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Jahresbericht 2019

P. Hurrelmann
P. Hurrelmann wrote on 12-01-2020
Jahresbericht 2019

Erweiterung der Schule

Ende April konnte endlich der 2. Bauabschnitt der Schule fertiggestellt werden. Zwei große Schlafsäle für Jungen und Mädchen (rechts), mit Toiletten und Duschen und eine große Mensa (oben links, dahinter die Küche) mit Küche sorgen in Zukunft für Unterkunft und Verpflegung von bis zu 140 Internatskindern. Neben Mitteln des BMZ und privaten Spenden unterstütze uns die „aktion weltkinderhilfe“ aus Bad Honnef mit 15% der Gesamtkosten. 57 Internatskinder konnten ab Mai bis Ende 2019 bereits aufgenommen werden. Die Gesamtzahl aller Schulkinder betrug zum Jahresende 350.
Wir haben die neben der Schule im Vorjahr angekaufte Fläche in einen großen Sportplatz verwandelt. Die 1,2 Hektar große Fläche wurde planiert und mit Rasen begrünt. Mit zwei Fußballtoren und einem Volleyballnetz dient er nicht nur dem Schulsport sondern hat sich als Fußballplatz für die Region zum Treffpunkt gemausert. Während unserer Projektreise haben wir dort unter anderem den Schulkindern das Sportabzeichen abgenommen. Aber dazu später.

Schulbetrieb

Der Schulbetrieb läuft zunehmend besser und finanzielle Zuschüsse aus unserem Projekt sind immer seltener notwendig (2019 nur noch 8% vom Gesamtbudget). 2020 werden voraussichtlich keine Zuschüsse mehr erforderlich sein, da auf dem schuleigenen Acker erstmalig Mais geerntet werden kann, der 2019 gesät worden ist. Man muss wissen, dass die Kostenverteilung eines afrikanischen Internats zu einem Drittel aus Lehrergehältern besteht. Ein zweites Drittel braucht man für die Ernährung der Internatskinder und das dritte Drittel wird für die Verwaltung und den allgemeinen Betrieb verwendet. Weiter werden 2020 mit Bau der Lehrerwohnungen auf dem Campus (siehe Ausblick 2020) die Kosten für die Anmietung der Lehrerwohnungen wegfallen und zusätzliche Internatsschüler werden mit ihrer Schulgebühr das Schulbudget zusätzlich entlasten so dass, wenn alles klappt schon 2020 sogar ein kleiner Gewinn erwirtschaftet werden kann.20 Schüler konnten zum Jahresende erstmalig an unserer Schule die neue 7. Klasse vollenden. Die Prüfung erfolgte über zwei Tage vor staatlichen Prüfern. Das Ergebnis wird leider erst Ende Januar bekanntgegeben. Mit erfolgreichem Abschluss können sie entweder einen Beruf erlernen oder zu einer weiterführenden Schule (Secondary School) gehen.

Capacity Building

Mit dem zweiten Bauabschnitt wurden auch erstmalig sogenannte Capacity Building Maßnahmen durchgeführt. Das sind Seminare im Wesentlichen für Erwachsene, um sich im alltäglichen Leben besser zurechtzufinden. In den durchgefahren Seminaren ging es um Geburtenreduktion und Umweltschutz. Beide Themenfelder wurden von außenstehenden Fachleuten präsentiert. Pragmatische Familienplanung, sichere Schwangerschaftsverhütung, Verhinderung von Hausgeburten und gesundes Aufwachsen der Kinder sind die Eckpfeiler für weniger Kinder pro Frau. Beim Umweltschutz ging es um die Sensibilisierung dieses für die Menschen in Kasambya neuen Themenfeldes. Herstellung von Holzkohle aus biologischen Abfällen, Mülltrennung und das Problem Plastik haben auch die Menschen in Kasambya verstanden und viele beginnen nach den neuen Erkenntnissen zu handeln.

Maismühle

Die Mühle (Standort: siehe 2. Foto von oben) ist komplett fertiggestellt und die Müller und Hilfskräfte sind in mehrwöchentlichen Seminaren ausgebildet. Aber der Strom ist immer noch nicht durchgeschaltet. Angeblich ist ein Transformator des Energieversorgers auf der Linie nicht ausreichend dimensioniert und muss angepasst werden. Unser Projektleiter Stephen kümmert sich permanent.
Das Mühlenteam wartet sehnsüchtig auf den Start!

