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Bangladesch: Die medizinische Notsituation dauert an

M. Dentler
M. Dentler wrote on 11-02-2018
MOAS arbeitet in an vorderster Stelle der humanitären Krise in Bangladesch. Unsere zwei Aid-Stations haben seit Oktober 2017 bereits 34.000 Menschen medizinisch versorgt.

Laut WHO sind im Moment in Bangladesch 1.2 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Im Land halten sich mehr als 868.000 Rohingya Flüchtlinge auf, davon allein 655.500 Menschen, die nach den Gewaltausbrüchen nach dem 25. August 2017 aus Myanmar geflohen sind.

Gleich zu Beginn des Einsatz von MOAS in Südost-Asien im September 2017 hat MOAS 40 Tonnen an Hilfsgütern dem Militär in Bangladesch zur Verteilung übergeben. Bereits im Oktober konnte dann die erste Krankenstation in Shamlapur eröffnet werden, einem Fischerdorf im Golf von Bengalen, das einen der wichtigsten Eintrittspunkte für die Flüchtlinge aus Myanmar darstellt.

Bereits einen Monat später konnten wir unsere zweite Krankenstation in Unchiprang eröffnen, einem sog. wildem Flüchtlingslager in dem etwa 23.000 Menschen leben. Beide Krankenstationen stellen primäre und sekundäre medizinische Nothilfe für Rohingya-Flüchtlinge wie auch für die bedürftige lokale Bangladeschi Bevölkerung der Region zur Verfügung. 

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Hintergrund

Die medizinische Situation ist vor Ort ist düster. Als unterdrückte Minderheit in Myanmar hatten nur wenige Rohingya jemals eine angemessene medizinische Betreuung. Gleichzeitig hat auch die bitterarme einheimische Landbevölkerung in Bangladesch nur sehr beschränkten Zugang zu medizinischen Einrichtungen. 

Die lokalen Bedingungen sind unhygienisch und unberechnenbar. Die Ausbreitung von Infektionskrankheiten wird durch die überfüllten Lager begünstigt. Der Zugang zu sauberem Wasser ist extrem schwierig, so dass das Risiko für Erkrankungen durch verschmutztes Wasser sehr hoch ist.

 Laut IOM sind 81 % der Wasserproben in Flüchtlingslagern mit E. coli Bakterien kontaminiert. Tagtäglich kommen Dutzende Patienten in MOAS Krankenstationen aufgrund von Erkrankungen, die durch verschmutztes Wasser hervorgerufen wurden.

Die Rohingya sind eine traumatisierte Volksgruppe. Laut einem Bericht von MOAS Forschungspartner Xchange mussten 46% der interviewten Flüchtlinge Morde in Myanmar mit ansehen. 13% gaben an, sexuell mistbraucht worden zu sein, was allerdings wegen der Stigmatisierung von sexueller Gewalt vermutlich noch unter der Realität liegt. In Kombination mit den physischen Anstrengungen ihrer gefährlichen Flucht nach Bangladesch wurden viele der traumatisierten Rohingya besonders anfällig für Krankheiten.

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Bedrohungen und ihre Bekämpfung

Die größte Seuchengefahr geht aktuell von der grassierenden Diphterie aus. Diese vermeidbare Krankheit ist weltweit nahezu ausgerottet aber hat seit Kurzem ein Come-Back in Ländern mit zerstörten Gesundheitssystemen wie Jemen, Venezuela und Bangladesch.

Bis Mitte Januar 2018 wurden von 3.960 Fälle von Verdacht auf Diphterie in der Region Cox’s Bazar registriert mit 31 Todesfällen. 74% der Erkrankten waren unter 15 Jahre alt. Weitere Risiken bestehen durch grassierende Krankheiten wie Masern, Cholera und Ruhr.

Im Kampf gegen den anhaltenden Ausbruch von Diphterie in Bangladesch wurden bisher 315.000 Kinder geimpft. MOAS war mit seinem Team und der Aid-Station in Shamlapur, die als Impfstation diente, Teil dieser riesigen Aktion. Derzeit wird die zweite Impf-Welle vorbereitet um weitere 350.000 Kinder zu impfen.

Eine weiteres Problem ist die Unterernährung. Im November 2017 waren 24.3% der Kinder im Alter zwischen 6 Monaten und 5 Jahren in den Lagern um Kutapalong sind akut unterernährt. Seit dem vergangenen Jahr hat sich diese Zahl trotz der Bemühungen um humanitäre Hilfe sogar noch verschlechtert.

Es wird erwartet, dass im laufenden Jahr in den Flüchtlingslagern rund 48.000 Babies geboren werden, das sind 130 Geburten am Tag! Deshalb konzentriert sich MOAS im Moment auf Geburtshilfe und Pädiatrie. Bisher waren 44% der Patienten in MOAS Krankenstationen Kinder. Von den Erwachsenen sind 73% Frauen.

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Jetzt kommt der Winter

Der Fokus der Hilfsorganisationen in Bangladesch liegt für die kommenden Wochen darin, die Auswirkungen der beginnenden Regenzeit zu lindern. Heftiger Regen ist für niedrig gelegene Regionen ein Desaster. UNHCR versucht derzeit, die von Flut bedrohten Familien in höhere Regionen umzusiedeln und sie mit Zelten zu versorgen. Aufgrund der ohnehin schon äußerst desolaten Sanitäranlagen wächst die Gefahr von Seuchen noch weiter. Währenddessen wird es immer kälter und die damit verbundenen Krankheiten nehmen ebenfalls zu. 

MOAS stellt weiterhin den am meisten bedrohten und verletzlichsten Flüchtlingsgemeinschaften der Welt lebensrettende medizinische Nothilfe zur Verfügung. Wir rufen die internationale Gemeinschaft auf, das Elend der Rohingya nicht zu vergessen. Der Winter kommt jetzt und die Situation ist hoffnungslos.

 


Winterhilfe für die Flüchtlinge in Bangladesch