Pixeln verbaut. Beide Bilder können je nach Einsatzauftrag überlappend oder als Bild-in-Bild dargestellt werden. Damit ist eine Personensuche auch bei fast vollständiger Dunkelheit möglich. 

Seit der offiziellen Gründung am 01.10.2017 wurde die Drohnenstaffel der Kreisfeuerwehr zu sechs Einsätzen alarmiert: Am 08.11., 13.11. und 04.12. jeweils mit dem Stichwort „Personensuche“; immer in Multhöpen und immer dieselbe 17jährige Krampfpatientin jeweils mit glücklichem Ausgang allerdings nicht von uns entdeckt. 

Am 26.11. nahmen wir an einer Suche im Steinbruch bei Coppenbrügge teil. Hier waren zwei Jagdhunde einen Steilhang ca. 60 Meter in die Tiefe gestürzt. Das erste Tier konnten wir sichten, der zweite Hund wurde kurz darauf mit einem Fernglas entdeckt. Leider konnten beide Hunde durch die Höhenrettungsgruppe nur tot geborgen werden. 

Der 08. und 09.12. markiert die größte bisher durchgeführte Suchaktion in der Geschichte des Landkreises Hameln-Pyrmont. Nachdem am 08.12. Schneeregen unseren Einsatz verhindert hatte, haben wir am 09.12. aktiv die Suchmaßnahmen unterstützt. Mit unseren bereits vorhandenen Flugsystemen auf Sicht und mit dem nagelneuen System mit der über Spenden finanzierten Wärmebildkamera. 

Der doppelte Aufwand war aus unserer Sicht sinnvoll, da zwischen Absturz und unseren Suchflügen einige Stunden lagen, in denen z.B. der Motor der Flugzeuges völlig ausgekühlt und in Folge an die Umgebungstemperatur angepasst war. Gleichzeitig hatten wir natürlich die Hoffnung, die Körperwärme des Piloten entdecken zu können. 

Wir sind mit unseren Drohnen von ca. 12:30 Uhr bis ca. 15:15 Uhr geflogen und waren angenehm überrascht, wie gut die Akkus trotz Temperaturen nahe 0 Grad gehalten haben. Allerdings haben wir die Akkus in unserem Bulli direkt vor dem Auslass der voll aufgedrehten Standheizung gelagert und erst kurz vor dem Start in die Drohne eingesetzt. Das hat uns pro Akku rund 23 Minuten (statt 27 Minuten bei 20 Grad) Flugzeit gebracht. 

Das Flugzeug haben wir trotz aller Anstrengungen nicht dort gefunden, wo wir gesucht haben: ein Jagdpächter hatte das Flugzeug ca. 8 bis 10 Kilometer südöstlich von unserer Suchposition auf dem Ith entdeckt. Leider war der Pilot bereits verstorben.

Bei den Einsätzen Nr. 6 und 7 konnten wir nach dem Alarm bereits auf der Anfahrt wieder abdrehen, weil die jeweilige Person gefunden bzw. gerettet wurde: Am 16.12. erfolgte eine Wasserrettung in der Hamelner Sudetenstraße. Dort befand sich eine Person zwischen blauer Brücke und Thiewallbrücke im Wasser und am 17.12. wurden wir zur Suche einer vermissten alkoholisierten Person in Kirchohsen gerufen. 

Wir wünschen Euch einen guten Start in das Jahr 2018 mit viel Glück, Gesundheit und Happy Landings! 

Eure Drohnenstaffel
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Bitte unterstützt uns auch weiterhin!