Sonstiges
Sanitary Pads und Incinerator

Ein bisher von uns vernachlässigtes Problem trat in diesem Jahr durch unsere Bildungsbeauftragte Lydia Khanda zunehmend in den Mittelpunkt: Wenn unsere Schülerinnen ihre Menstruation haben kommen sie nicht zur Schule, weil die entsprechenden sanitären Möglichkeiten oft zu teuer oder einfach nicht erhältlich sind. Eine Idee, die in Zukunft verfolgt werden soll, ist die Herstellung von Binden aus entsprechenden Stoffresten, die man einige Male waschen kann. Hierfür sollen 2020 zwei Nähmaschinen angeschafft werden und die Binden in großen Mengen hergestellt und auch verkauft werden. Für ausgediente sanitäre Hygieneartikel wurde ein Incinerator (Verbrennungsofen) gebaut.

Wasserfilter

Seitdem die Menschen in Kasambya mit der Landwirtschaft gutes Geld verdienen, trinken sie immer weniger ihr aufbereitetes Brunnenwasser sondern kaufen Wasser in Plastikflaschen. Das Wasser aus Plastikflaschen ist zwar bequem zu trinken, aber es ist teuer. Außerdem zieht das nach sich, dass auch in Kasambya der Umgang mit Plastikflaschen / Plastikmüll erlernt werden muss, denn auch hier verschmutzen sie zunehmend die Landschaft. Zu diesem Zweck haben wir zwei Trinkwasserfilter anschaffen können. Diese Filter arbeiten autark und können sowohl Regenwasser als auch Brunnenwasser zu Trinkwasserqualität filtern.

Wasch- und Trockenplatz

Die Menschen in Kasambya haben nur wenige Kleidungsstücke. Daher muss diese kleine Garderobe häufig (vieles sogar täglich) gewaschen werden. Im Herbst konnten wir einen Waschplatz hinter einem Übernachtungssaal bauen, von dem das Wasser automatisch abläuft und in einem Kiesfeld versickert. So kann keine Pfütze als Brutstätte für die Anopheles Mücke, der Übertragerin von Malaria entstehen.

Bibliothek

Zum Jahresende konnten wir nun endlich auch die lange geplante Bibliothek anschaffen die zurzeit in einem abgeschlossenen Raum hinter der Mensa untergebracht ist. Sie wird im nächsten Jahr im Verwaltungsgebäude integriert. Viele Spender haben um die Weihnachtszeit mit vielen Beträgen unserer Schule und damit den Menschen in Kasambya etwas sehr Schönes zu Weihnachten geschenkt. Und als kleines Dankeschön bekamen die Spender ein Foto zurück auf dem ein Schulkind eine Widmung in ein Buch geschrieben hat, die sich der Spender ausgedacht hatte (siehe Beispiel). Damit ist unsere Schule die einzige in der Region, die über eine umfangreiche Bibliothek verfügt. Sie beinhaltet Schulbücher wie auch Belletristik für Kinder und Erwachsene.

Megafon für HealthworkerDie vier Gesundheitshelfer haben zu Weihnachten ebenfalls ein schönes Geschenk erhalten. Sie hatten sich schon lange ein Megafon für Durchsagen im Gesundheitsbereich gewünscht.

Homepage
Seit Mitte 2019 hat unsere Schule eine eigene Homepage. Sie ist unter http://handinhandcommunityschool.ac.ug/home/ zu erreichen und wurde von Bonny Ssenkaayi erstellt und von ihm auch in Zukunft aktualisiert und betreut. Bonny Ssenkaayi ist ebenfalls Patenkind und studiert derzeit IT an der Universität.

 Patenkinder

Unser Projekt hat derzeit 42 Patenkinder. Patenkinder werden von der Dorfgemeinschaft ausgewählt. Es sind Kinder deren Familien zu wenig Geld haben um die Schulgebühren zahlen zu können. Oft sind das alleinstehende Frauen mit vielen Kindern. Die meisten Patenkinder gehen in unsere Schule. Einige sind jedoch auf weiterführenden Schulen bzw. sind schon in einer Berufsausbildung. Wie man Pate werden kann und weitere Informationen zu den Kindern finden Sie hier https://fachco.de/index.php?id=23

 Projektreise über Ostern
Acht Mitglieder unseres Teams haben im April (über Ostern) eine Projektreise nach Kasambya unternommen. Viele spannende und freudige Momente reihten sich aneinander und die Tage haben sowohl den Menschen in Kasambya als auch uns riesigen Spaß gemacht.

Angefangen hatte es mit der Idee das Deutsche Sportabzeichen nach Afrika zu tragen. Aber da hat der DOSB nicht mitgemacht. So haben wir vor Ort etwas Eigenes kreiert. Einen ganzen Tag ging es auf dem neuen Sportplatz um Langlauf, Sprint, Seilspringen, Standweitsprung und das Werfen von Schlagbällen. Trotz sengender Äquatorsonne können die Jugendlichen aus Afrika schneller Laufen, als wir uns das vorstellen können. Die Teilnehmer bekamen zwar kein Abzeichen vom DOSB aber einen kleinen Sticker, der die Flaggen Ugandas und Deutschlands zeigte den sie mit Stolz getragen haben.
Die vielen Meetings mit den verschiedensten Gremien in Kasambya trugen erheblich zum gegenseitigen Verständnis bei. Es ist doch etwas anderes, wenn man von Auge zu Auge kommuniziert als per E-Mail oder WhatsApp.

Damit die Frauen unseres Teams mit den Frauen Kasambyas engeren Kontakt finden, entstand die Idee, gemeinsam Ostereier zu färben, die von den Kindern nach der Ostermesse gesucht werden sollten. Nach einigen Schwierigkeiten (es gibt nur braune Eier in Uganda) klappte es dann auch aber nicht wie geplant. Viele Männer aus Kasambya fanden diesen Brauch interessant und ließen sich nicht abwimmeln. So kam es nicht zu intensiveren Gesprächen zwischen den Frauen. Spaß hat es aber trotzdem gemacht. Der größte Spaß war das Suchen der Eier. Am Ostersonntag nach der Messe haben wir bekanntgegeben, dass wir rings um die Kirche gefärbte Eier versteckt hatten, die die Kinder jetzt suchen dürfen. Da gab es kein Halten mehr. Hunderte Kinder rannten aus der Kirche und suchten hektisch die Eier. Nach wenigen Minuten war der Spaß vorbei und alle Eier waren gefunden. Man sagte uns, dass man diesen alten europäischen Brauch jetzt auch hier jedes Jahr aufleben lassen will.

Mit einer Drohne, die wir zusammen mit einem Piloten vor Ort gemietet hatten konnten wir erstmalig das gesamte Projekt von oben sehen. Erst aus dieser Perspektive kann man erkennen, welche Ausmaße der Campus und die anderen Elemente mittlerweile angenommen haben.

Wegen der beschriebenen Problematik mit den Plastikflaschen haben wir das Projekt „Eco Brix“ in Masaka besucht. Hier ist Andy Bownds (der „Erfinder“ des Uganda Marathons) seit einigen Jahren aktiv und sammelt und kauft Plastikflaschen per Gewicht aus denen er zusammen mit Sand Pflastersteine fertigt. Ein äußerst interessanter Besuch und wir haben die Möglichkeit über sein landesweites Netz der Ankaufstationen hier auch unseren leeren Plastikflaschen zu verkaufen. Das Thema wird 2020 recherchiert.

Eine großartige Abschiedsfeier tröstete uns darüber hinweg, dass wir uns jetzt längere Zeit nicht sehen können.

Stephen Jjumba - Unser Projektleiter vor Ort

Alle beschriebenen Aktivitäten wären nicht ohne unseren Projektleiter Stephen Jjumba möglich gewesen. Stephen hat den Bachelor in Transport und Logistik und weiß genau was er tut. Wir kommunizieren oft mehrmals täglich per WhatsApp. Nur so konnte das Projekt in so kurzer Zeit gemeinsam umgesetzt werden.

Ein sehr konstruktives Miteinander!

Ausblick 2020

Mit dem dritten Bauabschnitt sind die wesentlichen Elemente unseres Schulbaus abgeschlossen. Zehn Lehrerwohnungen, ein Verwaltungsgebäude mit Computer-/Unterrichtsraum für 25 Notebooks, einer Bibliothek einem Lehrerzimmer sowie Büros für die Verwaltung werden errichtet. Um das Gelände wird zur Sicherung des Campus eine Mauer/Zaun gezogen und im Eingangsbereich wird ein Tor und ein Wachhäuschen für die Securities gebaut. Teile des Campus werden mit Gartenanlagen versehen, bzw. gepflastert. Auf das Dach des Verwaltungsgebäudes wird eine große Photovoltaikanlage mit 30 Panels und Batterien installiert.

Weiterhin ist an Wochenenden und den Ferien die Einrichtung einer Art Volkshochschule für die Erwachsenenbildung geplant. 


Wir hoffen dass Sie einen kleinen Überblick über die letzten 12 Monate in unserem Projekt bekommen haben. Es begann vor 13 Jahren mit der Versorgung Kasambyas mit Trinkwasser und Verbesserung der Gesundheitssituation der Menschen. Mittlerweile können sie nach der Gründung einer landwirtschaftlichen Genossenschaft gutes Geld verdienen, haben sogar eine „Genossenschaftsbank“ gegründet, die auch Micro Kredite vergibt. Und sie können unter anderem auch das Schulgeld für ihre Kinder an unserer Schule bezahlen. 

Bleiben Sie uns gewogen.
Herzliche Grüße
Ihr Hand in Hand Team

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